Es begann als ungewöhnliche Koalition zwischen Industrie und Naturschutz: 1997 gründeten der Nahrungsmittelkonzern "Unilever" und die Stiftung "World Wide Fund for Nature" den "Marine Stewardship Council" (MSC). Dieser Sachverständigenrat, der inzwischen von seinen Gründungsorganisationen unabhängig ist, zeichnet jene Fischereibetriebe mit dem MSC-Siegel aus, die das Meer nicht überfischen, deren Tätigkeit die marine Umwelt möglichst wenig schädigt und eine nachhaltige Nutzung ermöglicht. Und er verleiht das Siegel für Produkte, die auf Fänge dieser Flotten zurückgehen.
Mehr als 50 Fangbetriebe weltweit haben bis heute das MSC-Siegel erhalten, darunter die Hering-Flotte im englischen Hastings sowie Teile der Seelachs-Flotte vor Alaska. Die zertifizierten Betriebe fangen pro Jahr mehr als drei Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte. 20 Fischereien sind noch in der Bewertung, 20 bis 30 weitere in der Vorbewertung. Entscheidender aber aus Verbrauchersicht: Heute sind über 30 Prozent der populärsten "Weißfisch"-Arten (z. B. pazifische Spezies von Heilbutt, Kabeljau, Seehecht oder Seelachs) MSC-zertifiziert. Über 500 Produkte in 27 Ländern führen das blaue Siegel. In Deutschland findet es sich in Sortimenten von Supermärkten ("Lidl", "Aldi", "Metro") wie auch auf Produkten von Großlieferanten wie "Frosta" oder "Deutsche See".
Doch es gibt auch Kritik an dem Ökolabel: Die "Greenpeace"-Meeresexpertin Iris Menn etwa hält die MSCKriterien für zu lasch. Diese erlaubten beispielsweise den Gebrauch der zerstörerischen Grundschleppnetze. Andere Kritiker fragen, ob es im Hinblick auf eine ausgewogene Umweltbilanz zu verantworten sei, die MSC-Lizenz an Produzenten zu vergeben, die Pazifischen Kabeljau aus Alaska oder gar Neuseeländischen Hoki bis nach Europa transportieren. Als fünf große US-Umweltverbände vor wenigen Jahren die MSC-Lizenzen unter die Lupe nahmen, stellten sie bei vier Fischereien Mängel fest. Dennoch: Wer mit dem MSC-Siegel ausgezeichnete Ware kauft, kann sie zumindest weit unbedenklicher genießen als jeden anderen Fisch, dessen Herkunft nicht nachprüfbar ist.