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Solarlift Solarlift: 120 Höhenmeter mit der Kraft der Sonne

In der schweizerischen Gemeinde Tenna soll ein weltweit einzigartiger Skilift entstehen. Den Strom werden bewegliche Solarpanels liefern, die direkt auf der Liftanlage montiert sind

Die Bürger der Gemeinde Tenna im schweizerischen Graubünden sind offen für Innovationen: Sie planen den ersten Skilift der Welt, der ausschließlich mit Sonnenstrom fährt. Das Besondere: Für optimale Effizienz und Umweltschonung werden die Panels direkt über der 460 Meter langen Liftanlage montiert - und zwar schwenkbar, um der Sonne folgen zu können. Wir sprachen über das Projekt mit dem Präsidenten der Genossenschaft Skilift Tenna, Eduard Schaufelberger.

Warum planen Sie einen neuen Skilift? Der alte tut's doch noch?

Die bestehende Anlage ist 40 Jahre alt. Im April dieses Jahres läuft die Konzession aus. Dazu kommt, dass Ersatzteile nur schwer zu bekommen sind. Das hat uns dazu bewogen, einen neuen Lift zu planen. Der wird mit 800 Personen pro Stunde die doppelte Leistung bringen.

Warum setzen Sie dabei auf Solarenergie?

Die Dorfmitte von Tenna befindet sich auf etwa 1650 Meter. Wir liegen also immer über dem Nebel und haben überdurchschnittlich viele Sonnenstunden. Dazu kommt, dass wir schon seit 2009 hier in der Gemeinde fünf große Solaranlagen auf den Dächern von landwirtschaftlichen Gebäuden installiert haben. Die sind so effizient, dass wir auch den neuen Skilift mit Sonnenstrom betreiben wollen.

Solarlift: Treibt das Solarlift-Projekt voran: Eduard Schaufelberger
Treibt das Solarlift-Projekt voran: Eduard Schaufelberger
© privat
Solarlift: Umweltgerechte Raumnutzung: Im Sommer kann die Fläche unter den Solar Wings wie bisher beweidet werden
Umweltgerechte Raumnutzung: Im Sommer kann die Fläche unter den Solar Wings wie bisher beweidet werden
© Bartholet Maschinenbau AG

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Solarpanels direkt auf dem Lift zu montieren?

Die Idee dazu hatte der Konstrukteur der Seilbahn. Der Skilift selbst hat keine großen Gebäude, auf denen man Solaranlagen errichten könnte. Also schlug er vor, den Lift so zu bauen, wie er geplant war - allerdings mit zwei zusätzlichen Kabeln etwa zwei Meter über der Liftanlage, zwischen denen die Solarpanels aufgehängt werden. Das Besondere daran ist, dass die Panels in der Längsachse beweglich gelagert sein werden. So können wir ihre Position etwa alle zehn Minuten dem Sonnenstand anpassen. Das macht sie rund 25 Prozent effektiver als starr montierte Panels.

Wie finanzieren Sie das?

Da wir rund ums Jahr Strom produzieren können, werden wir auf das ganze Jahr gesehen dreimal so viel Strom erzeugen wie wir verbrauchen. Den überschüssigen Strom werden wir verkaufen und ins Netz einspeisen.

Reicht der Strom auch in der Skisaison?

An schönen Tagen werden wir auch im Winter einen Überschuss erzielen. Aber man muss realistisch sein. Wenn der Himmel bedeckt ist, werden wir Strom zukaufen müssen - natürlich nur Solarstrom. Leider lässt sich ja der Strom, den wir im Sommer erzeugen, nicht mit einem Akku zwischenspeichern.

Sie wollten den neuen Lift ursprünglich schon in diesem Winter in Betrieb nehmen ...

Die Planung war sehr knapp. Zumal wir erst vor einem Jahr von der "Solar Wings"-Technik erfahren haben, also von der Möglichkeit, Solarpanels beweglich zwischen Kabeln zu montieren. Dazu kommt, dass wir ein Zertifikat brauchen, um den Strom von der Liftanlage als Ökostrom zu verkaufen. Da es sich um eine Pilotanlage handelt, brauchen die zuständigen Stellen, darunter auch der Verein für umweltgerechte Energie, noch etwas mehr Zeit.

Die Technik wirkt filigran. Rechnen Sie mit Problemen beim Bau?

Wir betreten damit Neuland, es handelt sich um eine Pionieranlage. Aber das Solar Wings-System mit den beweglich aufgehängten Panels ist schon realisiert worden, auch in viel größeren Dimensionen. Es gibt eine Anlage hier in Flums und eine in Deutschland, in der Nähe von Waldshut. Der Aufbau der Liftanlage selbst braucht höchstens zwei Monate.

Mehr über das Projekt

CO2-neutrale Seilbahnen

Längst haben die Seilbahnbetreiber erkannt, dass sie mit Energieeinsparung und eigener Stromgewinnung aus erneuerbaren Ressourcen, vor allem Sonnenenergie, Geld sparen, etwas für die Umwelt tun und bei Touristen punkten können.

Im schweizerischen Toggenburg fährt die Gondelbahn Wildhaus-Gamplüt schon seit vier Jahren mit Solarenerie. Eine 350 Quadratmeter große Fotovolatikanlage auf dem Dach von Bergstation und Restaurant produziert den Strom. Der Skilift Pany im Prättigau bezieht zu 100 Prozent Ökostrom aus der Region.

Im Österreichischen Brixen wird die 205 Meter lange Verbindungslift zwischen der Talabfahrt und der Choralpe mit Solarstrom angetrieben. Für den Strom sorgen insgesamt 113 Qadratmeter Solarpanels auf der Talstation.

Die höchste Solaranlage Deutschlands befindet sich auf der Gipfelstation der Zugspitzbahn. Sie soll der Ski-WM 2011 zu einer besseren CO2-Bilanz verhelfen.

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