Läden, in denen Verpackungen die Ausnahme sind, gibt es längst. Doch solche Unverpackt-Geschäfte sind selbst Ausnahmen: Der in Deutschland angefallene Verpackungsabfall ist auch im Jahr 2018 wieder leicht angewachsen. Das geht aus neuesten Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA) hervor. (Zahlen zu 2019 liegen noch nicht vor.)
Demnach ist die gesamte Menge des Verpackungsmülls gegenüber dem Vorjahr um 0,7 Prozent angewachsen. Und innerhalb von zehn Jahren sogar um fast 18 Prozent. Von der Gesamtmenge des Mülls entfallen fast die Hälfte (47 Prozent) auf private Endverbraucher. Damit kommen auf jeden Deutschen und jede Deutsche rechnerisch 107,7 Kilogramm pro Jahr. Das sind über 20 Prozent mehr als noch im Jahr 2010.
Was treibt den Verbrauch von Verpackungen an?
Für diesen negativen Trend nennt das UBA ein ganzes Bündel an Ursachen. Zu einen, so das UBA, habe das wirtschaftliche Wachstum des Jahres 2018 auch eine höhere Zahl von verpackten und verkauften Produkten mit sich gebracht.
Aber auch Konsumgewohnheiten seien für das höhere Müllaufkommen mitverantwortlich. So habe sich laut UBA 2018 der Trend zu Online-Shopping, To-Go-Essen und Getränken in Einwegverpackungen fortgesetzt. Zudem würden immer mehr Nahrungsmittel in kleineren Portionsgrößen angeboten. Das spart zwar Lebensmittelabfälle im Kühlschrank. Doch je kleiner die Portion, desto mehr Verpackungsmaterial wird im Verhältnis zum Inhalt benötigt.
Auch der Trend zu wiederverschließbaren Verpackungen kommt zwar den Konsumenten entgegen und helfe Nahrungsmittelabfälle vermeiden. Allerdings bringen solche Verschlüsse, ebenso wie Dosierhilfen, zusätzliche Materialaufwände mit sich.
Verpackungen sollten so einfach wie möglich gestaltet sein
Bei der Vorstellung der Zahlen mahnte der Präsident des UBA, Dirk Messner, die Hersteller, auf unnötige Funktionen zu verzichten und auf Mehrwegverpackungen zu setzen. Verpackungen müssten so einfach wie möglich gestaltet sein, damit sie problemlos recycelt werden können.
Die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen liegt in diesem Jahr bei 58,5 Prozent, im Jahr 2022 steigt sie auf gesetzlich vorgeschriebene 63 Prozent.
An die Verbraucher gerichtet, rät Dirk Messner zum Vermeidungsprinzip: "Verpackungen sollten vermieden werden, bevor sie überhaupt anfallen. Mehrwegbecher beispielsweise für den Coffee-To-Go müssen die Regel werden, aber auch wer Essen mitnimmt, sollte dies in Mehrwegbehältern tun können. Die Flut an Pizzakartons und Kaffeebechern in Mülleimern und Parks hätte so ein Ende."
Wie sich der Verpackungsverbrauch seit Beginn der Corona-Pandemie entwickelt hat, ist dem UBA zufolge noch unklar. Abzusehen sei allerdings, dass mehr Serviceverpackungen für Essen und Getränke verbraucht worden seien, heißt es aus der Behörde.