Seit einigen Jahren machen Start-ups aus hässlichem Gemüse ein Geschäft: Billig kaufen sie verknotete Möhren und blassen Salat ein, pürieren und mixen sie – und verkaufen das Gemüse als Smoothie oder Suppe im Supermarkt. Natürlich mit Profit.
Die Start-ups bewerben ihre Produkte als nachhaltig, da das Gemüse und Obst ansonsten verrottet sei – nur stimme das oft gar nicht, kritisiert Sarah Taber, Unternehmensberaterin und ehemalige Farmerin. Sie sagt, dass nicht genormtes Gemüse bereits gut verwertet werde. Einerseits landeten die Exemplare oft bei Discountern, anderseits kauften Hersteller das Gemüse auf, um daraus etwa Salate oder Fertigprodukte zu machen.
Die Start-ups seien also pseudo-nachhaltig und würden dem sogenannten zweiten Markt sogar schaden: Die schicken Smoothies nehmen Menschen, die auf die Discounter angewiesen sind, das Gemüse weg. Craig Hanson, Experte für Ernährung und Verschwendung vom World Resource Institute, bezweifelt allerdings, dass die neuen Kleinunternehmen einen großen Einfluss auf den riesigen Lebensmittelmarkt haben.
Die EU hatte zuletzt einige der umstrittenen Formvorgaben für Gemüse und Obst wieder eingezogen. Die größeren Händler behalten sie allerdings bei und begründen sie auch damit, dass die Verbraucher an gerade Gurken gewöhnt sind.
Wie viele Lebensmittel tatsächlich verschwendet werden, weil sie den Standards nicht entsprechen, lässt sich schwer beziffern. Zu kleine Früchte kann etwa die Erntemaschine nicht erfassen, bei schnell verderbendem Gemüse wie Spargel gibt es oftmals nur einen Erntedurchgang – zu jenem Zeitpunkt unreifes Gemüse bleibt dann zwangsläufig im Feld.
Lebensmittelverschwendung ist ein globales Problem: Ein Drittel der weltweit produzierten Nahrung wird nie gegessen. Auf der Suche nach einem Schuldigen zeigt sich: Die Vergeudung lauert da, wo man sie nicht erwartet: In einerfünfteiligen Serie gehen wir auf überraschende Erkenntnisse zum Thema Lebensmittelverschwendung ein. Hier finden Sie Teil 1, Teil 2 und Teil 3. Teil 5 folgt am kommenden Montag.