Mehr Ökostrom war nie: In den ersten drei Monaten des Jahres lag der Anteil von Wind, Wasser und Co. an dem gesamten Stromverbrauch in der Bundesrepublik bei 52 Prozent. Im Vorjahreszeitraum waren es dagegen nur 44,4 Prozent. Das geht aus Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervor.
Demnach ist der Rekordwert auf verschiedene "Sondereffekte" zurückzuführen. So war der Februar stürmisch, die Windstromausbeute somit ungewöhnlich hoch. Der März dagegen bescherte den Betreibern von Fotovoltaikanlagen mit vielen Sonnenstunden eine hohe Strom-Ausbeute. Zu dem hohen prozentualen Anteil der Erneuerbaren trug aber auch bei, dass der Verbrauch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Prozent gesunken ist – vor allem wegen der Corona-Pandemie. Auch Kraftwerksstilllegungen zum Ende des vergangenen Jahres und der Einspeisevorrang für Erneuerbare hätten, so die Experten, zum aktuellen Ökostrom-Rekordwert beigetragen.
Trotz des Rekords: 65 Prozent-Ziel bis 2030 „kaum zu erreichen“
Allerdings, so ZSW und BDEW, lasse sich darauf keine Prognose für das ganze Jahr ableiten. Denn in den ersten Monaten jedes Jahres sorgten die Erneuerbaren wegen der Wetterbedingungen regelmäßig für hohe Werte.
Zudem warnen die Experten vor einem Stillstand bei der Energiewende: „Die Rekordzahlen stehen in scharfem Kontrast zur dramatischen Situation beim aktuellen Ausbau von Wind- und PV-Anlagen: Werden die Hemmnisse und Deckel hier nicht zügig beseitigt, ist das 65 Prozent-Ziel bis 2030 kaum zu erreichen“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Regenerative Energiequellen lieferten von Januar bis März insgesamt 77 Mrd. Kilowattstunden Strom. 43 Mrd. davon entfielen auf Windanlagen an Land, 11 Mrd. auf Biomasse-Kraftwerke, 9 Mrd. auf Offshore-Windkraft, 7 Mrd. auf Fotovoltaik und 5 Mrd. auf Wasserkraft.
Der Ökostromanteil wird üblicherweise aus dem Bruttostromverbrauch ermittelt. Legt man die Bruttostromerzeugung zugrunde, also den Gesamten in Deutschland produzierten – auch exportierten – Strom, ergibt sich ein Erneuerbaren-Anteil von 49 Prozent.