Die gute Nachricht zum Jahresbeginn: Auch wenn der Ausbau der Windkraft im vergangenen Jahr einen schweren Einbruch erlitten hat, kann die Energieerzeugung mit erneuerbaren Energieträgern einen Rekord verzeichnen. Im vergangenen Jahr wurde mit Wind, Sonne und Wasser erstmals mehr Strom erzeugt als mit Kohle, Öl und Gas zusammen. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme.
Die Experten berechneten, welchen Anteil die Stromerzeugungsarten an der Netto-Stromerzeugung haben – also am Strommix, der zu Hause tatsächlich aus der Steckdose kommt. Waren es im Vorjahr zusammengerechnet noch 40,6 Prozent, stieg der Anteil der Erneuerbaren im Jahr 2019 auf 46 Prozent. Das sind immerhin sechs Prozent mehr als alle fossilen Energieträger zusammen (ohne Atomkraft, die nicht zu den fossilen Energien zählt).
Größter Gewinner ist – obwohl der Ausbau stockt – die Windkraft. Windkrafträder produzierten im vergangenen Jahr insgesamt 127 Terawattstunden (Twh). Das entspricht einer Steigerung von 15,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und macht Strom aus Windkraft erstmals zur ergiebigsten einzelnen Energiequelle.
Einbruch bei der Kohleverstromung
Einen heftigen Rückgang erlebte dagegen die Kohleverstromung. Bei der besonders umstrittenen Braunkohle ging die erzeugte Leistung um mehr als 22 Prozent zurück, bei der Steinkohle sogar um ein Drittel. Grund dafür sind laut den Fraunhofer-Experten die veränderten Marktbedingungen: Weil immer mehr Windkraft auf dem Markt ist, musste die Stromerzeugung aus Kohle zurückgefahren werden. Auch der 2019 angehobene Preis für CO2-Zertifikate schmälerte die Marge beim besonders CO2-intensiven Kohlestrom. Unattraktiv wurde Kohle zudem durch niedrige Gaspreise. Die vergleichsweise klimafreundliche Stromerzeugung mit Gas konnte ihren Anteil an der Nettostromproduktion durch den Kostenvorteil um mehr als 21 Prozent steigern.
Luft nach oben für Sonnenenergie
Einen Rekord vermelden die Experten außerdem bei der Solarenergie. Am 19. April des vergangenen Jahres, um exakt 13 Uhr, speisten die Solaranlagen des Landes satte 33 Gigawatt (GW) ins öffentliche Netz ein. Das entsprach fast der Hälfte der gesamten Energieerzeugung zu diesem Zeitpunkt. Einziger Wermutstropfen: Um ein ausgewogenes Verhältnis von Wind- zu Sonnenstrom zu erhalten, so die Experten, müssten zu der derzeit installierten Solar-Leistung von 48 GW noch einmal 15 GW hinzukommen.
Die Bedingungen dafür scheinen jedenfalls günstig. Denn im Zuge der Klimaerwärmung gibt es in Deutschland auch mehr Sonnenstunden. So schien die Sonne in den vergangenen fünf Jahren vielerorts 100 Stunden länger als im Fünf-Jahreszeitraum davor.