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Weltverbesserer Wie dieser Ingenieur Afrikas Ernten retten will

Lawrence Okettayot
Noch als Student entwickelte Lawrence Okettayot den Dörrofen, jetzt will er ihn erst in Uganda, später in ganz Ostafrika populär machen
© Frederic Noy
Hitze lässt in Afrika viele frische Esswaren verderben. Abhilfe soll nun ein Dörrofen schaffen – entwickelt hat ihn ein junger Ingenieur

Auch dort, wo Hunger herrscht, werden Lebensmittel weggeworfen: In vielen heißen Ländern Afrikas geschieht das vor allem deswegen, weil die Produkte nicht ausreichend gekühlt werden können. Klimatisierte Lagerhallen können sich die meisten Gemeinden nicht leisten – oder es fehlt der Strom, um sie zu betreiben. Die Folgen dieser logistischen Notlage sind immens: Etwa die Hälfte aller frisch geernteten Früchte landet auf dem Kontinent im Müll, berichtet die amerikanische Rockefeller-Stiftung. Mit dieser Menge könnten jedes Jahr 300 Millionen Menschen versorgt werden, schätzt die UN – also etwa ein Viertel der afrikanischen Bevölkerung.

Abhilfe verspricht der „Sparky Dryer“, ein kleiner, günstiger Dörrofen. Binnen weniger Stunden trocknet er in Scheiben geschnittene Früchte, etwa Mangos oder Kürbisse, aber auch Getreide wie Hirse und Mais. So sind die Produkte monatelang haltbar statt nur einige Tage. Entwickelt hat den Ofen Lawrence Okettayot aus Uganda. Der 24-jährige Ingenieur erfuhr von seinem Onkel, dass dieser als Bauer etwa 40 Prozent seiner Ernte wegwerfen muss. Es ist ein landesweites Problem: Obwohl Uganda mehr Nahrungsmittel produziert, als es verbrauchen kann, herrscht Hunger.

50 Kilo Gemüse wird binnen fünf Stunden gerettet

Noch während seines Maschinenbaustudiums konstruierte Okettayot deshalb gemeinsam mit Freunden den Sparky Dryer. 50 Kilogramm Gemüse trocknet der Ofen innerhalb von fünf Stunden. Dabei verbraucht er zwei Kilogramm Brennstoff, etwa Gartenabfälle. Ein Katalysator reinigt die Abgase, fünf Jahre soll das Gerät halten. Mit den Trockenfrüchten würden die Bauern in manchen Monaten sogar höhere Gewinne erzielen als mit frischer Ware, erklärt Okettayot: Während der Erntezeit müssen sie auf dem Markt nahezu jeden Preis akzeptieren, um ihre Ware vor dem Verrotten zu bewahren. Getrocknete Früchte dagegen verkaufen sich auch außerhalb der Saison. „So stabilisiert sich der Verdienst der Bauern über das gesamte Jahr“, sagt Okettayot. Sein Onkel konnte sein Einkommen um 400 Prozent steigern und hat sich ein größeres Haus gebaut.

Der Sparky Dryer
Einfache, stromlose Technik: Der Sparky Dryer trocknet Früchte binnen weniger Stunden
© Frederic Noy

Ein Ofen pro Dorf ist das Ziel

Bislang nutzten afrikanische Bauern kaum Trockenöfen. Die herkömmlichen Modelle sind teuer und brauchen meist Strom. Das traditionelle Trocknen in der Sonne dauert länger, gilt oft als unhygienisch – und ist während der Regenzeit keine Option. Mit einem Preis ab 70 Euro ist der Sparky Dryer günstiger als elektrische Öfen – doch auch diese Summe kann in Uganda nicht jeder Bauer aufbringen. Erst 25 Trockner hat Okettayot deshalb verkauft. Doch mit seinem Team entwirft er bereits größere Modelle: So könnte sich ein Dorf gemeinsam einen Ofen kaufen und nutzen.

GEO Nr. 04/2019 - Der Aufbruch des Menschen

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