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Energetische Sanierung Was Sie wirklich wissen müssen, wenn Sie Ihr Haus dämmen möchten

Wärmedämmung
© Ingo Bartussek / Fotolia
Sie haben gehört, eine energetische Sanierung sei zu teuer? Oder bringt nichts? Wir machen den Fakten-Check

1. Wirkt Wärmedämmung überhaupt?

Na klar wirkt sie. Berechnungen haben gezeigt, dass sich – je nach Haustyp, Alter und Sanierungsmaßnahmen – Einsparungen von 50 bis 80 Prozent erreichen lassen. Unter optimalen Bedingungen sind sogar 90 Prozent drin. Ein perfekt saniertes Haus hätte also nur noch ein Zehntel seines früheren Heizenergiebedarfs.

Eine Beispielrechnung aus der Bauphysik zeigt, dass moderner Wärmeschutz massivem Stein weit überlegen ist: So müsste eine Wand, die nur aus gewöhnlichen Klinkern mit senkrechten Löchern (Hochlochziegel) besteht, drei Meter dick sein, wollte man denselben Dämmeffekt erreichen wie mit einer 36 Zentimeter dicken Wand und einer 15 Zentimeter starken Dämmschicht. Übrigens zeigen sich auch im Sommer die Vorteile einer gedämmten Gebäudehülle. Denn das Mauerwerk kann sich dank der schlecht Wärme leitenden Schicht gar nicht erst aufheizen: Innen bleiben die Wände kühl.

2. Ist die Sanierung teuer?

Natürlich wäre die pauschale Aussage, dass sich eine Modernisierung in jedem Fall rechnet, unseriös. Denn bei der Planung und Umsetzung können Fehler passieren, auch verändertes Verhalten kann einen Teil des Einsparungspotenzials zunichtemachen. Und am Ende werden vielleicht nicht ganz die Werte erreicht, die prognostiziert wurden.

Aber wer nur darauf schaut, wie viel Heizöl er einspart, und das dann mit seinen Investitionen verrechnet, denkt zu kurz. Denn gut gedämmte Häuser steigen im Wert. Und vor allem fühlen wir uns, weil die Wände wärmer sind, wohler in ihnen. Und darum geht es doch: den Wohnwert zu verbessern.

Übrigens: Die Amortisationszeit, also die Zeit, die vergeht, bis sich eine Dämmmaßnahme betriebswirtschaftlich rechnet, kann ernüchternd lang sein: zwischen 10 und 20 Jahre. Aber ist es sinnvoll, an Klimaschutz und Verbesserungen der Bausubstanz die Maßstäbe von börsennotierten Unternehmen anzulegen? Wer ein Haus baut, rechnet auch nicht nach, wann er das investierte Geld wieder „raushat“.

3. Sind sanierte Häuser hässlich?

Bestehen bald ganze Städte aus Wohnhäusern, denen dicke Styroporhauben übergestülpt wurden? Ist das charakteristische Bild der Stadt (und des Dorfs) in Gefahr? Keineswegs. Denn zum einen gibt es schon zahllose gute Beispiele, wie eine Sanierung gelingen kann, ohne dass das Erscheinungsbild eines Hauses ge- oder gar zerstört wird. Idealerweise gelingt sogar eine optische Aufwertung. Wenn das „Gesicht“ eines Hauses besonders erhaltenswert ist, können statt einer Fassadendämmung andere Maßnahmen sinnvoll sein, etwa eine Innendämmung, eine Dämmung der rückseitigen Fassade, von Dach und Keller – und eine Erneuerung oder Modernisierung der Heizungsanlage.

Ein Beispiel: In Norddeutschland wurde oft zweischalig gebaut. Das heißt, vor dem tragenden Mauerwerk wurde mit etwas Abstand der Klinker gemauert. Solche Wände haben schlechte Dämmwerte, und nicht selten kommt es zu Schimmelproblemen in der Wohnung. Wer aus ästhetischen Gründen eine Außendämmung ablehnt, für den kommt vielleicht eine Dämmung des Zwischenraums mit losen mineralischen Dämmstoffen infrage. Das ist zwar nicht ganz so effektiv wie eine Außendämmung, aber dafür in optischer Hinsicht vollkommen diskret.

4. Schimmelt es in gedämmten Häusern?

Dieses Vorurteil ist richtig und falsch zugleich. Richtig ist es insofern, als gedämmte Häuser sehr viel dichter sind als ungedämmte. Passivhäuser sind sogar vollkommen luftdicht, um ungewollten Luftaustausch zu unterbinden. Wenn wir nach solchen Abdichtungsmaßnahmen weiterhin unsere Wäsche in der Wohnung trocknen und nicht vermehrt lüften, kann es tatsächlich dazu kommen, dass sich Schimmel bildet. Das ist allerdings nicht der Dämmung anzulasten, sondern unserem Verhalten. Regelmäßiges und richtiges Lüften ist in gut gedämmten Häusern noch sehr viel wichtiger.

Darüber hinaus kann es bei Planungsfehlern zu Schimmelbildung kommen. Nämlich dann, wenn Wärmebrücken, zum Beispiel in Ecken oder Fensterlaibungen, übersehen wurden. Hier kann die Feuchtigkeit der Raumluft kondensieren. Doch solche Fehler sind leicht zu vermeiden.

5. Verbraucht Wärmedämmung mehr Energie, als sie einspart?

Es ist zwar richtig: Auch die Herstellung von Materialien zur Dämmung kostet Energie. Hinzu kommen der Transport und die Verarbeitung. Nachgerechnet ergibt sich allerdings eine ganz klare Empfehlung für das Dämmen. Denn auch wenn es bei den verschiedenen Materialien große Unterschiede gibt und nicht alle als umweltfreundlich gelten können – in der Summe sind die Einsparungen durch Dämmstoffe schon nach weniger als einer Heizperiode größer als die zu ihrer Herstellung aufgewendete Energie.

6. Sind Wärmedämmverbundsysteme brandgefährlich?

Vor einigen Jahren flammten in den Medien Berichte über lichterloh brennende Fassaden auf. Das meistverwendete und günstigste Dämmmaterial, WDVS aus Polystyrol („Styropor“), sollte dafür verantwortlich sein. Und das, obwohl es als „schwer entflammbar“ gekennzeichnet war. Häuslebauer, Feuerwehren und Materialprüfer waren alarmiert.

Fakt ist, dass WDVS nicht von selbst anfängt zu brennen. Dem eigentlich gut brennbaren Kunststoff Polystyrol wird sogar noch ein Mittel beigemischt, das die Brennbarkeit herabsetzt. Nämlich das giftige (und inzwischen weitgehend verbotene) HBCD. Und die oberste Putzschicht sorgt normalerweise dafür, dass Flammen oder Funken gar nicht erst an den Kunststoff gelangen. Ausgelöst wurden die Brände ausnahmslos durch fahrlässiges Verhalten.

Zudem gibt es neue Bauvorschriften, die die Brandgefahr eindämmen. So ist heute ein Riegel aus einem nicht brennbaren Material, zum Beispiel Mineralwolle, Pflicht. Dieser wird alle zwei Geschosse horizontal umlaufend zwischen die Polystyrolplatten gesetzt, um eine Ausbreitung von Bränden zu verhindern.

Der Text ist ein Auszug aus dem Buch "Nachhaltig wohnen im Handumdrehen" von GEO.de-Redakteur Peter Carstens.

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