Als die Zahl vor einigen Jahren publik wurde, sorgte sie für großes Aufsehen. 45 Millionen männliche Hühnerküken werden demnach jedes Jahr allein in Deutschland direkt nach dem Schlüpfen vergast oder geschreddert. Nur weil sie das falsche Geschlecht haben.
Denn Hühner, die für die Eierproduktion gezüchtet werden, sind nicht für die Fleischproduktion „optimiert“. Folglich sind die männlichen Küken für die Industrie nutzlos. Und werden getötet.
Juristische Schritte, diese Praxis zu unterbinden, waren bislang ohne Erfolg. Denn das Tierschutzgesetz fordert zwar einen „vernünftigen Grund“, der vorliegen muss, um ein Tier straffrei zu töten. Doch dafür reicht nach geltender Rechtsprechung schon, dass Unternehmen mit der Hühnerproduktion Geld verdienen – und Umsatzeinbußen zu befürchten wären, wenn sie das Töten beenden müssten.
Eine mögliche Lösung des Problems wäre, schon am nicht geschlüpften Embryo maschinell das Geschlecht abzulesen – und das „männliche“ Ei gar nicht erst auszubrüten. Solche Verfahren sind allerdings noch in der Entwicklung.
Hühnerproduktion ohne "Brudermord"
Eine andere Möglichkeit ist das „Zweinutzungshuhn“. Soll heißen: eine Hühnerrasse, die gleichermaßen für die Eier- und die Fleischproduktion geeignet ist.
Der Alnatura-Bio-Supermarkt etwa bietet seit Anfang dieses Jahres nur noch Eier von Zweinutzunghühnern an.
Jetzt zieht der konventionelle Lebensmittelhandel nach. Rewe bietet nach einer Testphase ab sofort in allen Märkten in Deutschland Eier von Hühnern an, die ohne das Kükenschreddern aufgezogen wurden.
Zusätzlich verspricht der Lebensmittelhändler, dass bei der Aufzucht auf das schmerzhafte Schnabelkürzen verzichtet wurde. Ab September 2017 sollen die Eier auch in Bio-Qualität erhältlich sein – allerdings vorerst nur in 200 Märkten in Bayern.
Doch Liebhaber von Frühstückseiern sollten sich keinen Illusionen hingeben. Auch die geretteten „Bruderhähne“ landen nach wenigen Wochen beim Schlachter.