Pamela Reed beschreibt sich selbst als Foodbloggerin, Rezeptentwicklerin, Urban Gardener und fünffache Katzenmutter. Mit ihrem Ehemann Matthew zog sie 2005 von Pittsburgh, wo sie die Kunstakademie besuchte, nach New York. Besonders im Sommer vermissten beide die Gärten Pennsylvanias, in denen sie aufgewachsen waren. Dass es da, wo sie jetzt wohnten, weder Gärten noch Beete gab, schreckte sie nicht ab – sechs Stockwerke hoch auf dem Dach begannen sie in einigen Pflanzkübeln mit dem Gärtnern.
Aus bescheidenen Anfängen entstand eine Miniaturfarm. Brokkoli und Blumenkohl, Tomaten und Paprika, Sojabohnen für Edamame, Kefe, Kartoffeln, Zwiebeln, Karotten, Salate und Grünkohl wachsen in Töpfen, Säcken, Beeten und Kisten, während Kürbisse und Wassermelonen an Pfosten emporranken. Gestelle mit Gartenvlies schützen vor kalten Winden. Mit dem Smartphone werden Wettervorhersagen und Windgeschwindigkeiten abgerufen. Der Hurrikan Sandy vernichtete 2012 die gesamten Kulturen des Paars, aber bereits in der letzten Saison warf der Dachgarten erstaunliche 208 Kilogramm Gemüse ab.
Essensreste werden konsequent kompostiert und mit Kakaobohnenschalen vermischt, um eine lockere Krume zu gewinnen. Möglichst viel Regenwasser wird aufgefangen. Im ersten Jahr schleppten die beiden noch alles Wasser zum Gießen mehrere Treppen hoch. Mittlerweile steht ihnen ein Schlauchanschluss in einem benachbarten Waschraum zur Verfügung.
Der Versuch Pamelas, Hühner zu halten, scheiterte an der Hausordnung und den örtlichen Bauvorschriften; die Zahl der New Yorker, die mittlerweile damit in Hinterhöfen und Gemeinschaftsgärten begonnen haben, wächst aber. Stattdessen denkt Pamela über Imkerei nach, ebenfalls ein beliebter Zeitvertreib in New York City, wo es sogar eine Gesellschaft der Bienenzüchter gibt.

Aus Kostengründen ziehen Pamela und Matthew alle ihre Pflanzen selbst aus Samen. Dafür nutzen sie ein Regalsystem mit Wärmelampen im Haus. Jungpflanzen kommen erst unter den freien Himmel, wenn die Fröste ganz sicher vorüber sind. Pamela ist davon überzeugt, dass man die Liebe, die sie ihrem Gemüse angedeihen lässt, herausschmecken kann. Mit ihren Blogs ermutigt sie andere, es ihr gleich zu tun, selbst unter widrigen Umständen. Sie ersinnt für ihre Online-Gemeinde leckere Rezepte. Einen erfolgreichen Tag lässt sie am liebsten auf dem Dach ausklingen, wenn der Grill zwischen den Beeten auf dem Dach angeheizt wird.

Pamelas Rezepte sind simpel und schnörkellos; sie bauen vorzugsweise auf dem frisch gepflückten Gemüse auf. Ernteüberschüsse werden vorausschauend verarbeitet. In Olivenöl mit Knoblauch und Basilikum geschmorte Tomaten etwa lassen sich gut als Pastasoße oder für die Pizza haltbar portionieren und einfrieren.
Vor Kurzem lud die ehemalige First Lady Michelle Obama das Brooklyn Farm Girl Pamela zur Besichtigung des Präsidenten-Gemüsegartens ein, der ihre Familie und die Bediensteten des Weißen Hauses mit frischem Gemüse versorgt. Die Präsidentengattin gründete die Initiative "Let’s Move", die Bewegung und gesunde Ernährung mit selbst gekochten Speisen aus dem eigenen Garten propagiert. "Stell dir mal vor«, malt sich Pamela aus, »wie sehr die Gesundheit der Menschen davon profitieren würde, wenn wir alle selbst kochen würden, und wie schön und erfüllend das Gefühl ist, die Zutaten dafür auch noch selbst angebaut zu haben."
Allmählich reicht Pamela und Matthew der Platz nicht mehr aus, um alle gemeinsamen Gartenpläne zu verwirklichen. Ein neues Abenteuer wartet: Grund und Boden kaufen, mit Platz für einen großen Obst- und Gemüsegarten, einen Teich und viele Tiere. "Und einem modernen Containerheim mit Ausblick auf die Berglandschaft der Catskills." Ob die Träume wahr werden, erfährt man sicherlich unter brooklynfarmgirl.com.

Das Porträt von Pamela Reed haben wir dem Band "Meine Mini-Farm" entnommen, erschienen im Knesebeck Verlag