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Indien Warum dieser Comic-Künstler zum Klempner wurde

Aabid Surti
Aabid Surti wuchs im Slum auf, später schrieb er preisgekrönte Romane, Gedichte, Comics und Drehbücher
© Helena Schaetzle
Aabid Surti, 81, erfand Indiens ersten Comic-Superhelden. Nun zieht er mit einem Klempner umher, um Wasserhähne zu reparieren. Im GEO-Interview erklärt er, warum

Herr Surti, woher kommt Ihre Ehrfurcht vor dem Wasser?

AABID SURTI: Ich bin auf der Straße auf­gewachsen, da müssen Sie ums Wasser kämpfen. Stundenlang stand meine Mut­ter jeden Tag in langen Schlangen – für einen Liter Wasser.

Wie kamen Sie aufs Klempnern?

Ich besuchte Freunde und sah, dass ein Wasserhahn tropfte. Ich sagte: „Bitte, ihr müsst das reparieren lassen!“ Ein halbes Jahr später tropfte der Hahn noch immer.

Das ärgerte Sie?

Ich las in einem Artikel, dass, wenn pro Sekunde ein Tropfen aus einem Hahn leckt, bis zum Ende des Monats 1000 Li­ter Wasser im Abfluss landen können. Da stellte ich einen Klempner an und besuch­te mit ihm all meine Freunde. So fing alles an, 2007 gründete ich dann meine Stiftung Drop Dead Foundation.

Wie viele Wohnungen haben Sie seitdem besucht?

Im ersten Jahr waren es 1660 Wohnungen und 450 reparierte Hähne. Wir schätzen, dass wir bis heute zehn Millionen Liter Wasser vor dem Abfluss gerettet haben.

In Mumbai leben mehr als zwölf Millionen Menschen. Wollen Sie die alle besuchen?

Nein, der wichtigste Teil meiner Arbeit ist es, Menschen aufzuklären. Sie müssen sel­ber Klempner anstellen. Es kommt aber darauf an, ob die armen Menschen – die am meisten unter der Wasserknappheit leiden – sich das leisten können. Meine Erfahrung ist: Wenn du mit einem reinen Herzen durch die Welt gehst, werden die Menschen dir helfen.

Wie finanzieren Sie Ihre Arbeit?

Der erste Klempner, den ich anstellte, sag­te: „Wenn du kein Geld von den Men­schen verlangst, wie sollte ich dann Geld von dir verlangen?“ Als ich die ersten 5000 Aufklärungsposter, die wir in Wohnhäu­sern aufhängen, bezahlen wollte, sagte der Drucker: „Du tust eine so wunderbare Arbeit, dafür kann ich dir doch kein Geld abnehmen.“

Ich habe bis heute noch nie jemanden auch nur um einen Penny als Gegenleis­tung gebeten. Wenn du etwas Gutes be­ginnst, wird Gott zu deinem Spenden­ eintreiber.

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