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Fleischersatz-Produkte Worauf Sie beim Kauf von vegetarischer Wurst achten sollten

Vegane Currywurst
Kaum vom Original zu unterscheiden - zumindest optisch: vegane Currywurst
© mauritius images / Westend61 / Harald Walker
Für Fleischesser und Flexitarier können sie der Einstieg in eine tierfreie Ernährung sein. Aber was taugen Veggie-Schnitzel, Tofu-Wiener und Co. wirklich?

Fleischersatzprodukte, wie muskelfreies Bratgut im Fachjargon heißt, suggerieren Genuss ohne Tierleid und mit gutem Gewissen. Ohne, dass irgendjemand auf das krosse Anbraten und den herzhaften Biss verzichten muss. Auch wenn hartgesottene Veganer über das Fake-Fleisch die Nase rümpfen: Für immer mehr Menschen ist es eine gute Alternative zu herkömmlichen Tier-Produkten.

Der Markt für solche Produkte führt im Vergleich zum Handel mit Fleisch und Fleischprodukten zwar noch ein Nischendasein. Doch er wächst rasant – um fast ein Drittel im Jahr 2015. Der Fleischproduzent Rügenwalder Mühle etwa stieg 2014 als einer der ersten in den deutschen Markt ein – und macht heute schon 20 Prozent seines Umsatzes mit Veggie-Fleisch.

Grund genug, sich einmal anzusehen, wie gut die Produkte eigentlich sind. Das haben die Zeitschriften "Ökotest" und "Test" getan. Und waren wenig begeistert.

Denn es ist zwar richtig: Für ein vegetarisches Schnitzel musste kein Schwein sein Leben lassen. Ein rundum öko-korrektes, kerngesundes Produkt ist es darum aber noch lange nicht. Grund sind problematische Inhaltsstoffe. Das betrifft die Themen Tierschutz, Gesundheit und Umwelt.

"Test" nahm insgesamt 20 Veggie-Schnitzel, -Bratwürste und -Frikadellen unter die Lupe. In der Hälfte der Produkte waren Hühnereier enthalten. Die stammen allerdings nur in einem Fall aus tierfreundlicherer Bio-Produktion. Und selbst die sieht sich mit dem Problem der massenhaften Tötung von "überschüssigen" männlichen Küken konfrontiert. Die Bratwurst von Valess wurde von "Test" zwar insgesamt mit "gut" bewertet, enthält aber neben Hühnereiweiß auch noch 71 Prozent Milch und Käse – aus herkömmlicher Milchwirtschaft.

Für Allergiker interessant: Fast alle der getesteten Produkte enthalten Seitan. Was erst mal gut klingt, ist lebensmitteltechnisch nichts anderes als Gluten, ein Klebereiweiß, das aus Weizen gewonnen wird. Wer gegen den Stoff allergisch ist, für den sind solche Produkte tabu. Und drei Viertel der von "Test" untersuchten Produkte basieren auf Soja. Die Hülsenfrucht stammt aber nur ausnahmsweise aus ökologischer und regionaler Produktion. Wer Gentechnik (in Südamerika werden überwiegend genveränderte Pflanzen angebaut) und Pestizide vermeiden will, sollte also zur Öko-Variante greifen. In den analysierten Produkten fand "Test" allerdings keine Spuren von Gentechnik.

Besonders problematisch: Mineralöl in der Wurst

Irritierend ist, dass sowohl "Öko-Test" also auch "Test" in vielen der untersuchten Produkte erhebliche Mengen Mineralöl-Bestandteile fanden, so genannte MOSHs (Mineral oil saturated hydrocarbons). Sie sollen für eine fleischähnliche, bissfeste Konsistenz sorgen. Bei sechs der getesteten Produkte fand "Test" Werte von 20 bis 60 Milligramm pro Kilogramm. Im "Schnitzel klassisch" der Rügenwalder Mühle sogar 400 Milligramm. Das reichte "Test", um das Produkt mit "mangelhaft" zu bewerten. Weitere fünf Veggie-Bratwürste bekamen aus demselben Grund nur die Note "ausreichend". Zwar gibt es keinen gesetzlichen Grenzwert für den Stoff, aber immerhin bewertet die Europäische Lebensmittelbehörde Efsa ihn laut "Test" als "potenziell besorgniserregend".

Unter den Gesichtspunkten von Tierschutz und Gesundheit sind Fleisch-Fakes also nicht immer zu empfehlen. Und was ist mit dem Klimaschutz? Auch hier ist das "Test"-Fazit ernüchternd: Es ist zwar richtig: Fleisch hat eine schlechte CO2-Bilanz. Aber niemand sollte die Ersatzprodukte kaufen, um das Klima zu schützen. Denn sie bestehen aus stark verarbeiteten Zwischenprodukten – plus Verpackung. Da schrumpft der Klimavorteil bis zur Unkenntlichkeit.

Tofu

Unsere Tipps

  • Wem es um den Fettgehalt geht, der sollte auf die Nährwertangaben schauen. Nicht alle Fleischersatzprodukte sind magerer als das tierische Original.
  • Achte auf Begriffe wie "vegetarisch" (kann tierische Produkte wie Milch, Käse oder Eier enthalten), "vegan" (rein pflanzlich) und Öko-Siegel – und sieh dir die Zutatenliste an.
  • Soja aus Europa hat eine bessere Klimabilanz als Soja aus Brasilien. Manche Hersteller werben schon explizit mit dem heimischen Eiweißlieferanten. Auch Süßlupinen sind eine gute Alternative – und wachsen ebenfalls auf deutschen Feldern.
  • Wer Veggie-Produkte der großen Fleischkonzerne kauft, sollte sich klarmachen: Kleineren Pionieren der fleischlosen Ernährung macht das massive Engagement der Riesen zu schaffen. Und der Erlös der traditionellen Fleischproduzenten fließt immer noch überwiegend in die Herstellung von Tierprodukten. Also lieber zu den Produkten der kleineren (Bio-)Hersteller greifen, die ausschließlich Tierfreies herstellen.
  • Die gute Nachricht: Für eine ausgewogene, gesunde vegetarische oder vegane Ernährung sind Fleischersatzprodukt nicht erforderlich. Obst, Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte, Saaten und Nüsse enthalten – außer Vitamin B12 - alles, was das das Herz begehrt.

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