Billigfliegen mit schlechtem Gewissen? Damit ist jetzt Schluss - zumindest nach dem Willen des Vergleichsportals überflieger.de. Das bietet jetzt die Möglichkeit, Flüge nicht nur nach Preis, Reisedauer und Komfort zu vergleichen, sondern auch nach den CO2-Emissionen, die bei dem Flug anfallen. Dabei zeigt sich, so die Betreiber: „Low-Cost-Flüge sind häufig umweltfreundlicher" als Linienflüge. Ach so?
Grundlage der Berechnung ist ein Algorithmus, den Studenten der Uni Stockholm in ihrer Master Thesis entwickelt haben - anhand der Daten von 28.659 Flügen. Ausschlaggebend waren vor allem Kraftstoffverbrauch, Strecke, Flugzeugtyp und die Passagierauslastung.
Wenig überraschend: Der Pro-Kopf-CO2-Ausstoß reduziert sich, je besser ausgelastet die Maschine ist. Denn das gilt für alle motorisierten Verkehrsmittel: Je mehr Passagiere an Bord sind, auf desto mehr Köpfe verteilt sich die aufgewendete Spritmenge. Und Billigflieger sind - weil sie so billig sind - nun einmal besser ausgelastet als Linienflieger.
Billig das neue Grün?
Aber sind sie darum schon "umweltfreundlich", wie die Portalbetreiber suggerieren? Fakt ist: Das Fliegen ist die umweltschädlichste Form der privaten Mobilität überhaupt. Ein durchschnittlich besetzter Reisebus sorgt für 32 Gramm klimaschädliche Emissionen pro Person und Kilometer, ein Flieger für 211. Denn nicht nur das CO2, sondern auch Stickoxide, Aerosole und Wasserdampf tragen zur Erwärmung der Erdatmosphäre bei. Das führt dazu, dass die Treibhauswirkung des Fliegens zwei- bis fünfmal höher als die alleinige Wirkung des ausgestoßenen CO2. Weitere Kollateralschäden: Fast 40 Prozent der Deutschen leiden unter Fluglärm, teilt das Umweltbundesamt mit. Der Krach beim Starten und Landen erhöht nachweislich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinfarkt.
Trotzdem liegt Fliegen im Trend: Zwischen 2000 und 2013 wuchs der Personenluftverkehr in Deutschland um ein Drittel – mehr als jede andere motorisierte Fortbewegungsart.
Es ist zwar richtig: Ein Direktflug ist besser als eine Verbindung mit einem Zwischenstopp. Denn der Start kostet am meisten Sprit. Doch um das Herauszufinden, braucht man keinen Algorithmus. Und besser ist es allemal, als Erstes zu prüfen, ob der Flug überhaupt notwendig ist. Auf kurzen Strecken sind Bus oder Bahn oft eine bequeme und fast immer die umweltschonendere Alternative. Und wer trotz aller Bedenken fliegt, kann sein schlechtes Gewissen immer noch bei Atmosfair entlasten.