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Was wäre, wenn... ...wir Wetter machen könnten?

Johanna Romberg interveniert per E-Mail gegen norddeutschen Dauerregen

Inhaltsverzeichnis

Technologie gegen Unwetter

Vorigen Winter hat "Queenie" zwei Bäume in unserem Garten umgeknickt, eine Woche darauf setzte "Ursula" mehrere Keller in der Nachbarschaft unter Wasser, und im Juni machte eine Windhose am Rand von "Yasna" unseren Sonnenschirm zu Kleinholz. So weit unsere private Wetterstatistik. Ich will gar nicht erst aufzählen, was die Sturmtiefs der letzten Jahre landesweit angerichtet haben. Ich weiß nur: Wenn das so weitergeht, wandere ich aus. Ich will nicht auf Dauer in einem Land leben, in dem man selbst an "schönen" Tagen damit rechnen muss, dass einem unverhofft Gartenmöbel um die Ohren fliegen. Nach Ansicht vieler Meteorologen werden Stürme und Regen, bedingt durch den Treibhauseffekt, in den nächsten Jahrzehnten dramatisch an Stärke zunehmen.

Klimakontrolle durch Großtechnik

Daher trete ich die Flucht in die Zukunft an - in die Zeit nach der Gründung von UNIBEW, der UN-Initiative für Besseres Wetter. Bei aller Skepsis gegenüber technologischen Mammutprojekten: Das Klima-Kontrollsystem von UNIBEW ist wirklich ein Segen für die Menschheit. Auch deshalb, weil es auf einem im Grunde simplen Prinzip beruht.

Extreme Wetterereignisse haben ihren Ursprung häufig in minimalen, lokal begrenzten Schwankungen von Temperatur oder Luftdruck. Wer diese Schwankungen genau registriert, kann Unwetter nicht nur zuverlässig vorhersagen, sondern sie, theoretisch, sogar beeinflussen. Natürlich darf man sich das nicht zu simpel vorstellen. UNIBEW-Mitarbeiter ziehen nicht mit Schmetterlingsnetzen durch den brasilianischen Tropenwald, um jenen fatalen Flügelschlag zu unterbinden, der zwei Wochen später in der Karibik einen Hurrikan auslösen könnte. Sie setzen vielmehr Großtechnik ein, die, so fantastisch sie anmutet, schon heute in Denkansätzen vorhanden ist.

Ein eiskalter Drink mit viel Eis - was gibt es am Strand schöneres? Dumm nur, wenn gleich der ganze Strand mitgefriert
Ein eiskalter Drink mit viel Eis - was gibt es am Strand schöneres? Dumm nur, wenn gleich der ganze Strand mitgefriert
© Mone Beeck

Sahara-Sandstürme in Patagonien

Da gibt es satellitengestützte Sonnensegel, die entfaltet werden, sobald bestimmte Meeresregionen sich zu stark erwärmen. Knapp unter ihnen kreisen unbemannte Flugzeugflotten, die durch Ausstoß von Wasserdampf in die Atmosphäre die Bahnen von Wirbelstürmen ablenken. Manche versprühen auch Mikroben, die Wolkentürme abregnen lassen, bevor sie sich zu verheerenden Gewitterfronten formieren.

Selbst mit solch gewaltigem Aufwand ist die Entstehung von Unwettern nicht ganz zu verhindern. Aber man kann ihre Wirkung abmildern - oder sie dorthin lenken, wo sie weniger Schaden anrichten. Natürlich kommt es auch dabei manchmal zu Pannen. Gelegentlich wundern sich patagonische Pinguine über verirrte Sahara-Sandstürme, und der letzte kanadische Blizzard hat der Badesaison auf Hawaii ein jähes, frostiges Ende gesetzt.

Wetterwünsche per E-Mail

Aber der UNIBEW-Zentralcomputer ist lernfähig und, dies sein entscheidender Vorzug, absolut basisdemokratisch. Jeder Bewohner des Globus kann ihm per E-Mail seine Wetterwünsche übermitteln. Ein emotional intelligentes neuronales Netzwerk entscheidet dann darüber, ob diese Wünsche technisch realisierbar sind - und wenn ja, wessen Interessen ihnen entgegenstehen. Im Zweifel wiegt die Sehnsucht nordindischer Reisbauern nach kräftigem Dauerregen höher als die Sonnensehnsucht von Malediven-Touristen - oder der Wunsch der pakistanischen Regierung nach einem stabilen Hochdruckgebiet zum Test einer Mittelstreckenrakete.

Geheimer Standort im Grönlandeis

Natürlich ist der genaue Standort des UNIBEW-Computers streng geheim. Gerüchten zufolge befindet er sich 200 Meter unter dem grönländischen Inlandeis. Gewartet wird er von einer Gruppe von Informatikern, die sich ausschließlich aus früheren Katastrophengebieten rekrutieren - dem Tiefland von Bangladesch, den Einflugschneisen karibischer Hurrikans und, natürlich, der von Sturm und Starkregen geplagten norddeutschen Tiefebene.

Ich werde im Frühjahr wieder eine Anfrage an UNIBEW richten. Es sollte nicht allzu viel Aufwand kosten, das seit Wochen ortsfeste Tief über Skandinavien ein paar Breitengrade nach Norden zu verlegen. Ich möchte einfach mal wieder ein trockenes Wochenende im Garten verbringen.

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