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In Zukunft noch mehr Hurrikane?

Kaum hatten die Experten ihre Vorhersagen für Tropenstürme an den US-Küsten erhöht, rollte "Katrina" heran - als Vorbote weit größeren Unheils?

Die Küstenstädte und Inseln im Golf von Mexiko und in der Karibik werden Jahr für Jahr von Hurrikanen heimgesucht. Katrina allerdings markiert einen neuen Höhepunkt in einer besorgniserregenden Entwicklung. Seit es Hurrikan-Aufzeichnungen gibt, haben erst drei Wirbelstürme der heftigsten Kategorie 5 das US-Festland erreicht: 1935 ("Labor Day Hurricane"), 1969 ("Camille") und 1992 ("Andrew"). Auch Katrina wurde zeitweise in der obersten Kategorie geführt, später dann auf "4" herabgestuft. Meteorologen billigen Katrina danach immerhin noch Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometern zu.

Die "Hurricane Research Division" am staatlichen Institut "National Oceanic and Atmospheric Administration" (NOAA) in Florida, hat registriert, dass sowohl Anzahl wie Stärke der atlantischen Hurrikans seit 1995 stetig zugelegt haben. Erst am 26.8.2005 hatte die NOAA ihre Sturmvorhersagen für das US-Festland erhöht: Nun rechnete man bis zu 21 statt neun tropischen Stürmen zwischen Juni und November 2005; sieben waren bereits durch als Katrina anrollte.

Warum sich 2005 besonders viele Wirbelstürme bildeten, darüber gehen die Meinungen der Forscher auseinander. Gerry Bell, Chef der "Hurricane Research Division", äußerte die Ansicht, es handele sich um einen natürlichen Zyklus: Nach 25 eher unterdurchschnittlichen Hurrikan-Jahren würden 25 überdurchschnittliche folgen. Katrina könnte also der Paukenschlag zur Eröffnung dieser langjährigen Saison sein.

Sorge macht den Meeresforschern eine ungewöhnliche Beobachtung an Brasiliens Küste. Dort tauchte am 28. März 2004 der erste Hurrikan überhaupt auf, der jemals im Südatlantik und vor Südamerika registriert worden ist. Verwundert waren die Experten, weil das Wasser im Südatlantik gewöhnlich nicht jene kritische Wärme von 27 Grad Celsius erreicht, die es braucht, um den Tiefdruckwirbel in Schwung zu bringen. Wie Catarina zustande kam, ist deshalb noch nicht abschließend geklärt.

Auch Hurrikan Juan verstieß bereits gegen alle bisherigen Regeln der Wettervorhersage. Nicht nur, dass er von den Bermudas aus völlig ungewöhnlich weit nach Nordamerika vordrang, wo er am 29. September 2003 die kanadische Provinz Nova Scotia erreichte. Obendrein verlor der Wirbelsturm über dem kalten Wasser des Nordatlantiks kaum an Kraft, so dass er ungebremst auf Halifax traf und sich dort als einer der schlimmsten Stürme der kanadischen Geschichte traurige Berühmtheit erwarb.

Es gibt Wissenschaftler, die die globale Klimaerwärmung in Zusammenhang bringen mit der Zunahme starker Hurrikans. In den letzten 20 Jahren hätten sich Meeresgebiete mit einer Wassertemperatur von mindestens (und vorübergehend) 27 Grad Celsius um 15 Prozent ausgeweitet. Auch Catarina könnte das Produkt einer solchen Meereserwärmung an bislang unbekannter Stelle gewesen sein. Mit jedem Grad, den die Weltmeere im Mittel wärmer werden, würde sich die Windgeschwindigkeit von Hurrikans um elf Stundenkilometer erhöhen. Schon ein Anstieg um 0,5 oder 1,0 Grad Celsius könnte die Hurrikansaison im Herbst um Wochen verlängern.

Ein Blick ins Innere des Hurrikans Katrina, 28. August 2005
Ein Blick ins Innere des Hurrikans Katrina, 28. August 2005
© NOAA

Die Website der "Hurricane Research Division" bei der NOAA: www.aoml.noaa.gov/hrd

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