Der Anfang kommt meist nach einem furiosen Ende: Die in einer Explosion zerstobenen Überreste einer Supernova bilden einen elementreichen Gasnebel, der sich mit interstellarem Gas mischt. Aus diesem Gemisch formen sich anfangs schwach verdichtete Wolken, die zunächst nur rund ein Materieteilchen pro Kubikzentimeter enthalten. Im Laufe vieler Millionen Jahre bilden sich in der Wolke unter der Schwerkraft ihrer Materie immer dichtere und damit heißere Klumpen, bis das Kernfusionsfeuer zündet und eine neue Sonne erstrahlt.
Ein Forscherteam um Roland Diehl vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching hat nun ermittelt, wie oft sich solche Sterngeburten aktuell in der Milchstraße ereignen. Als Richtschnur diente den Wissenschaftlern die Gammastrahlung beim Zerfall des radioaktiven Isotops Aluminium-26 (Al-26), das aus dem Innern explodierter Sterne stammt und welches in einem festen Verhältnis zur Bildung neuer Sonnen steht. Die Messung dieser radioaktiven Strahlung ist wichtig, weil das Isotop Al-26 eine Halbwertszeit von 720000 Jahren besitzt und somit Aufschluss über verhältnismäßig junge kosmische Ereignisse liefert - die Rate der Sternentstehung in der Milchstraße lag früher höher als heute. Zum anderen durchdringt die Strahlung von Al-26 im Gegensatz zu Licht Hindernisse wie interstellare Wolken und erlaubt es, auch die hinter ihnen versteckten Sternregionen zu beobachten. Da die Erdatmosphäre die Gammastrahlung jedoch nicht durchlässt, wurden die Daten für die 18-monatige Untersuchung im Weltall durch den ESA-Satelliten "Integral" gewonnen, der sich seit drei Jahren im Orbit befindet.
Die Milchstraße gebiert sieben bis acht Sterne pro JahrDas verwendete Verfahren erlaubt zudem, die Herkunft der Daten für die gesamte Galaxie genau zu ermitteln. Auf dieser Basis schließen die Forscher auf eine "Geburtsrate" von derzeit etwa sieben bis acht Sternen pro Jahr, verbunden mit etwa zwei Supernova-Explosionen pro Jahrhundert innerhalb der Milchstraße. Seit dem Urknall vor etwa 13,7 Milliarden Jahren sind im beobachtbaren Universum bereits mehr als neun Trilliarden Sterne entstanden. Davon enthält unsere Galaxie rund 100 Milliarden. Besonders schwere Sterne werden zu Supernovae, deren Explosion dann die Entstehung neuer Sonnen befördert. Und auch wir Menschen sind "Sternstaub". Ein Großteil der Atome, die unseren Körper bilden, sind Resultat von Milliarden Sterntoden. Nur über die Kernfusion in massereichen Gestirnen können die schwereren, für das Leben notwendigen Elemente entstehen.
Tipp: Für Sterngucker gibt es eine neue Software unter www.stellarium.org. Einfach mit dem Laptop in den Garten setzen; der Computer erklärt die aufziehenden Sternbilder.
