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Europäische Raumsonde erreicht die Venus

Jubel im Kontrollzentrum in Darmstadt: Die Sonde "Venus Express" der europäischen Weltraumagentur ESA ist erfolgreich in ihre Umlaufbahn um unseren Nachbarplaneten eingeschwenkt

Nach 400 Millionen Flugkilometern hat die europäische Sonde "Venus Express" heute ihr Ziel erreicht. Um den 29.000 Stundenkilometer schnellen Flug abzubremsen, zündete das Kontrollzentrum in Darmstadt um 9.17 Uhr das Haupttriebwerk. 50 Minuten lang feuerte die Sonde fast ihre gesamten Treibstoffvorräte, 570 Kilogramm, gegen die Flugrichtung. Dann wurde es noch einmal richtig spannend: Für zehn Minuten, während die Sonde sich hinter der Venus befand, brach der Funkkontakt zur Erde ganz ab. Doch um 11.12 Uhr meldete sich "Venus Express" wohlbehalten zurück - Jubel und Erleichterung im Kontrollzentrum in Darmstadt, dem European Spacecraft Operations Centre (ESOC).

Das Manöver ist nur ein Teil einer Kette von Bahnkorrekturen und Bremsübungen der Sonde. Bereits vor einigen Tagen hatten die Missionsplaner damit begonnen, die dafür notwendigen Daten an die Sonde zu übermitteln. Knapp sieben Minuten brauchen die Signale von der Bodenstation auf der Erde bis zur derzeit 120 Millionen Kilometer entfernten Venus.

Zwei Venus-Tage lang wird die 1270 Kilogramm schwere Sonde unseren Nachbarplaneten umkreisen - das entspricht rund 500 Erdentagen
Zwei Venus-Tage lang wird die 1270 Kilogramm schwere Sonde unseren Nachbarplaneten umkreisen - das entspricht rund 500 Erdentagen
© ESA - D. DUCROS

Minutiös berechnete Umlaufbahn

Noch sieben Mal wird "Venus Express" nach dieser gelungenen Vollbremsung noch das Haupt- und die Steuertriebwerke zünden - und dabei auf eine stark elliptische Bahn um den Planeten einschwenken. Die geringste Entfernung von der Planeten-Oberfläche wird dabei 250, die maximale 66000 Kilometer betragen. Bei ihren Überflügen sollen die Messinstrumente und die Kamera - insgesamt hat "Venus Express" 93 Kilogramm Technik an Bord - vor allem die Atmosphäre des Planeten erkunden.

Die ersten Fotos der Sonde erwartet die ESA gegen Ende der Woche.

Woher kommt die dicke Luft auf der Venus?

Am Nordpol der Venus wütet ein gigantischer atmosphärischer Wirbel. Venus Express soll helfen, ihn zu verstehen
Am Nordpol der Venus wütet ein gigantischer atmosphärischer Wirbel. Venus Express soll helfen, ihn zu verstehen
© ESA - AOES Medialab

Die Venus-Atmosphäre ist extrem lebensfeindlich. Sie besteht fast vollständig aus dem Treibhausgas Kohlendioxid und ist an der Oberfläche um die 460 Grad Celsius heiß. Meist ist die Oberfläche des Planeten unter einer dicken Wolkenschicht verborgen. Wissenschaftler erhoffen sich nun Aufschluss vor allem darüber, warum und wie sich der ursprünglich erdähnliche Planet in eine heiße Hölle verwandelte.

Bewährte Technik

Die Sonde war am 9. November vergangenen Jahres im russischen Weltraumbahnhof Baikonur gestartet. Der Name "Venus Express" bezieht sich nicht auf die Reisegeschwindigkeit der Sonde, sondern auf ihre rasante Entwicklungszeit. Weniger als drei Jahre vergingen von der Genehmigung des Projekts bis zum Start. Um das zu ermöglichen, nutzten die ESA-Planer die erprobte Technik der Mars-Mission "Mars Express".

Die erste europäische Venus-Mission

Auch wenn die Venus - nach dem Mond und dem Mars - der am dritthäufigsten besuchte Planet unseres Sonnensystems ist: Für die Europäer ist dies die erste Mission.

Schon 1961 hatten die Russen den Planeten im Visier, doch ihre Raumkapsel verlor den Kontakt zur Bodenstation. Nur ein Jahr später trumpften die Amerikaner auf - und ließen die Sonde "Mariner 2" im heißen Venus-Staub landen. Die Russen setzten nach und schickten ab 1970 die Sonden "Venera 7" und "Vernera 9" auf die Venus-Oberfläche. "Venera 9" übermittelte sogar Filmsequenzen. Zwischen 1989 und 1994 umrundete dann die amerikanische "Magellan"-Sonde den Planeten und kartierte seine Oberfläche fast vollständig.

Mehr zum Thema auf der Projekt-Homepage der ESA

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