Vor der Küste Costa Ricas haben die Forscher vom Kieler Sonderforschungsbereich 574 einen besonderen geologischen Prozess ausgemacht, der erklärt, warum die Erdbebenherde in Mittelamerika so nahe am Festland liegen. Die Wissenschaftler hatten während einer Expedition im September und Oktober 2005 von Bord des Forschungsschiffs „Meteor“ aus den Tauchroboter „Quest“ ins Wasser hinabgelassen.
Dessen Kamera übertrug bei einer Tiefe von 400 Metern plötzlich aufregende Bilder: Weißgelb schimmernde Matten eines pelzigen Flaums wucherten Hunderte Meter weit über den Meeresboden. Die Wissenschaftler entnahmen mit Plexiglasrohren einige Bodenproben. Die Ergebnisse der Analyse offenbarten, dass am Meeresboden vor Costa Rica Bakterienkolonien gedeihen, die sich von im Wasser gelösten Gasen aus bis zu mehreren Kilometern Tiefe ernähren. Diese aufsteigenden Substanzen sind offenbar ein Indiz dafür, dass genau hier die ozeanische „Cocos-Erdplatte“ abtaucht.
Diese schiebt sich schräg unter die Karibische Platte und wird dabei gequetscht. „Mit zunehmender Tiefe wandelt sich das wasserreiche Mineral Smektit in wasserarmen Illit um“, sagt der Expeditionsleiter Gregor Rehder. Dadurch verliere die Cocos- Platte ihr „Schmiermittel“: Der Abtauchvorgang verläuft in der Tiefe – also in einer Region, in der sich die Plattenfront bereits weiter unter der Karibischen Platte und damit näher am Kontinent befindet – weniger glatt als oben. Sprödes Ruckeln ist die Folge: Die Erde bebt.