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Nah dran am Wettergeschehen
Gute Nachricht für Wochenend-Planer: Bisher konnten Meteorologen nur rund drei Tage in die Zukunft blicken. Doch künftig sollen exakte Wetterprognosen bis zu fünf Tage im Voraus möglich sein. Der tiefere Blick in die Zukunft wird nicht nur bei der Entscheidung für Strand oder Kamin helfen: Präzise Vorhersagen, besonders von extremen Wetterereignissen wie Hurricanes oder Schneestürmen, könnten Leben retten. Möglich machen soll das der Satellit MetOp-A, der am Montag vom russischen Baikonur ins All startet.

Der vier Tonnen schwere Wetter-Späher ist das erste von drei baugleichen Modellen, die nacheinander für jeweils rund viereinhalb Jahre im Dienst sein werden. Bestückt sind die Satelliten von der Größe eines Kleinbusses mit 13 hochsensiblen Messinstrumenten. In einer bisher unerreichten Genauigkeit und Menge wird MetOp Wetterdaten liefern: Temperatur der Atmosphäre, Luft- und Bodenfeuchtigkeit, Ozongehalt der Luft, Windrichtungen und -stärke über den Ozeanen ebenso wie hochaufgelöste Bilder der Erdoberfläche. Darüber hinaus kann MetOp Notrufe von Schiffen und Flugzeugen empfangen, weiterleiten und bei der Suche helfen.
All das gewährleistet die ungewöhnliche Umlaufbahn des vier Tonnen schweren künstlichen Erdtrabanten.
Nah dran am Wettergeschehen
Die alten europäischen Wettersatelliten beobachteten die Erdoberfläche auf einer geostationären Bahn. Das heißt, für einen Beobachter auf der Erde scheinen sie an ein und derselben Stelle zu stehen. Und das in einer Höhe von 36000 Kilometern. Der Vorteil daran: Der "Blickwinkel" des Satelliten ist sehr groß, also auch die Gebiete, von denen die Instrumente an Bord Daten sammeln. Die Nachteile: Wegen der großen Entfernung sind die Messdaten vergleichsweise ungenau. Zudem kann ein solcher Satellit, zum Beispiel die Meteosat-Satelliten der ersten und der zweiten Generation, nur einen bestimmten Teil der Erdoberfläche "sehen" - und andere nie.
Ein weltumspannendes Projekt
MetOp wird in einer Höhe von nur rund 820 Kilometern die Erde in genau 101 Minuten einmal umrunden. Das Besondere daran: Die Satelliten-Bahn verläuft fast genau über die beiden Pole der Erde - und immer in einer Ebene zur Achse Erde-Sonne. In nur fünf Tagen haben alle Instrumente jeden beliebigen Punkt der Erde gescannt - und zwar immer zur gleichen Tageszeit. MetOp wird die Vormittags-Schicht der globalen Wetterbeobachtung übernehmen.
Unterstützt wird MetOp von einem amerikanischen Kollegen, der ebenfalls auf einer polaren Bahn unterwegs ist. Allerdings überquert er den Äquator erst nachmittags (Ortszeit). Die Messdaten der beiden Satelliten stehen den Meteorologen schon nach zwei Stunden und 15 Minuten zur Verfügung. Und innerhalb von sechs Stunden haben die beiden Schichtarbeiter Wetterdaten der kompletten Erdatmosphäre parat.
Ein weltumspannendes Projekt

MetOp ist ein internationales Projekt par excellence: Gebaut wurde der Satellit von einem Konsortium unter der Federführung von EADS astrium im französischen Toulouse. Die Instrumente wurden von der ESA (European Space Agency), EUMETSAT (European Organisation for the Exploitation of Meteorological Satellites) und von der französischen Raumfahrtagentur CNES bereitgestellt. Darüber hinaus sind im und am Satelliten auch Instrumente montiert, die von der amerikanischen NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) übernommen wurden. Der Satellit wird vom russischen Baikonur mit einer Sojus-Rakete starten. Das Kontrollzentrum für den Start und die ersten Tage danach ist das European Space Operations Centre in Darmstadt.
Die Kosten des kompletten MetOp-Programms belaufen sich auf rund 2,4 Milliarden Euro.