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Tierschutz Bundesrat will Anbindehaltung von Rindern verbieten

Künftig sollen Rinder in Deutschland nicht mehr ganzjährig angebunden werden. Darauf hat sich der Bundesrat heute geeinigt und damit dem Antrag der schwarz-grünen hessischen Landesregierung stattgegeben
Tierschutz: Die Anbindehaltung schränkt die Kuh stark ein: sie kann sich nicht bewegen, schwer aufstehen und sich hinlegen. Sie kann weder ihre Umgebung erkunden noch sich in Gruppen zusammenschließen. Tiere mit Auslauf sind weniger krank, fruchtbarer und leiden weniger an Euterentzündungen oder Zitzenverletzungen
Die Anbindehaltung schränkt die Kuh stark ein: sie kann sich nicht bewegen, schwer aufstehen und sich hinlegen. Sie kann weder ihre Umgebung erkunden noch sich in Gruppen zusammenschließen. Tiere mit Auslauf sind weniger krank, fruchtbarer und leiden weniger an Euterentzündungen oder Zitzenverletzungen
© mauritius images / imageBROKER / Helmut Meyer zur Capellen

Der Bundesrat setzt sich für eine tiergerechtere Haltung von Rindern ein: Die Länderkammer fordert ein gesetzliches Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung. Bei einer solchen Haltung seien die Fortbewegung, das Abliegen und das Aufstehen deutlich erschwert, heißt es in der Begründung. Auch das Erkundungs- und Sozialverhalten der Tiere werde eingeschränkt oder sogar gänzlich verhindert. Zudem würden bei anderen Haltesystemen deutlich weniger Krankheiten auftreten.

Übergangsfrist von 12 Jahren vorgesehen

Allerdings haben die Betriebe zwölf Jahre Zeit, auf größere Laufställe umzustellen. Denn noch lebt etwa jedes fünfte Rind in Deutschland angekettet im Stall, so das Bundeslandwirtschaftsministerium. Vor allem Kleinbetriebe in Süddeutschland – darunter auch viele Biohöfe – halten die Tiere noch angebunden. Doch größere Laufställe können sich viele Kleinbetriebe nicht leisten. Diesen kleinen Familienhöfen droht nun das Aus – es sei denn, Stallneubauten werden subventioniert. Die Übergangsfrist soll ihnen für die Umstellung vor allem Zeit geben.

Der Trend bei der Rinderhaltung in Deutschland geht ohnehin weg vom Anbinden: Bereits heute leben drei von vier Rindern in Laufställen, in denen sie sich relativ frei bewegen können. Immer weniger Betriebe binden ihre Tiere ganzjährig an – doch das liegt vor allem am Sterben der kleinen Höfe. Denn die Zahl der Rinderhalter sinkt stetig, gleichzeitig steigen die Herdengrößen: Über zwei Drittel der Rinder leben in Betrieben mit mindestens 100 Tiere. Die Zukunft scheint nach diesem Beschluss umso mehr den Großbetrieben zu gehören.

Am Tegernsee halten heute noch 38 von 39 Höfen ihre Kühe in Anbindehaltung

Und: Leider kommen die Rinder damit trotzdem nicht auf die Weide, bemängelt Leif Koch von der Welttierschutzgesellschaft. Denn viele Betriebe hielten die Tiere ganzjährig in ihren Großställen. Die mögliche Folge: Langfristig könnte die Kuh aus dem Landschaftsbild verschwinden. Am Tegernsee zum Beispiel, berichtet Sepp Wasensteiner vom Bayerischen Bauernverband, halten heute noch 38 von 39 Höfen ihre Kühe in Anbindehaltung. Wenn die alle aufgeben – „was bedeutet das dann für den Tourismus“?

Damit wirft das Verbot der Anbindehaltung umso eindringlicher die Frage nach der zukünftigen Landwirtschaft auf - und was sie uns wert ist. Denn schon heute decken die Milchpreise nicht mehr die Kosten für die Haltung der Kühe. Realistischere Milchpreise wären eine Lösung. Dann könnten die kleinen Bauern auch größere Laufställe finanzieren.

Der Entschluss des Bundesrates wird nun der Bundesregierung übergeben, die sich in den kommenden Wochen damit befassen wird.

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