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Gentechnisch veränderte (gv-) Pflanzen sind aus der weltweiten Lebensmittelproduktion kaum noch wegzudenken. Gv-Soja, gv-Baumwolle und vor allem gv-Mais haben bereits die Äcker und Märkte auf der ganzen Welt erobert. In der EU allerdings ist man bis heute skeptisch geblieben, was die Vorteile genveränderter Pflanzen anlangt.
1998 erlaubte die EU den Anbau der Genmais-Sorte MON 810 des US-amerikanischen Agrarunternehmens Monsanto. MON 810 ist bis heute die einzige gentechnisch veränderte Pflanze geblieben, die in der EU kommerziell genutzt werden darf. Umstritten blieb der Genmais trotzdem. Gv-Pflanzen werden entwickelt, um beispielsweise Resistenzen gegen Schädlinge zu entwickeln und so Ernteausfälle zu minimieren. MON 810 beispielsweise trägt ein künstlich eingebautes Gen des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis.
Gen-Gift gegen den Maiszünsler
Dieses Gen kodiert ein giftiges Protein, das sogenannte Bt-Toxin. Dieses Gift soll vor allem dem Maiszünsler, einer Schmetterlingsart, die sich unter anderem von Mais ernährt, den Garaus machen. Allerdings ist bis heute nicht abschließend geklärt, ob das Bt-Toxin nicht auch andere Schmetterlingsarten, Maikäfer und Wasserorganismen schädigt. Umweltschützer warnen seit langem vor dieser Gefahr und fordern ein grundsätzliches Verbot gentechnisch veränderter Pflanzen.
Zu viele Fragen blieben offen
2005 wurde MON 810 auch in Deutschland zugelassen. 3600 Hektar mit gv-Mais sind seither entstanden. Nun hat Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner den Anbau von MON 810 verboten. Verschiedene Studien, unter anderem des Bundesamts für Naturschutz, legten den Verdacht nahe, dass von MON 810 möglicherweise tatsächlich eine Gefahr für die Umwelt ausgehen könnte. Der Hersteller, der Agrarmulti Monsanto, aber behauptet, es bestehe keinerlei Grund zur Sorge.
Naturschutz kontra Forschung
Das Ende von MON 810 bedeutet faktisch auch das Aus für die Verbreitung von gv-Pflanzen in Deutschland. Auch Frankreich, Österreich, Luxemburg, Griechenland und Ungarn haben einen entsprechenden Anbaustopp verhängt. Naturschützer hoffen bereits auf ein Verbot für die ganze EU.
Weniger erfreut sind die Landwirte, die bereits auf gv-Mais umgestellt haben. In den nächsten Wochen wollten sie ihre Felder bestellen. Jetzt droht vielen der Ruin. Auch aus den Reihen der deutschen Gentechnik-Forschung werden kritische Stimmen gegen den Ministerbeschluss laut. Man befürchtet im internationalen Forschungswettstreit den Anschluss zu verlieren.
Die Debatte bleibt
Auch wenn also kein gv-Mais mehr auf deutschen Feldern wachsen wird, so ist noch lange keine Entscheidung gefallen, wie in Zukunft mit der "grünen Gentechnik" umgegangen werden soll. Die Ministerin betonte, dass es sich bei dem Verbot von MON 810 keinesfalls um eine Grundsatzentscheidung gegen die Gentechnik handelt. Die Mehrzahl der Deutschen jedoch steht dem Genmais skeptisch gegenüber. Daran ändern auch jene Forscher nichts, die der Meinung sind, dass der Klimawandel uns keine andere Wahl lassen werde, als auf transgene "Super-Pflanzen" zurückzugreifen.