Die Standardbehandlung von Ängsten setzt auf die Konfrontation der Betroffenen mit dem, was sie fürchten. Doch Joel Weinberger von der Adelphi University, New York, wollte eine weniger unangenehme Methode finden. Gemeinsam mit Kollegen hat er deshalb ein Computerprogramm geschaffen, das Arachnophobikern Spinnenfotos für je 20 Millisekunden ins Unterbewusstsein schickt – während die Nutzer augenscheinlich nur eine Konzentrationsaufgabe am Bildschirm bewältigten.
Die Methode war erfolgreich. Zum Test wurden zwei Gruppen von ausgewiesenen Spinnenphobikern mit verschiedenen Blitz-Aufnahmen konfrontiert: Spinnen- oder Landschaftsbildern. Dann mussten die Probanden ihren Mut vor Vogelspinne Fuzzy testen. Diejenigen, die Spinnenfotos „gesehen“ hatten, trauten sich mehr als ihre Kollegen: Sie schafften es nicht nur, Fuzzys Terrarium anzufassen, sondern überwanden sich oft, den Deckel abzuheben.
Weinberger glaubt, dass die Bildsignale direkt an das „Angstzentrum“ im Gehirn geleitet werden, wo sie die Furcht abstumpfen lassen. Hunter Hoffman, der an der University of Washington in Seattle ebenfalls die Angstbekämpfung erforscht, hält den Ansatz für vielversprechend: „Die Methode könnte helfen, Patienten überhaupt zum Therapiebeginn zu bewegen – wenn deren Angst so groß ist, dass sie sich nicht einmal überwinden können, Bilder anzusehen.“