
Grund dafür sei, dass viele Saurier im Laufe ihres Lebens ihre Gestalt offenbar stark geändert haben. Zwar nicht ganz so drastisch wie Insekten, deren Larven völlig anders aussehen als etwa die erwachsene Biene oder der Schmetterling. Doch immerhin so anders, dass sich Saurierkinder deutlich vom ausgewachsenen Pendant derselben Art unterscheiden.
Schon 1975 stellte der Biologe Peter Dodson die These auf, dass das Wachstum der Saurier mit dem von Vögeln vergleichbar sei - die, wie man heute weiß, die engsten noch lebenden Verwandten der Dinos sind. Und wie beim Helmkasuar, so vermutete Dodson seinerzeit, habe sich auch die Gestalt der Ur-Echsen relativ schnell ändern können: Der Kasuar, zum Beispiel, entwickelt den größten Teil seines Helms erst am Ende seiner "Pubertät" - wenn er schon zu 80 Prozent ausgewachsen ist.
Mit einer eigenen Sammlung von Dinoknochen, die Horner aufschneiden ließ, konnte der Forscher etwa belegen, dass der vermeintliche "Torosaurus" lediglich ein ausgewachsener Triceratops und der "Nanotyrannus" in Wahrheit bloß ein junger T-Rex ist - mit lediglich einer anderen Zahl von Zähnen. Von insgesamt zwölf Saurierarten am Ende der Kreidezeit bleiben laut Horner nur sieben "echte" übrig. Das mag all die Menschenkinder enttäuschen, die sich bisher bemühten, sich möglichst viele der zungenbrecherischen Artnamen zu merken. Aber für die Wissenschaft schließt das Bild nun endlich die Jungtiere mit ein.