Immer wieder gibt es Berichte von aufgebahrten Leichnamen, deren Barthaare angeblich von Tag zu Tag länger werden. Und Mumien scheinen unnatürlich lange Fingernägel zu haben - als hätten diese Körperzellen nach dem Tod des Menschen noch eine Weile fortgelebt. Aber kann das wirklich sein? Und wie wachsen Haare und Nägel überhaupt?
In der Haarwurzel, genauer der Haarpapille, entstehen durch Zellteilung fortwährend neue Hornzellen. Sie schieben alte, abgestorbene Hornzellen vor sich her: die Haare. Ähnlich wachsen auch Finger- und Fußnägel. Die Nagelplatte entsteht aus Zellen der Nagelmatrix, die unter der Nagelplatte liegt und halbmondförmig durch den Nagel schimmert. Auch hier schieben nach jeder Zellteilung neue Zellen die alten vor sich her, wodurch der Nagel wächst.
Ohne Energie kein Wachstum der Haare und Nägel
Die Zellteilung aber ist ein Prozess, der Energie benötigt. Und Ener gie können die Zellen nur gewinnen, wenn die nötigen Nährstoffe vorhanden sind. Für den Nährstofftransport ist der Blutkreislauf zuständig, an den auch die Haarpapillen und die Nagelplatte angeschlossen sind. Das Transportsystem eines Toten aber funktioniert nicht mehr, wenn das Herz nicht mehr schlägt. Der Zellstoffwechsel und die Zellteilung kommen folglich zum Erliegen - und somit auch das Wachstum der Haare und Nägel.
Und doch scheinen Mumien lange Fingernägel zu haben. Das liegt daran, dass das Fleisch der Finger langsam in sich zusammenfällt, der Nagel aber die gleiche Größe behält. Auch die Gesichtshaut eines Leichnams schrumpft, weshalb nach und nach die Barthaare zum Vorschein kommen. Nicht die Haare und Nägel wachsen also, sondern der Rest des Körpers wird kleiner.