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Umweltverschmutzung Aus 10.000 Kilometer Entfernung: Schmutz der Industriellen Revolution im Himalaja entdeckt

Dasuopu
Hochgebirgsträger transportieren Bohrausrüstung und Eiskerne über den Dasuopu-Gletscher auf 7200 Meter Höhe
© Vladimir Mikhalenko
Als in England um 1780 die Dampfmaschine ihren Siegeszug antrat, hatte das Auswirkungen bis ins 10.000 Kilometer entfernte Himalaja-Massiv: In Hunderte Jahre altem Gletschereis fanden Forscher nun Spuren der Kohleverbrennung

Der Himalaja, das „Dach der Welt“, galt mit seinen zehn Achttausendern und zahllosen Gletschern lange als eine der unzugänglichsten Regionen der Erde. Doch schon Jahrhunderte, bevor Sir Edmund Hillary den Mount Everest bezwang, hinterließen Menschen im ewigen Eis ihre Spuren: giftige Metalle - Zeugen der Industriellen Revolution im weit entfernten Europa.

Das zeigt jetzt die Analyse eines Eisbohrkerns durch Forscher der Ohio State University. Den Bohrkern hatten Kollegen schon 1997 in einer Rekord-Höhe von 7200 Metern über dem Meeresspiegel aus dem Dasuopu-Gletscher gebohrt. Ähnlich wie die Jahresringe von Bäumen lassen die Schnee- und Eisschichten solcher Bohrkerne Aufschlüsse über Klima und Wetter, aber auch über die chemische Veränderung der Atmosphäre zu.

Die Forscher fanden 23 verschiedene Spurenmetalle – und auffällig große Mengen davon in Eisschichten vom Ende des 18. Jahrhunderts. Darunter auch giftige Metalle wie Cadmium, Chrom, Nickel und Zink: allesamt Nebenprodukte der Kohleverbrennung. Und die nahm in England um das Jahr 1780 mit der Erfindung und Einführung der Dampfmaschine Fahrt auf.

Die Geschichte der Umweltverschmutzung während der Industriellen Revolution (16539)

10.000 Kilometer mit dem Westwind auf das Dach der Welt

Die Forscher vermuten, dass die Abgaswolken mit den im Winter vorherrschenden, westlichen Winden von Westeuropa bis auf das 10.000 Kilometer entfernte Dach der Welt geweht wurden. In feuchten Jahren mit besonders großen Niederschlagsmengen waren auch die Metall-Konzentrationen besonders hoch.

Einzelne Metalle, besonders Zink, bringen die Forscher außerdem mit großflächigen Waldbränden aus den Jahrhundertwenden um 1800 und 1900 in Zusammenhang. "Neben der Industriellen Revolution passierte damals noch etwas anderes", sagt der Hauptautor der Studie, Paolo Gabrielli, "die Weltbevölkerung explodierte und breitete sich aus. Also gab es einen größeren Bedarf an landwirtschaftlicher Nutzfläche. Um die zu gewinnen, verbrannte man in der Regel Wald."

Die gefundenen Mengen, so Gabrielli, seien zwar nicht akut toxisch. Es lasse sich aber auch nicht ausschließen, dass sich giftige Metalle, die mit dem Schmelzwasser talabwärts gelangen, in Organismen und in der Nahrungskette anreichern.

Forscher rechnen damit, dass bei einem unverminderten Anstieg der weltweiten Emissionen bis zum Ende des Jahrhunderts zwei Drittel der gewaltigen Eismassen des Himalaja verschwinden werden.

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