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Zum Sterben in die grüne Kanne

Fleisch fressende Kannenpflanzen sind nicht wählerisch mit ihrer Beute. Warum aber sammeln sich Tausende Termiten in Nepenthes albomarginata?

Während ihrer Studien auf Nord-Borneo sind die Frankfurter Biologen Marlis und Dennis Merbach den ungewöhnlichen Ernährungsgewohnheiten bei Nepenthes albomarginata nachgegangen: Eine einzige, kaum mehr als fingerlange Kanne ist oft bis unter den Rand mit Termiten gefüllt, mit bis zu 6000 toten Tieren. Oder aber sie ist praktisch leer - als fange die Pflanze nach dem Prinzip "alles oder nichts". Eigentlich passen Termiten gar nicht ins Beutespektrum der Kannenpflanzen - denn deren gewöhnliche Lockmethoden wie Nektar und Süßes sind den Tieren egal, und auch Farben und Muster wirken nicht, da Termitenarbeiter blind sind. Tatsächlich fangen andere Nepenthes-Arten so gut wie nie eine einzige Termite. Doch Nepenthes albomarginata weist eine Besonderheit auf: einen samtigen Rand aus weißen Haaren knapp unterhalb der Kannenöffnung. Auf diesen Haarkranz, entdeckten die beiden Biologen, stürzen sich in Scharen Termiten der im tropischen Asien verbreiteten Gruppe der Nasutitermitinae.

Sie knabbern daran und formen kleine Nahrungsbällchen für den Rücktransport zum Nest. Dabei geraten Tiere, die sich im Gedränge zu weit nach oben vorwagen, auf den schlüpfrigen Kannenrand, verlieren den Halt und rutschen in die Kanne - zuweilen mehr als 20 Tiere pro Minute. Nach rund einer Stunde ist der Rand einer Kanne abgeweidet, und die Termiten verlieren ihr Interesse. Die in die Falle gestürzten Tiere wiederum haben keine Chance, zu entkommen. Anders als manche Ameisen finden sie keinen Halt an deren glatten Wänden. Sie ertrinken in der Kannenflüssigkeit oder ersticken unter ihren Artgenossen. Der weiße Rand der Kannenpflanze wächst nicht nach, und das ist auch nicht notwendig. Nepenthes albomarginata ist überreichlich mit Nährstoffen versorgt, rankt weiter und bildet neue Blätter, jedes mit einer neuen Kanne an der Spitze.

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