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Frischkuren für Hubble
Eigentlich sollte die im Februar diesen Jahres verunglückte Raumfähre Columbia Hubble am Ende seiner Dienstzeit zurück auf die Erde bringen. Die Columbia war die einzige Raumfähre, die für diese Aufgabe in Frage kam. "Alle anderen Shuttles haben im vorderen Teil des Laderaums eine Luftschleuse eingebaut, um an der Space Station andocken zu können. Somit ist der Laderaum zu klein für Hubble", so Rudolf Albrecht, Leiter der Science Data und Software Group der European Southern Observatory (ESO) in Garching.
Nun ist ungewiss, was mit Hubble geschehen wird. Findet man keine Lösung, wird das Teleskop irgendwann in die Erdatmosphäre eintreten und die Bevölkerung in Gefahr bringen. Denn die Spiegel stellen ein riesiges Problem dar. Sie würden beim Eintritt in die Erdatmosphäre nicht, wie alle anderen Teile, verglühen, sondern den Menschen, die in einem Band von plus/minus 28 Grad um den Äquator herum wohnen, womöglich auf den Kopf fallen. "Zurzeit werden Überlegungen angestellt, Hubble mit einem kleinen Motor zu versehen und so weit von der Erde zu entfernen, dass es dort für mehrere tausend Jahre verweilen könnte, ohne uns zu gefährden", erzählt Robert Fosbury, Leiter der Science Instrument Information Group bei der ESO.
Frischkuren für Hubble
Fest steht, dass es nach der Wartungsmission 3B im März 2002 noch eine weitere, vierte Wartung geben wird. Diese soll Ende des Jahres 2004 durchgeführt werden. Hubble erhält dann noch mal zwei neue Instrumente. Zum einen eine neue Kamera und zum anderen einen Spektrographen, mit dem Emissions- und Absorptionsspektren im sichtbaren, ultraroten und ultravioletten Bereich aufgenommen und ausgewertet werden. Entscheidet man sich dafür, das Leben von Hubble über das Jahr 2010 hinaus auszudehnen, wird es wahrscheinlich noch eine fünfte Wartungsmission geben, bei der Hubble wieder eine neue Kamera und einen Koronographen bekommt. Das Instrument macht es möglich, nur den Strahlenkranz, der einen Planeten umgibt, sichtbar zu machen und den eigentlichen Planeten verschwinden zu lassen.
James Webb als Namenspate
Hubbles Nachfolger, bisher unter dem Namen "New Generation Space Telescope" (NGST) bekannt, ist schon seit 1990 in Planung. Kürzlich änderte man den Namen von NGST in James Webb Space Telescope. Seinen neuen Namen verdankt das Teleskop James E. Webb, der von 1961 bis 1968 Administrator der NASA war. Unter seiner Leitung übernahm die NASA eines der beeindruckendsten Projekte in der Geschichte der Menschheit - die erste Landung auf dem Mond.
Perfektion ist Trumpf

Das James Webb Weltraum-Teleskop soll 2010 mit der Ariane5-Rakete ins All geschossen werden. In der Unendlichkeit des Weltraums angekommen soll das Teleskop die Frühzeit des Universums erforschen - vor allem die Strahlung im Infrarotbereich, die für das menschliche Auge nicht sichtbar ist. Die Wissenschaftler erhoffen sich so hinter das Geheimnis der Geburt von Sternen und Galaxien vor Milliarden von Jahren zu kommen. Dafür muss die NASA tief in die Tasche greifen. Rund 1,3 Milliarden US-Dollar soll das James Webb Weltraum-Teleskop kosten. Dabei wurden die Ansprüche an das, was das Teleskop leisten soll, schon zurückgeschraubt. Außerdem werden auch keine Wartungsmissionen, wie bei Hubble, mehr möglich sein, denn das Teleskop wird außerhalb der Erdatmosphäre, 1,5 Millionen Kilometer von der Erde, platziert. Dies verlangt einen hochgradigen Perfektionismus. Die Technik muss auf Anhieb funktionieren.
Keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung
Das James Webb Weltraum-Teleskop soll auf keinen Fall als Konkurrent von Hubble auftreten. Es wird vielmehr als seine Ergänzung angesehen. Die einzigen Unterschiede bestehen in der Größe und dem Spiegel. Das James Webb Teleskop misst nur sechs Meter, Hubble ist im Gegensatz dazu 15,9 Meter lang. Der Spiegel des James Webb Teleskops besteht aus leicht zersetzbarem Beryllium, um bei der Rückholung zur Erde Probleme wie sie jetzt bei Hubble aufgetreten sind, zu vermeiden. Dass zwischen den Betreibern der beiden Teleskope kein Konkurrenzkampf besteht, lässt sich auch daran festmachen, dass die Beteiligten größten Teils die Selben wie bei Hubble sind: NASA, ESA und Kanada (CSA).
Ohne Beteiligung keine Beobachtung
Die Beobachtungszeit wird je nach Budgetbeteiligung festgemacht, wobei die Vormachtstellung bereits geklärt sein dürfte. Die NASA wird allein schon eine Milliarde US-Dollar beisteuern.
Die ESA wird sich mit rund 15% an dem Projekt beteiligen. Allerdings geschieht dies nicht in Form von Geldern, sondern durch technisch aufwendige Instrumente und Personal. "Eines der Instrumente, der Spektrograph, wird sogar in Europa gebaut. Eine Münchner Firma ist mit im Rennen um den Auftrag", erklärt Robert Fosbury. Wenn James-Webb dann voraussichtlich in sieben Jahren im All schwebt, müssen die Europäer dann mit der NASA Vereinbarungen über die Beobachtungszeit treffen.