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Leseprobe: Abtauchen ins eigene Ich

Neurologen und Psychologen bestätigen die Erfahrungen vieler Praktiker: Regelmäßige Meditation erhöht das Lebensglück.

Lesen Sie einen Auszug aus der neuen Ausgabe von GEO WISSEN zum Thema "Glück, Zufriedenheit, Souveränität":

Jeden Morgen, oft noch vor Sonnenaufgang, kniet Dietlinde Kaufmann in ihrem Wohnzimmer und rezitiert ein Mantra; sie konzentriert sich dann für zwei, drei Stunden auf den kurzen Satz. „Ohne diese Meditation nach Regeln des Bhakti-Yoga würde ich meinen Alltag kaum schaffen“, sagt die 63-Jährige, die in einer hessischen Kleinstadt lebt.

Dank der täglichen Selbstversenkung, vor allem aber dank ihrer Konzentrationsübungen, sei sie ruhig und gelassen, selbst wenn sie – wie so oft – von Termin zu Termin hetzen müsse. Vor 40 Jahren ist sie zum Hinduismus konvertiert, und seit Jahren berät sie hauptamtlich hinduistische Gemeinden in ganz Deutschland.

Damals wurde die Meditation ein fester Bestandteil ihres Alltags: „Sie gibt mir tiefe Geborgenheit und Glück.“ Über ähnlich positive Erfahrungen berichten viele Menschen: Sie empfinden das Leben als sinnvoller und erklären, die Selbstversenkung steigere ihr körperliches wie psychisches Wohlbefinden.

Meditation gerät zunehmend in den Blick der Wissenschaft

Seit einiger Zeit ist die Meditation auch in den Blick der Wissenschaftler geraten: Neurologen, Psychologen und Ärzte wollen herausfinden, was genau bei der Selbstversenkung im Körper vorgeht und ob das Fokussieren der Gedanken während der Meditation sowie die erhöhte Konzentrationsfähigkeit von Meditierenden der Schlüssel zu einer größeren Lebenszufriedenheit sein können.

Einige Fragen vermochten die Forscher bereits zu klären. So konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass die Stimmung von Menschen gedrückt ist, wenn deren Gedanken in bestimmten Situationen nicht fokussiert sind, sondern umherirren. Dazu hatten Wissenschaftler der Harvard University 5000 Männer und Frauen aus aller Welt angerufen und gefragt, was sie gerade taten, woran sie dabei dachten und wie sie sich fühlten.

Das Ergebnis: Am zufriedensten waren jene Menschen, die zum Zeitpunkt des Anrufs ganz bei einer Sache waren, auch wenn es dabei um weniger angenehme Dinge wie etwa den Hausputz ging. Dagegen fühlten sich jene Personen, deren Gedanken immer mal wieder ungeordnet abschweiften, nicht besonders gut – selbst wenn es dabei um den letzten schönen Urlaub ging.

Wer sich in der Meditation konzentrieren will, kann unter mehreren Methoden der Selbstversenkung wählen. Eine der bekanntesten ist – neben der Mantra-Meditation – die Achtsamkeit-Meditation. Dabei konzentriert man sich auf den eigenen Atem oder wandert gedanklich durch den gesamten Körper und achtet genau auf seine Empfindungen. Auf diese Weise kommt es zu einer Beruhigung des Denkens und der inneren Prozesse.

Wirkt die Entspannungstechnik auf die Hirnmasse?

Aus der Achtsamkeit-Meditation entwickelte der US-Mediziner Jon Kabat-Zinn den achtwöchigen Kurs „Stressbewältigung durch Achtsamkeit“ (Mindfulness-based stress reduction, MBSR). Der wird heute weltweit gelehrt und ist für die Forscher ein Glücksfall: Da die Methode nach dem immer gleichen Muster abläuft, lassen sich die Auswirkungen von MBSR unter reproduzierbaren Bedingungen studieren.

So haben mehrere Forschergruppen die Gehirne von MBSR-Praktizierenden untersucht und herausgefunden, dass sie in einigen Bereichen im Vergleich zu Nicht-Meditierenden mehr „graue Substanz“ aufweisen – also Nervenzellkörper, die Signale weiterleiten und verarbeiten.

Besonders zwei Regionen fallen auf:

• der orbitofrontale Cortex, der Emotionsausbrüche kontrolliert und aktiv wird, wenn ein Mensch neue Verhaltensmuster erlernt – etwa, entspannter mit Stress umzugehen; • der Hippocampus, der sich nach Ansicht der Forscher bei den Meditierenden sogar regenerieren kann – während bei anderen Menschen, die ständig hohem Stress ausgesetzt sind, das Nervengewebe dort geschädigt und abgebaut wird.

Eine Frage allerdings blieb lange Zeit offen: Hat sich die graue Substanz tatsächlich durch die Meditation vermehrt – oder meditieren Menschen mit viel grauer Substanz schlicht mehr?

Den vollständigen Text können Sie in der neuen Ausgabe von GEO WISSEN zum Thema "Glück, Zufriedenheit, Souveränität" nachlesen.

Die innere Versenkung führt bei vielen Menschen zu einem Gefühl tiefer Geborgenheit
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© Daniel Matzenbacher für GEO WISSEN

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GEO WISSEN Nr. 47 - 05/11 - Glück

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