Hostal La Estancia
Hostal La Estancia
In diesem Haus ist sogar die Hündin eine Antiquität. Sie ist 17 Jahre alt und heißt Sissy; ihr Name passt zum herrschaftlichen Interieur. Jedenfalls ist gut vorstellbar, dass Adlige zwischen den Gemälden aus dem 18. und 19. Jahrhundert tafeln. Die Tischdecke ist mit der hier vor Zeiten beliebten „Richelieu“-Stickart veredelt. Das Tafelgeschirr mit altem Gold bedeckt, das noch nie durch eine schnöde Bratkartoffel beleidigt wurde.
Serviert wird nämlich nur, was dem bis zu 150 Jahre alten Porzellan, darunter greises Hutschenreuther, zur Ehre gereicht: Hummerrouladen mit Shrimps gefüllt oder unnachahmliche Suppen, deren Zutaten die Köchin aus den finstersten Ecken des Schwarzmarktes bezieht. Fragt man den Hausherrn, zeigt er auch Dinge, die sonst versteckt bleiben. Aber nur, wenn man ein Verschwiegenheitsgelübde abgelegt hat.
> > > Manuel Antonio Garcia Rodriguez, Camilo Cienfuegos 34, Remedios, Tel. 0053-42/39 55 82, DZ ab 22 €
Casa de Emilio
Casa de Emilio
Emilio Pérez sagt: „Das Leben ist hart, meine Muskeln sind es auch.“ Das ist einerseits gut, denn nur so schafft er die Feldarbeit. Zwölf Hektar Tabak sind zu bewältigen. Andererseits wurden seine Hände grob und rau. Dabei will eine Tabakpflanze behandelt sein wie eine Frau: „Man muss sie täglich streicheln. Sonst wird sie hässlich.“ So fragt sich Pérez, wie sie in Europa den Tabak nur mit seelenlosen Maschinen ernten können. Dass dem so sei, erzählte ihm sein erster Gast, ein Franzose. Seit sechs Jahren vermietet Emilio Pérez Zimmer.
Die Einrichtung ist karg, der Blick auf die Sierra del Rosario Schmuck genug. Kaum irgendwo versinkt die Sonne romantischer als über der Bergkette, und mit Pérez’ Pferd kann man sogar in den Sonnenuntergang reiten. Seinen 50 Jahre alten Oldtimer indes vermietet er nicht. Er schämt sich für dessen Lada-Motor.
> > > Emilio Pérez, Calle Pasaje Sergio, Dopico 36, Viñales, Tel. 0053-5/69 51 68, DZ ab 13 €
Casa de Martha
Casa de Martha
Martha Corveas Welt ist rosa. „Sogar meine Träume“, sagt sie, „sind nicht bunt, sondern rosa.“ Keine Frage also, welche Farbe die Ausstattung ihres Traumhauses haben musste: Wände, Schränke, Bettbezüge, alles rosarot. Kein dunkler Fleck stört das Bild: Denn nichts – keinen Stein, keinen Sack Zement – kaufte sie auf dem Schwarzmarkt. Deshalb dauerte es auch zwölf Jahre, bis die zwei Gästezimmer fertig waren.
Dafür wohnt man jetzt im Himmel über Ciego de Ávila, weit geht der Blick aus dem „Pink Penthouse“. Am schönsten ist es beim Frühstück: Dann sitzt man auf der Terrasse, hoch über den Dächern. Allenthalben blickt man auf palomares, Taubenhäuser. In der Dämmerung des neuen Tages öffnen die Züchter ih-re Verschläge. Das Leben der Stadt erwacht auf den Dächern.
> > > Martha Corvea, Calle José María, Agramonte 19, Ciego de Ávila, Tel. 0053-33/20 13 27, DZ ab 17 €
Casa de Chino
Casa de Chino
Carlos Figueredo hat einen Garten mit englischem Rasen, in dem nichts ist, was nicht hineingehört. Na ja, außer der riesigen Parabolantenne. Und dem Swimmingpool. Beides wäre vor der hohen Steinmauer ungern gesehen. Womöglich ist auch der Diener, der dem Gast rund um die Uhr zur Verfügung steht, nicht ganz systemkonform. Aber Figueredo lacht darüber. Sein Leben lang diente er der kubanischen Revolution. Jetzt gönnt er sich den Luxus, den er bei Klassenfeinden abgeschaut hat.
Nicht sich allein – 250 Euro kostet die Nacht, inklusive Diener, Chauffeur und Köchin. „Ich muss so teuer vermieten“, entschuldigt er sich, „ich habe eine Pension von gerade 900 Pesos, und allein mein Fahrer kostet 2000.“ Wieso hat er, was dem Rest des Landes untersagt bleibt? Señor Figueredo setzt seine goldfarbene Sonnenbrille auf: Er war im Geheimdienst. Keiner schreibt dem Oberst etwas vor.
> > > Carlos Alberto Figueredo, Avenida 7ma 21602, Siboney, Havanna, Tel. 0053-5/294 43 01, DZ ab 250 €
La Casona de Calzada
La Casona de Calzada
Der Erbauer der 126 Jahre alten Villa war ein Holzhändler, sein Pantheon ist eine Attraktion auf dem ohnehin bemerkens-werten Friedhof von Havanna. Wird es dem Mann dort zu langweilig, soll er sein früheres Zuhause besuchen. Wer weiß – des Nachts glimmt ein merkwürdiges Licht im Patio. Das allerdings kommt von leuchtenden Orchideen. Die Blumen sind das Hobby der Hausherrin Lisbet. Nicht der Geist des Kaufmanns ist also allgegenwärtig, vielmehr ist es der Geist von Alicia Alonso, der berühmtesten Tänzerin Kubas.
Ihr Mann Fernand ist der Großonkel des heutigen Besitzers. Neben der Villa befindet sich ein Tanzsaal des Ballet Nacional de Cuba, das von der bald 90-jährigen Primaballerina geleitet wird. Seit einiger Zeit bietet das Ensemble Ausländern Kurse in Salsa oder Rumba. Sie sind meist ausgebucht, doch vielleicht hilft der Zufall: Manchmal kommt Alicia Alonso zum cafecito in die Villa.
> > > Alexis Santos Rodriguez, Calle Calzada 508, Vedado, Tel. 0053-7/832 31 33, DZ ab 17 €