
Portrait: Juana Canet
Erst am Morgen ist Juana Canet, 42, aus Madrid gekommen. Sie pendelt zwischen der spanischen Hauptstadt, wo sie ihr Architektenbüro hat, und Mallorca, wo sie aufgewachsen ist. Je näher aber der Sommer kommt, desto häufiger hält sie sich in ihrem Haus in Bendinat auf, einem kleinen Villenvorort westlich von Palma. Hier schlägt das Leben in einem ruhigeren Puls, vom Schreibtisch aus kann sie aufs Meer blicken. "Hier kann ich in entspannter Atmosphäre hart arbeiten", sagt sie.
Es ist das Haus ihrer Mutter. Juana Canet war mit 18 zum Studieren nach Madrid gegangen. Dass sie noch Arbeit hat, ist außergewöhnlich. "80 Prozent der Architekten in Spanien sind arbeitslos", sagt sie. Die Krise mache vor allem dem Bausektor zu schaffen. Juana Canet wirkt fast schüchtern, als sie die Mappe mit ihren Projekten auf den Tisch legt. Ein Wohnhaus in Palma, eine Kindergarten-Turnhalle, Sozialwohnungen in Cala Ratjada.
Mit einem Kollegen hat sie eine Ausschreibung in Thailand gewonnen, es ging um eine Tsunami-Gedenkstätte in Khao Lak, die leider nie gebaut wurde. Eines der jüngsten Projekte: Im kolumbianischen San Cristóbal baut sie Wohnungen, vorwiegend aus Bambus. Auf Mallorca hat sie derzeit nur ein Projekt, ein Einfamilienhaus mit Pool, drei Minuten von ihrem eigenen Haus entfernt. Sie schiebt einen Drahtzaun beiseite und führt durch die Baustelle. Was ihr wichtig ist: das Licht, der Blick, der Dialog mit der Natur. Letztlich hat sie das Haus um die Bäume herum geplant. Es wird viele Fenster geben, für möglichst viele Ausblicke aufs Meer.
Sie baut gern mit lokalen Materialien, in diesem Fall Marès, der Kalkstein, aus dem auch die Kathedrale gebaut wurde. Auf dem Rückweg trifft sie einen Bekannten auf der Straße. Sie unterhalten sich, er wünscht ihr alles Gute. Ein Architekt, wie sie, allerdings ohne Arbeit.
Insider-Tipps:
Das Wohnhaus Can Lis, das der dänische Architekt Jørn Utzon 1972 in Porto Petro für seine Familie bauen ließ. Schlicht, mit vielen quadratischen Formen und viel Glas, eine Fusion aus skandinavischem und mediterranem Stil. www.canlis.dk
Die eindrucksvolle traditionelle Landschaftsarchitektur der Dörfer im Norden der Insel, vor allem Banyalbufar, Deià, Valldemossa und Estellencs.
Die Totenstadt Son Real in der Bucht von Alcúdia, bei Son Serra de Marina: steinerne Ruinen aus dem 7. Jahrhundert v. Chr.
