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London Culture Club

London ist für Tänzer, Designer, Schauspieler "the place to be". Neun Kreative erzählen, wie diese Stadt sie inspiriert und herausfordert
London: Luca Marchetto und Jordan Bowen sind Modedesigner
Luca Marchetto und Jordan Bowen sind Modedesigner
© Esther Haase

LUCA MARCHETTO & JORDAN BOWEN - MODEDESIGNER

Der eine lernte sein Handwerk bei Fashion-Punk Vivienne Westwood, der andere bei Hutmacher-Ikone Stephen Jones. 2012 trafen sie sich in einem Club - seither sind der Italiener Luca Marchetto und der Brite Jordan Bowen ein Paar und betreiben das Streetwear-Label 8DIX.

Luca, Sie wollten Tierarzt werden. Wie kamen Sie zu Vivienne Westwood? Ich war ein dicker Junge, der in Ohnmacht fiel, als er im Studium eine Katze aufschneiden musste. Damit war meine Medizin-Karriere beendet. Ich sattelte um auf Modedesign, speckte 50 Kilo ab und kaufte mir zur Belohnung ein T-Shirt von Viv. Nach meinem Abschluss marschierte ich unangemeldet mit meiner Mappe in ihr Studio. Sie fragte: Was willst du hier? Ich antwortete: einen Job. Die Woche drauf durfte ich anfangen.

Jordan, Sie kamen über Ihre Familie zur Mode, richtig? Meine Tante arbeitete als Stylistin in Hollywood für Leute wie Janet Jackson und holte mich in den Ferien als Assistenten zu sich. Sie war unglaublich herrisch, trotzdem hat mich ihre kreative Energie angesteckt. Meine Mutter liebte Vintage-Kleider und Hüte, sie brachte mich zur Hutmacherei.

Was fasziniert Sie nach so einer Karriere an Streetwear? Jordan: Ganz einfach, ich hatte keine Lust mehr auf Damenhüte mit Federn und Pomp, ich wollte legere Hüte und Mode für Männer entwerfen. Luca: Ich wollte T-Shirts mit Botschaften, die nicht nach Spendenaufruf aussehen, sondern wie gutes Design. Die man an einem normalen Mittwoch tragen kann und die sexy aussehen. Die öko sind, aber erschwinglich. Also haben wir unser eigenes Label gegründet.

Was hat der Maler Otto Dix mit all dem zu tun? Jordan: Er ist unser Idol. Dix wagte einen ganz neuen Stil; er zeigte das Chaos, porträtierte nicht feine Damen, sondern Prostituierte. Seine Bilder und Ideen sind bis heute hochaktuell. Luca: Ich finde, in Kombination mit der 8 - der chinesischen Glückszahl - sieht unser Logo grandios aus. Das Label ist mein Leben. Bevor ich jemals wieder für ein anderes arbeite, höre ich auf mit der Mode.
8dix.com

Ausgehtipps für Tag und Nacht von Luca und Jordan:

Portobello Market
Portobello Road, portobelloroad.co.uk
Antiquitäten, Klamotten, Leckereien - vor allem samstags zieht es Tausende zur Portobello Road, die durch den Film "Notting Hill" weltbekannt wurde.

The Churchhill Arms
119 Kensington Church Street, churchillarmskensington.co.uk
Unübersehbar, weil von außen dekoriert wie ein hängender Blumengarten. Innen riecht es nach süßem Bier auf altem Teppich, doch die Stimmung und das Thai-Food sind einzigartig.

London: Pandemonia ist Performance-Künstler und Bildhauer
Pandemonia ist Performance-Künstler und Bildhauer
© Esther Haase

PANDEMONIA - PERFORMANCE-KÜNSTLER & BILDHAUER

Das Interview wird von Pandemonias Press- Officer minutiös organisiert. Treffpunkt im Taxi, dann Fahrt zum Fünf-Sterne-Hotel Café Royal, um im "Club" zur Teatime einzukehren. Erster Eindruck: Im Taxi hängt schwerer Latexgeruch. Und Pandemonias freundliches „Nice to meet you“ klingt ausgesprochen männlich. Der Style wiederum: weiblich elegant, die Rockfarbe passend zum Halsband von Plastik-Schoßhündchen "Schneeflocke". Auf Melissa-High-Heels steigt sie, oder vielmehr er, aus dem Wagen, zwei Meter groß, gertenschlank, und lässt sich durch reflexartig gezückte Handy-Kameras der Schaulustigen nicht irritieren. Der Clubmanager empfängt mit Küsschen-Küsschen und serviert Wasser - mit Strohhalm. Die Gesichtsmaske mit dem kleinen Mundloch lässt nichts anderes zu.

Pandemonia, Sie sehen fantastisch aus! Wie lange brauchten Sie, um sich derart extravagant zurechtzumachen?
Ich kreiere meine Outfits selbst - das dauert. Sie sind wie eine auf Maß geschneiderte Skulptur, von den Latex-Strümpfen bis zur Latex-Frisur. Das Anziehen geht schnell.

Aber eine Frage muss erlaubt sein: Wer genau ist Pandemonia? Ich bin bildender Künstler, aber statt meine Skulpturen und Bilder auszustellen, habe ich diese Figur erschaffen. Sie soll der Promi-Society mit ihren absurden Schönheitsidealen - dünn, blond, faltenlos und viel Make-up - einen Spiegel vorhalten. London mit seinen vielen Partys ist meine Kulisse.

Aber inzwischen sind Sie selbst ein Star und spielen mit bei dem Zirkus. Stimmt, ich werde ständig eingeladen zu Vernissagen oder Modenschauen und treffe dort Celebritys wie Kate Moss oder Jerry Hall. Das ist toll! Ich war auch schon in der "Vogue". Meine Kunst schafft es auf die Titelseiten, davon habe ich immer geträumt. Andere müssen dafür bezahlen.

Glauben Sie denn tatsächlich, auf diese Weise ein Umdenken anzustoßen? Nun, ich zeige, dass Perfektion ein Konstrukt ist, ein künstliches Ideal, das wir selbst geschaffen haben.

Ihre Kunst macht aber auch Spaß, oder? Oh ja. Sie öffnet mir Fenster in eine fremde Welt. Aber allzu lange halte ich es darin nicht aus, es wird recht schnell warm unter meinen Outfits.

Und worüber sprechen Sie mit den Leuten? Ach, über ganz normale Sachen. Über neue Restaurants, die Londoner Mietpreise oder unsere Hunde. Schneeflocke ist ein echter Eisbrecher.

Haben Sie auch andere Projekte? Ich arbeite gerade an großen Skulpturen aus Latex, die ich in Parks ausstellen möchte. Ich zeige Ihnen mal ein paar Fotos auf meinem Handy...

Da unterbricht der Press-Officer das Gespräch. "Sorry, my dear, das ist noch geheim. Wir informieren Sie aber gern, wenn die Ausstellung eröffnet."
pandemonia99.blogspot.co.uk

Empfehlungen für Stilbewusste:

Café Royal Hotel
68 Regent Street, Westend, hotelcaferoyal.com
Afternoon-Tea und Drinks im eleganten Ambiente eines originalgetreu wiederhergestellten Louis-XVI.-Dekors mit Marmor aus Siena, Goldstuck und schweren Leuchtern. Reservieren.

Sketch-Restaurant
9 Conduit Street, Mayfair, sketch.london
Derzeitiger Hotspot der Schönen und Reichen. Vorn Bar, Café und Galerie, hinten Restaurant. Ebenfalls reservieren.

Café der Tate Modern Gallery
Bankside, tate.org.uk/visit/tate-modern
Fans moderner Kunst, die den Blick über die Themse genießen wollen, werden hier vom Frühstück bis zum Cocktail gut versorgt.

London: Ieva Kuniskis ist Choreografin und Tänzerin
Ieva Kuniskis ist Choreografin und Tänzerin
© Esther Haase

IEVA KUNISKIS - CHOREOGRAFIN & TÄNZERIN

"Wann bekommst du endlich einen echten Job?" - Über diese Frage muss ich jedes Mal lachen. Ich bin ja schon froh, wenn ich ein günstiges Studio zur Miete finde und meine Tänzer hin und wieder zum Kaffee einladen kann. Modern Dance ist ein schrecklich unsicheres Geschäft. Aber was soll ich tun? Geschichten erzählen durch Tanz, Körpersprache, Musik und Kostüme ist nun mal das, was ich am liebsten mache. In meiner Heimat Litauen ist die Erzählkultur mit Märchen, Folklore und Theater noch sehr lebendig. Das hat mich wohl geprägt, bei meinem Tanzstudium in London interessierte ich mich am meisten für Choreografie. Doch das Jahr nach dem Abschluss war superhart. Ich hatte keine Kontakte, kein Geld, keine Ahnung, wie man ein Stück auf die Bühne bringt. Tagsüber arbeitete ich als Kellnerin, abends schrieb ich zu Hause "Gone to Get Milk", eine feurige Dreiecksgeschichte zwischen zwei Frauen und einem Mann. Mit anderen arbeitslosen Tänzern entwickelte ich das Stück weiter - und landete 2013 beim Nachwuchsfestival "Resolution!" einen Überraschungserfolg. Erfolg, das heißt für junge Choreografen: gute Kritiken, Einladungen zu internationalen Festivals, nur leider kaum Honorar. Die Flugtickets für mein Team musste ich über Crowdfunding finanzieren. Aber die Erfahrung, vor Publikum zu tanzen, und die Energie zu spüren, die dabei entsteht, haben mich so elektrisiert, dass ich mich nach der Rückkehr gleich an die nächsten Stücke setzte; mein Freund übernahm während der ganzen Zeit unsere Miete.
Inzwischen konnte ich meine Stücke auf mehreren Londoner Bühnen zeigen, und die Szene hat begonnen, "die junge Litauerin mit den langen roten Haaren" wahrzunehmen. Prompt gewann ich Ende 2014 für meine neue Solo-Choreografie ein Stipendium des British Arts Council. Ich bin überglücklich! Zum ersten Mal kann ich ohne Geldsorgen proben. Und sogar meine Tänzer bezahlen.
ievakuniskis.com

Empfehlungen für die Londoner Tanzszene:

Bush Theatre & Café
7 Uxbridge Road, Shepherd’s Bush, bushtheatre.co.uk
Ein quirliger Ort nebst Café für Tänzer, Schauspieler, Choreografen und Fans der Off-Theatre-Szene. Im Sommer öffnet der Hinterhofgarten.

The Place
17 Duke’s Road, Zentrum, theplace.org.uk
Das wohl bekannteste britische Zentrum für zeitgenössischen Tanz in London. Tanzakademie, 200 Aufführungen pro Jahr und im Januar das Nachwuchsfestival "Resolution!".

Barbican Centre
Silk Street, City of London, barbican.org.uk
Ein Betonbau im Stil der 1970er beherbergt Europas größtes Kulturzentrum. Täglich Kunst, Tanz, Theater, Film oder Konzerte des hier heimischen London Symphony Orchestra.

Greenwich Dance Agency
Borough Hall, Royal Hill, Greenwich, greenwichdance.org.uk
Tanz-Events, Kurse, Debatten - und danach ein Spaziergang im Greenwich Park, durch den der Nullmeridian der Zeitmessung verläuft. Am besten mit der Fähre von Westminster bis Greenwich anreisen, vorbei am London Eye und den Wolkenkratzern der Canary Wharf. Tickets und Fahrplan unter thamesriverservices.co.uk.

London: Sharla Smith ist Schauspielerin und Regisseurin
Sharla Smith ist Schauspielerin und Regisseurin
© Esther Haase

SHARLA SMITH - SCHAUSPIELERIN & REGISSEURIN

"Mama, ich werde Schauspielerin!" Als Sharla Smith diesen Entschluss fasste, war sie acht Jahre alt, lebte mit Eltern und zwei Brüdern in einer Sozialwohnung im Südlondoner Stadtteil Brixton und blätterte in den "Gelben Seiten" die Stelle mit den Kinder-Schauspielkursen auf. Das nennt man wohl einen starken Willen. Heute weiß Smith, 31, ausgebildete Schauspielerin, noch genauso klar, was sie will. Statt auf Anrufe eines Agenten zu warten, hat sie sich ein One-Woman-Stück geschrieben. "Perception-ism" heißt es und beschreibt die Sicht dreier Einwohner Brixtons - eines Rappers, einer jungen Geschäftsfrau und eines Obdachlosen - auf die gemeinsame Heimat, den jamaikanischsten Stadtteil Londons, der sich rapide verändert. „Das erste Brixton, das ich kennenlernte, war das meiner jamaikanisch-britischen Familie; es spielte sich um den Markt, das Freizeitzentrum und die Hip-Hop-Kultur ab,“ erzählt Smith. Als Babysitterin bei einem wohlhabenden Paar entdeckte sie ein anderes Brixton, das wiederum nichts zu tun hatte mit dem des Rastafaris, der vor der U-Bahn-Station bettelte. Dieses Nebeneinander hat die Regisseurin Sharla Smith so fasziniert, dass sie die drei Welten auf der Bühne während der Unruhen, die 2011 in Brixton tobten, aufeinandertreffen lässt.
Die Schauspielerin Sharla Smith springt dabei virtuos von einem Charakter zum nächsten, wechselt Frisur, Stimme, Slang und Sichtweise auf Gewalt und Polizeieinsatz, von der verängstigten Frau über den plündernden Rapper bis zum Obdachlosen, der allen sagt, was er von ihnen hält. "An der Schule wurde uns geraten, Schauspieler hätten besser keine eigene Meinung", sagt der Mensch Sharla Smith. "Ich sehe das anders. Ich brauche Inhalte, die aus mir kommen und für die ich stehe."

Empfehlungen in Brixton:

Brixton Market
Brixton Station Road, brixtonmarket.net, täglich
Exotisches Obst, Fisch und Reggae gibt es nirgendwo günstiger als auf dem bunten Markt hinter der U-Bahn-Station Brixton.

Ritzy Cinema Café & Bar
Brixton Oval, Coldharbour Lane
Entspanntes Café in einem altehrwürdigen Kino. In der Bar "Upstairs" treten Musiker, Poetry-Slammer und andere Künstler auf.

Black Cultural Archives
1 Windrush Square, bcaheritage.org.uk
Wer sich für die Geschichte der Einwanderer aus Afrika und der Karibik interessiert, findet hier Fotoausstellungen, Filme, Workshops oder thematische Stadtrundgänge durch Brixton.

Electric Brixton
Town Hall Parade, electricbrixton.uk.com
Legendärer Konzertsaal, in dem außer Reggae- und Hip-Hop-Stars auch andere internationale Musiker ihre Gigs spielen.

London: Andrea Scibetta ist 3-D-Künstler
Andrea Scibetta ist 3-D-Künstler
© Esther Haase

ANDREA SCIBETTA - 3-D-KÜNSTLER

Ich kann Autos mit lodernden Flammen in die Luft jagen, Bäume samt Blättern zum Sprießen bringen oder Regenschauer vom Himmel prasseln lassen, dass es am Boden nur so blubbert. Ich kann auch komplette Cockpit-Armaturen so real in Szenen montieren, dass nur Eingeweihte die virtuelle Illusion erkennen. Alles, was ich dafür brauche, ist ein Computer mit viel Power. Ich bin 3-D-Grafiker und von Mailand nach London gekommen, um Spezialeffekte für Filme zu kreieren.
Hier, in den renovierten Fabrikhallen von Soho, schlägt das Herz der digitalen Filmindustrie Europas. Wie ich programmieren Tausende Grafiker aus aller Welt die 3-D-Effekte, ohne die kaum ein Film mehr auskommt - etwa "Planet der Affen", wo vom Fell bis zu den Felsen fast alles digital gestaltet wurde, über Reese Witherspoons Wander-Epos "Wild", durch das immer wieder ein künstlich zum Leben erweckter Fuchs hüpft, bis hin zu Werbespots, in denen Autos vor Traumlandschaften herumkurven oder Pailletten aus Deorollern prizzeln. Genau das war mein jüngstes Werk. Nicht sonderlich glamourös, aber es ist mein Ticket für den nächsten Job. Ich hatte das Glück, gleich nach der Ausbildung eine Stelle als "Junior Effects Technical Director" zu bekommen. Die meisten meiner Kollegen müssen als runner starten, sprich: rennen den gan- zen Tag nur rum, um den Seniors Kaffee und Sandwiches zu holen. So unwürdige Jobs für Hochqualifizierte kann sich nur London leisten, weil da jeder hin will. Ich hingegen möchte weiterziehen. Die meisten 3-D-Künstler leben wie globale Nomaden, wechseln alle paar Monate das Projekt, die Firma, das Land. Meine Freundin, die ich hier kennengelernt habe, kommt aus Mexiko und arbeitet derzeit in Kanada – für Disney. Sie hat geschafft, wovon ich noch träume. Aber meine Bewerbung in ihre Nähe läuft bereits. Wettertechnisch bedeutet das für einen Italiener wie mich zwar, vom Regen in die Traufe zu fliegen. Aber zumindest ist Vancouver nicht so teuer wie London.

Empfehlungen in Soho:

I camisa & Son
61 Old Compton Street, icamisa.co.uk
In diesem italienischen Deli treffen sich heimwehkranke Italiener und überarbeitete Filmleute zum Frühstück oder Lunch. Köstliche Sandwiches, tiefschwarzer Espresso.

3 Prince Charles Cinema
7 Leicester Place, princecharlescinema.com
In diesem Programmkino laufen ältere Filme und Klassiker für einen Bruchteil der normalen Ticketpreise sowie Specials wie etwa eine "Lord of the Rings"-Nacht von 0 bis 6 Uhr früh.

Nach Feierabend sind die Pubs in Soho rappelvoll. Das White Horse, 16 Newburgh Street, nicholsonspubs.co.uk/thewhitehorsecarnabystreetlondon, bietet eine riesige Auswahl an Bieren und Ales, außerdem liegt es gegenüber Carnaby Burger Co, 4 Newburgh Street, burgerco.co.uk, dem besten Burgerladen Sohos. In der Bar Ain’t Nothin But..., 20 Kingly Street, aintnothinbut.co.uk, verlängert sich der Abend dann mit Livemusik, sofern man einen Platz in diesem legendären Blues-Schuppen ergattert. Sonntags bis donnerstags freier Eintritt.

London: Beren D'Amico, Louis Gift und Charlie Wheeler sind Akrobaten der Barely Methodical Troupe
Beren D'Amico, Louis Gift und Charlie Wheeler sind Akrobaten der Barely Methodical Troupe
© Esther Haase

BEREN D’AMICO & LOUIS GIFT & CHARLIE WHEELLER - AKROBATEN DER BARELY METHODICAL TROUPE

Was haben ein Tricker, ein Parkourer und ein B-Boy gemeinsam - abgesehen von ihrer Leidenschaft für Sportarten mit seltsamen Namen, die so gewagt sind, dass sie es wohl nie zur olympischen Disziplin schaffen werden? Die Antwort: Saltos. Vorwärts, rückwärts, mit Schwung, aus dem Stand, ganz egal. Als die drei Anfang-20-Jährigen sich 2010 am National Centre for Circus Arts in Shoreditch trafen, nutzte Beren D’Amico die Luftsprünge für seine Kampfkunst-Übungen (Tricking), Louis Gift integrierte sie in seine halsbrecherischen Hindernisläufe über Treppen oder Mauern (Parkour), und Charlie Wheeller peppte mit ihnen die Breakdance-Nummern (B-Boying) auf, mit denen er sich dann 2012 erfolgreich ins Finale der BBC-Show "So You Think You Can Dance" getanzt hat.
"Trotz unserer verschiedenen künstlerischen Ursprünge hat es zwischen uns sofort gefunkt", erklärt D’Amico den Anfang der "nicht ganz planmäßigen Truppe". Heute machen die drei in der Akrobatikwelt Furore. D’Amico und Wheeller, die beiden kleineren, ebenso muskulösen wie gelenkigen Artisten, schwingen sich zum einhändigen Handstand auf Gifts Kopf, lassen sich von ihm, dem größten und stärksten, in die Luft werfen und kopfüber auffangen oder klemmen sich mit ausgestreckten Armen und Beinen in eine Art Hula-Hoop-Reifen und wagen, während sie über die Bühne rollen, tollkühne Verrenkungen.
Im Januar 2015 hatte ihre einstündige Akrobatik-Show "Bromance" Premiere, bei der sie die manchmal komplizierten Beziehungen zwischen Männern ausloten. Für 2015 ist das Trio komplett verplant, mit Auftritten in England, Brasilien und Australien. Einziges Manko ihres Erfolgs: "Er kam so schnell, dass wir bei jedem Auftritt vor Lampenfieber fast sterben."
barelymethodical.com

Empfehlungen in Hoxton, rund um die Zirkusschule:

Troy Bar
10 Hoxton Street, troybar.co.uk
Mit Hausband (Soul, Jazz, Funk) und karibischen Currys (6,50 Pfund) versteht sich diese alteingesessene Musikbar als Gegenentwurf zu den Hipster-Cafés der Gegend. Mehrmals die Woche Konzerte.

Cây Tre
301 Old Street, caytre.co.uk
Kleines vietnamesisches Restaurant mit phänomenal leckeren Gerichten, zubereitet mit frisch duftenden Kräutern und herzhaft scharfem Chili. Auch Take-away.

Sotos Gent’s Hair Stylists
20 Calvert Avenue
Hier lassen sich nicht nur zukünftige Zirkusstars rasieren. Wohltuend, ohne Luxus-Schnickschnack.

GEO SPECIAL Nr. 2/2015 - London

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