Wenn man es genau nimmt, begann der Untergang des Präsidenten Otto Pérez Molina und seiner Vizepräsidentin und seiner ganzen Regierung und einer Staatsmafia und womöglich der gesamten postkolonialen Ordnung Guatemalas mit etwas Wasser. Mit einer Flasche normalen Wassers.
Ganz normal war das Wasser nicht, würde der Präsident zu seiner Verteidigung sagen. Im Gegenteil, es handelte sich um agua mágica. Dieses magische Wasser, so der Plan, sollte den verseuchten See Amatitlán 30 Kilometer südlich der Hauptstadt Guatemala-Stadt reinigen.
Umgerechnet 2,6 Millionen Euro ließ sich die Regierung das Wundermittel aus Israel kosten. Vizepräsidentin Roxana Baldetti setzte ihren eigenen Bruder als hoch bezahlten Chef der Operation ein. Die Abwicklung überließ sie ihrem Privatsekretär: einem ehemaligen Autodieb.
Die Elite hat Guatemala stets ausgeraubt
Guatemalas Elite hat den Staat seit Kolonialzeiten stets ausgeraubt und Familienmitglieder in Schaltpositionen gesetzt; das gehört quasi zur Stellenbeschreibung eines Politikers. Aber im März 2015 ging die Regierung in ihrer Dreistigkeit zu weit. Die Anschaffung des Wunderwassers für einen verseuchten Vulkansee erschien selbst den oftmals bestochenen einheimischen Reportern als zu absurd.
So begannen Journalisten und Biologen, das Wundermittel zu analysieren, und stellten schnell fest, dass es sich um ganz normales Wasser handelte. Als sich Vizepräsidentin Baldetti bei einer Ortsbesichtigung zudem weigerte, etwas von dem vermeintlich gereinigten Seewasser zu trinken und dies als Video im Internet landete, löste ihr Verhalten im ganzen Land Empörung aus.
Es begann ein Politkrimi, der das Land bis heute erschüttert. Normalerweise versanden Skandale in Guatemala in solchen Momenten. Reporter werden bedroht, Richter bestochen, Bürger abgelenkt. Doch diesmal lief alles anders...
Den ganzen Artikel lesen Sie im GEO Magazin Nr. 10/2016 "Stonehenge entschlüsselt".