
Ein wichtiger Rat: nicht schweigen
Oft versuchen Angehörige, so lange wie möglich den Schein der Normalität zu wahren. "Sie machen es sich unnötig schwer", sagt Jutta Kindereit vom Vorstand der Alzheimer Gesellschaft Region Harz. Sie weiß aus Erfahrung: "Man glaubt, dass Freunde und Nachbarn nicht bemerken, wenn jemand im Umkreis sich verändert. Aber alle merken es." Die meisten allerdings schweigen mit und ziehen sich zurück. Aus Höflichkeit. Aus Verlegenheit. Aus Angst.
Es gibt Hilfe in jedem Stadium
Offenheit ist ein erster Schritt, die Isolation zu überwinden und die Unsicherheit zu mildern, vor die eine Demenz Töchter, Söhne und Partner stellt. Über das "Alzheimer-Telefon" erhalten Ratsuchende Informationen über lokale Angebote: Es gibt Gedächtnissprechstunden, Pflegestützpunkte, ambulante Dienste, Tagespflege-Einrichtungen, Angehörigenkurse. Nützlich ist es, wenn Vertrauenspersonen schon vor oder im Anfangsstadium einer Demenz eine Vorsorgevollmacht bekommen. Sie ermächtigt, zum Beispiel über finanzielle Dinge oder medizinische Behandlung zu entscheiden, wenn Patienten selbst nicht mehr dazu in der Lage sind.
Gefahren vorbeugen und Trost finden
An vielen Orten gibt es "Wohnberater", die Gefahren in Haushalten mit dementen Bewohnern entdecken und entschärfen. Oft hilft Technik. Etwa ein Überlaufschutz im Waschbecken. Sicherheitsschlösser, die auch zu öffnen sind, wenn innen ein Schlüssel steckt. Herde und Bügeleisen mit Abschaltautomatik. Seelische Entlastung finden Angehörige in Selbsthilfegruppen und Internet-Foren. Typische Themen: "Wie geht ihr mit dem ewig schlechten Gewissen um?" "Heimunterbringung gegen den Willen?" Oder das leidige Problem Autofahren: Wie bringt man einem Dementen bei, dass es keine gute Idee mehr ist, sich hinters Steuer zu setzen?
Überforderung nicht ignorieren
Den Dementen ihre Würde lassen! Mit Geduld und nicht mit Ärger auf sie reagieren! Sie von gefährlichen Impulsen durch sanftes Umlenken abbringen, statt panisch zu werden! Den komischen Seiten von Alzheimer mit Humor begegnen! Solche Ratschläge sind leichter gegeben als befolgt. Zu oft geraten Angehörige im Alltag in die Situation, dass die Demenz ihres Familienmitglieds das eigene Leben völlig vereinnahmt. Die Gedanken kreisen dann 24 Stunden am Tag nur noch um Betreuung und Angst. Der Ton wird rauer. Der Kontakt zu Freunden reißt ab. Für eigene Hobbys bleibt keine Zeit mehr.
Pflegeheime begutachten
"Wenn Pflegende an ihre Grenzen kommen, ist eine Entscheidung gefragt", sagt Jutta Kindereit, die seit 23 Jahren in einem Seniorenheim arbeitet, das Menschen mit Demenz in eigenen Wohngruppen betreut. Jedes Schicksal ist anders; nicht immer ist eine Pflege zu Hause bis zum Ende möglich und sinnvoll. Familien sollten sich frühzeitig Heime anschauen. Sabine Jansen, Geschäftsführerin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft in Berlin, hat Anregungen, wie sich ein Eindruck "vom Geist einer Einrichtung" gewinnen lässt: "Wie viel Zeit nehmen sich die Mitarbeiter für die Betreuten? Welche Gruppenangebote gibt es? Wie willkommen sind Angehörige? Können sie an Aktivitäten teilnehmen? Gibt es einen Garten?"
Freundliche Kommunen
In Kommunen wie der nordrhein-westfälischen Stadt Arnsberg sind Demenzkranke aktiv ins öffentliche Leben eingebunden. Die Busfahrer sind geschult, mit vergesslichen Senioren umzugehen. Den "Karneval der Generationen" feiern Demente mit. Es gibt Patenschaften "von Mensch zu Mensch" und Kooperationen zwischen Kita und Seniorenwohnheim. Ein Labrador und zwei Dutzend als "Klinik-Clowns" ausgebildete Kinder lassen Senioren ihre Schwächen vergessen. Eine "Musikgeragogin" leitet einen für Demente offenen Gospelchor. Um Nachahmung zu erleichtern, hat die "Arnsberger Lern-Werkstadt Demenz", gefördert von der Robert Bosch Stiftung, ein "Handbuch für Kommunen" herausgegeben, das auch als Download im Internet zur Verfügung steht.
Hier können Angehörige Hilfe finden
Alzheimer-Telefon:
Mo–Do 9–18 Uhr, Fr 9–15 Uhr: 030 / 259 37 95 14
Alzheimer-Vereinigungen im Internet:
Deutschland: www.deutsche-alzheimer.de
Schweiz: www.alz.ch
Österreich: www.alzheimer-gesellschaft.at
Der Wegweiser Demenz des Bundesfamilienministeriums enthält eine Fülle von Informationen:
Informationen zu Arnsberg: