Man schneide die Erdatmosphäre in Würfel und vertraue je einen dieser Luftquader einem zahlenkundigen Menschen an: So stellte sich der britische Meteorologe Lewis Fry Richardson die Arbeit an einer Wettervorhersage vor, im Jahr 1922. An Tischchen würden diese fleißigen Rechner sitzen und Daten zu Temperatur, Feuchte und Druck innerhalb ihres Würfels in Formeln einsetzen und die Ergebnisse weitergeben an die für die Nachbarwürfel zuständigen Rechner.
Etwa 64 000 dieser "Computer" – so hießen die zahlenkundigen Kopfarbeiter im englischen Sprachraum tatsächlich – müssten ausreichen, kalkulierte Lewis Fry Richardson, um aus dem Wetter von heute das von morgen zu berechnen. Dafür würden sie ungefähr einen Tag brauchen. Die Wettervorhersage wäre also gerade so schnell fertig wie das Wetter selbst.
Klar, Richardsons Idee war unpraktikabel – und zugleich absolut genial. Seit nämlich Computer Maschinen sind, wird das Wetter tatsächlich genau auf diese Weise berechnet, innerhalb von ein, zwei Stunden. Und die Vorhersagen werden immer besser: Heute kann das Wetter für sechs Tage im Voraus so akkurat prognostiziert werden wie vor 40 Jahren für zwei Tage.
Denn tatsächlich sind nicht nur die Computer schneller geworden, sondern auch die Formeln besser und die Daten mehr. Eine "leise Revolution" nennt das Fachmagazin "Nature" diesen Fortschritt in der Wettervorhersage: Er sei vergleichbar mit den fundamentalen Durchbrüchen in der Physik - werde bloß nicht so lautstark gefeiert.
Neugierig geworden? Den ganzen Artikel findest Du im GEO Magazin 08/2016 "Die Kunst des Loslassens".