Die Meeresbiologin Sandra Striegel aus Reutlingen (Winterthur) in der Schweiz gewinnt das GEO-Expeditionsstipendium 2015, das die Redaktion zum zweiten Mal in Folge an junge Wissenschaftler vergibt. Mit ihrem Projekt, in dem sie die Bedeutung des Klimawandels für Meeresschildkröten untersucht, überzeugte Stiegel die Jury in einer hochkarätigen Finalistenrunde, in der von "3-D-Vermessungen des Permafrostbodens im Norden Kanadas" bis hin zur Diagnose des "Helfer-Syndroms bei Kriegerameisen der Elfenbeinküste" wieder ein breites Spektrum an originellen und interdisziplinären Wissenschaftsfragen vertreten war.
Meeresschildkröten: Die Jungs werden knapp!
Striegel erhält 10.000 Euro für ihre Feldforschung auf der Karibikinsel Bonaire, einem der weltweit wichtigsten Brutplätze der vom Aussterben bedrohten Reptilien. Hier möchte die 25-Jährige untersuchen, wie Meeresschildkröten auf ihre größte Herausforderung in einer sich stetig erwärmenden Welt reagieren: Die Jungs werden knapp! Denn das Geschlecht des Schildkrötennachwuchses wird von der Umgebungstemperatur an den Ei-Gelegen bestimmt. In wärmerem Sand schlüpfen hauptsächlich Weibchen, an manchen Brutplätzen machen sie bereits 90 Prozent aller Nachkommen aus.
Welche Folgen hat das für die ohnehin kleinen Artenbestände, für die Verbreitung genetisch bedingter Krankheiten und für die Konkurrenz mit anderen Tieren um Ressourcen? Würde es helfen, an einigen Stränden schattige Brutplätze einzurichten, damit die Schildkrötenmänner wieder eine Chance bekommen? Bei dem Versuch, diese Rätsel zu lösen, wird ein GEO-Team Striegel in der Karibik begleiten und darüber in einer ausführlichen Reportage berichten.
"Striegel verfolgt Fragen, die bislang kaum beachtet wurden"
"Mit ihrem engagierten, sehr eigenständigen Projekt verfolgt Sandra Striegel Fragen, die bislang kaum beachtet wurden - aber die Konsequenzen des Klimawandels im Ozean anschaulich machen", sagt GEO-Expeditionsreporter Lars Abromeit stellvertretend für die Jury.
"Meeresschildkröten sind faszinierende Kreaturen, über wie wir bislang wenig wissen. Striegel will neue, schonende Untersuchungsmethoden testen, um mehr über sie zu erfahren. Ihr Vorhaben ist ein gutes Beispiel dafür, wie mutige Expeditionsprojekte die Forschung um frische Perspektiven bereichern können. Wir hoffen sehr, dass dies viele andere junge Wissenschaftler inspiriert, ihrer Neugier zu folgen."
Die Jury des GEO-Expeditionsstipendiums
Prof. Angelika Lohwasser, Archäologin und Inhaberin des Lehrstuhls für Ägyptologie an der Universität Münster
Prof. Martin Wikelski, Direktor des Max-Planck-Instituts für Ornithologie
Prof. Friedemann Schrenk, Paläobiologe am Frankfurter Senckenberg-Institut
Dr. Jacqueline Pichler, Gebirgs- und Expeditionsmedizinerin, Inselspital Bern
Solvin Zankl, Meeresbiologe und seit vielen Jahren GEO-Fotograf
Lars Abromeit, GEO-Expeditionsredakteur
Dr. Julia Offe, Koordinatorin des GEO-Stipendiums