Immer deutlicher zeigt die Forschung, wie wichtig ein Mindestmaß an Bewegung für die Reifung und Funktion des kindlichen Gehirns ist. So offenbaren Hirnscans: Körperlich aktive und fitte Kinder besitzen größere Erinnerungszentren, und auch jene Bereiche, die für Aufmerksamkeit und Selbstdisziplin zuständig sind, wirken ausgeprägter. Diese Unterschiede im Gehirn können durchaus beeinflussen, ob ein Kind beispielsweise erst seine Hausaufgaben macht, bevor es der Versuchung erliegt, ein neues Computerspiel anzufangen.
Eine Studie an mehr als einer Million Heranwachsenden in Schweden hat gar gezeigt, dass trainierte Jungen mit guter Herz-Lungen-Fitness häufig einen höheren Intelligenzquotienten entwickeln. Experten empfehlen daher (und weil es ohnehin gesund ist), dass sich Kinder und Jugendliche täglich mindestens 60 Minuten bewegen sollten. Und zwar so, dass sich ihr Puls dabei merklich beschleunigt und sie zu schwitzen beginnen.
Doch die meisten Heranwachsenden in Deutschland sind weit von dieser Norm entfernt. Forscher haben ermittelt: Vor 50 Jahren legten Kinder jeden Tag rund 20 Kilometer zu Fuß zurück – vor allem, weil sie draußen spielten. Heute bringt es jeder zweite Heranwachsende dagegen nur noch auf zwei Kilometer oder weniger. Selbst Grundschulkinder toben heute vergleichsweise selten im Garten oder im Wald. Erhebungen haben ergeben, dass Sechs- bis Zehnjährige im Schnitt 126 Stunden pro Woche liegend oder sitzend in geschlossenen Räumen verbringen.
Zum Glück zeigen jüngste Forschungsergebnisse, dass sich die Folgen von Bewegungsarmut kompensieren lassen. So haben US-Wissenschaftler in mehreren Studien nachgewiesen, dass bewegungsfaule Kinder, die zu mehr Aktivität angeregt werden, ihre schulischen Leistungen verbessern können.
Allerdings zeigte sich auch, dass nicht jede Art von Bewegung gleichermaßen sinnvoll ist. So scheint etwa der reine Aufbau von Muskeln, etwa durch Krafttraining, keinen besonderen Effekt auf die Verstandesentwicklung zu haben. Besser geeignet sind Bewegungsarten, die den Kreislauf anregen und die Ausdauer trainieren – sowie sportliche Aktivitäten, die darüber hinaus die Erfahrung von Können vermitteln: also das positive Erlebnis, neue Techniken gelernt, Herausforderungen gemeistert zu haben.
Das gilt besonders für sportliche Aktivitäten, die viel Geschick und Koordination verlangen, etwa Taekwondo oder Ringen – sowie Ballspiele in der Mannschaft, die nicht nur eigene Bewegungsabläufe trainieren, sondern auch das Miteinander im Team (und so eine weitere Herausforderung für die Koordinationsfähigkeit bieten).
Die Bewegungs- und Gesundheitspädagogin Petra Otto hat für GEOkompakt geeignete Sportarten zusammengestellt.
Aikido, ab 6 Jahren
Japanische Kampfkunst, defensive Sportart, Selbstverteidigung ohne Angriff. Trainiert werden waffenlose Techniken, der Einsatz von Schwertern und Stöcken und die Einstellung sich selbst und dem Gegner gegenüber. Es fördert auf körperlicher Ebene Koordination, Grob- und Feinmotorik, und Beweglichkeit.
Badminton, ab 8 Jahre
Wird von zwei Spielern als Einzel oder von vier Spielern als Doppel gespielt. Trainiert werden Geschicklichkeit, Schnelligkeit und Kondition.
Ballett oder tänzerische Früherziehung, ab 6 Jahren
Körperhaltung, Koordination, Gleichgewicht und Tanztechniken werden gelernt, sowie Rhythmusgefühl und Musikalität geschult.
Basketball, ab 7 Jahren
Mannschaftssportart mit 5 Spielern pro Team, kann in der Halle oder draußen gespielt werden. Kondition, Schnelligkeit und Teamgeist werden gefördert.
Bergsteigen, Klettern und Bouldern, ab 7 Jahren (eigenverantwortliches Sichern erst ab 12 Jahren)
Kommt der natürlichen Bewegungsfreude nach Klettern und Kraxeln entgegen, vermittelt positive Erlebnisse eine Felsspitze zu erreichen oder unter bis unter das Dach einer Kletterhalle zu kommen. Fördert Kraft, Balance, Koordination und Verantwortungsbewusstsein.
Fahrradfahren, Einradfahren, ab 4 Jahren
Beim Radfahren werden Ausdauer und Gleichgewicht trainiert. Das Training auf dem Laufrad (ab 2 Jahren) ist eine gute Vorbereitung. Einradfahren stellt einen besonderen Anreiz für Kinder dar. Es fördert und trainiert besonders Gleichgewicht und Koordination. Unbedingt einen Helm tragen.
Fechten, ab 7 Jahren
Kampfsportart, wobei im Sportfechten mit Florett, Säbel oder Degen gekämpft wird. Fordert gute Beinarbeit, Kondition und strategisches Geschick.
Fußball, ab 5 Jahren
Weltweit verbreitete Mannschaftssportart, kann unabhängig vom Verein mit Freunden gespielt werden. Ausdauer, Schnelligkeit, Technik und das Miteinander im Team wird trainiert.
Handball, ab 8 Jahren
Mannschaftssportart bei der Ballgeschick, Koordination, Ausdauer und Teamfähigkeit trainiert werden. Sehr körperbetont, erfordert ein umfassendes Spielverständnis.
Hockey, ab 7 Jahren
Mannschaftssportart, sehr schnell und körperlos. Es erfordert Ballgeschicklichkeit, Schnelligkeit und Ausdauer.
Inlineskaten, ab 5 Jahren
Bietet eine schnellere Art der Fortbewegung. Neben allgemeiner Fitness werden Ausdauer, Geschicklichkeit und Reaktion trainiert. Unbedingt Schutzausrüstung tragen.
Judo, ab 5 Jahren Japanische Kampfkunst, dient der Selbstverteidigung, nicht dem Angriff. Geübt werden überwiegend Würfe, Fall- und Bodentechniken. Es steigert Kraft, Koordination, Reaktion und Körperbeherrschung.
Karate, ab 5 Jahren
Dient dem Angriff und der Selbstverteidigung. Geübt werden Techniken wie Schlagen, Treten, Stoßen. Kondition und Schnelligkeit werden gesteigert, Selbstbewusstsein gestärkt.
Leichtathletik, ab 6 Jahren
Vielseitigste und älteste Individualsportart der Welt (Ausnahme Staffellauf), Kategorien sind Laufen, Springen und Werfen. Koordination, Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer werden trainiert.
Ringen, ab 5 Jahren
Ein aus der Antike stammender Kampfsport mit Wurf-, Schleuder- oder Hebeltechniken. Fördert die Ganzkörperkoordination, verbessert die Kraft.
Schwimmen, ab 5 Jahren
Bewegung im Wasser fördert die Ausdauerleistung und kräftigt den gesamten Körper. Verschiedene Schwimmstile ermöglichen das Erlernen neuer Bewegungstechniken.
Seilspringen/Rope Skipping, ab 5 Jahren
Ausdauer- und Koordinationstraining, was überall ausgeführt werden kann.
Skaten, ab 6 Jahren
Funsport bei dem in hohem Maße Gleichgewicht, Koordination und Körperbeherrschung trainiert werden. Unbedingt Schutzausrüstung tragen.
Skifahren/Snowboarden, ab 3 Jahren
Alpine Wintersportart, die sowohl Gleichgewicht, Koordination als auch Kraft und Ausdauer trainieren.
Slacklinen, ab 5 Jahren
Trendsportart, die dem Seiltanz ähnelt. Balanciert wird auf einem nicht straff gespannten Sei, dass zwischen zwei Befestigungspunkten angebracht ist, zum Beispiel zwischen zwei Baumstämmen. Trainiert werden Gleichgewicht, Koordination und Konzentration.
Taekwondo, ab 7 Jahren
Koranische Kampfsportart, schnell, dynamisch. Dominiert vor allem durch Fußtechniken. Gleichgewicht, Reaktionsvermögen, Konzentration und Körperbeherrschung werden trainiert. Vermittelt Disziplin und Respekt.
Tennis, ab 7 Jahren
Populäre Rückschlagsportart, Individualsport, bei dem häufig in der Gruppe trainiert wird und so das Miteinander im Team fördert. Fordert gute Technik, Kondition, Koordination, Schnelligkeit und Reaktion.
Tischtennis, ab 8 Jahren
Verletzungsarmer Freizeitsport, der Schnelligkeit, Koordination und Reaktionsvermögen schult. Im Wettkampfsport sind unterschiedliche Schlagtechniken und eine gute spielerische Taktik nötig.
Turnen, ab 6 Jahren
Oberbegriff für die klassischen Disziplinen Bodenturnen, Geräteturnen, Trampolinspringen. Komplexe Sportart, die Koordination, Gleichgewicht, Kraft und Beweglichkeit trainiert.
Voltigieren, ab 5 Jahren
Teil des Reitsports, bei dem auf dem Rücken des Pferdes akrobatische Übungen ausgeführt werden. Koordination, Gleichgewicht, eine gute Körperbeherrschung und der Umgang mit Tieren wird geschult.
Wandern, ab 3 Jahren
Outdoorsportart, die Naturerleben für die ganze Familie bietet. Trainiert wird die Ausdauer und beim Balancieren über Baumstämme das Gleichgewicht.
Yoga, ab 3 Jahren
Aus der indischen Philosophie stammende ganzheitliche Bewegungsform, bei der jeder für sich alleine nach seinen Möglichkeiten übt. Yoga fördert Koordination, Gleichgewicht, Kraft, Beweglichkeit und Konzentration. Es gibt spezielle Formen für Kinder.
Autorin: Petra Otto, Diplom Bewegungs- und Gesundheitspädagogin
Kontakt: www.petraottobewegt.de