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Kindheit Der bewegte Geist

Kaum etwas unterstützt die Entwicklung des kindlichen Gehirns so umfassend wie körperliche Aktivität. GEOkompakt stellt Bewegungsarten vor, die zur Förderung der geistigen Entwicklung besonders geeignet sind
Kindheit: Lernzentrum: Nirgendwo geht es in Schulen lebendiger zu als auf dem Pausenhof: Hier können Kinder mit Freunden herumtollen und ihren Bewegungsdrang ausleben. Das Projekt »Playground« des Engländers James Mollison zeigt Lehranstalten rund um die Welt - hier das Obergeschoss einer Grundschule in Tokio mit aufschiebbarem Dach
Lernzentrum: Nirgendwo geht es in Schulen lebendiger zu als auf dem Pausenhof: Hier können Kinder mit Freunden herumtollen und ihren Bewegungsdrang ausleben. Das Projekt »Playground« des Engländers James Mollison zeigt Lehranstalten rund um die Welt - hier das Obergeschoss einer Grundschule in Tokio mit aufschiebbarem Dach
© James Mollison

Immer deutlicher zeigt die Forschung, wie wichtig ein Mindestmaß an Bewegung für die Reifung und Funktion des kindlichen Gehirns ist. So offenbaren Hirnscans: Körperlich aktive und fitte Kinder besitzen größere Erinnerungszentren, und auch jene Bereiche, die für Aufmerksamkeit und Selbstdisziplin zuständig sind, wirken ausgeprägter. Diese Unterschiede im Gehirn können durchaus beeinflussen, ob ein Kind beispielsweise erst seine Hausaufgaben macht, bevor es der Versuchung erliegt, ein neues Computerspiel anzufangen.

Eine Studie an mehr als einer Million Heranwachsenden in Schweden hat gar gezeigt, dass trainierte Jungen mit guter Herz-Lungen-Fitness häufig einen höheren Intelligenzquotienten entwickeln. Experten empfehlen daher (und weil es ohnehin gesund ist), dass sich Kinder und Jugendliche täglich mindestens 60 Minuten bewegen sollten. Und zwar so, dass sich ihr Puls dabei merklich beschleunigt und sie zu schwitzen beginnen.

Doch die meisten Heranwachsenden in Deutschland sind weit von dieser Norm entfernt. Forscher haben ermittelt: Vor 50 Jahren legten Kinder jeden Tag rund 20 Kilometer zu Fuß zurück – vor allem, weil sie draußen spielten. Heute bringt es jeder zweite Heranwachsende dagegen nur noch auf zwei Kilometer oder weniger. Selbst Grundschulkinder toben heute vergleichsweise selten im Garten oder im Wald. Erhebungen haben ergeben, dass Sechs- bis Zehnjährige im Schnitt 126 Stunden pro Woche liegend oder sitzend in geschlossenen Räumen verbringen.

Zum Glück zeigen jüngste Forschungsergebnisse, dass sich die Folgen von Bewegungsarmut kompensieren lassen. So haben US-Wissenschaftler in mehreren Studien nachgewiesen, dass bewegungsfaule Kinder, die zu mehr Aktivität angeregt werden, ihre schulischen Leistungen verbessern können.

Allerdings zeigte sich auch, dass nicht jede Art von Bewegung gleichermaßen sinnvoll ist. So scheint etwa der reine Aufbau von Muskeln, etwa durch Krafttraining, keinen besonderen Effekt auf die Verstandesentwicklung zu haben. Besser geeignet sind Bewegungsarten, die den Kreislauf anregen und die Ausdauer trainieren – sowie sportliche Aktivitäten, die darüber hinaus die Erfahrung von Können vermitteln: also das positive Erlebnis, neue Techniken gelernt, Herausforderungen gemeistert zu haben.

Das gilt besonders für sportliche Aktivitäten, die viel Geschick und Koordination verlangen, etwa Taekwondo oder Ringen – sowie Ballspiele in der Mannschaft, die nicht nur eigene Bewegungsabläufe trainieren, sondern auch das Miteinander im Team (und so eine weitere Herausforderung für die Koordinationsfähigkeit bieten).

Die Bewegungs- und Gesundheitspädagogin Petra Otto hat für GEOkompakt geeignete Sportarten zusammengestellt.

Aikido, ab 6 Jahren

Japanische Kampfkunst, defensive Sportart, Selbstverteidigung ohne Angriff. Trainiert werden waffenlose Techniken, der Einsatz von Schwertern und Stöcken und die Einstellung sich selbst und dem Gegner gegenüber. Es fördert auf körperlicher Ebene Koordination, Grob- und Feinmotorik, und Beweglichkeit.

Badminton, ab 8 Jahre

Wird von zwei Spielern als Einzel oder von vier Spielern als Doppel gespielt. Trainiert werden Geschicklichkeit, Schnelligkeit und Kondition.

Ballett oder tänzerische Früherziehung, ab 6 Jahren

Körperhaltung, Koordination, Gleichgewicht und Tanztechniken werden gelernt, sowie Rhythmusgefühl und Musikalität geschult.

Basketball, ab 7 Jahren

Mannschaftssportart mit 5 Spielern pro Team, kann in der Halle oder draußen gespielt werden. Kondition, Schnelligkeit und Teamgeist werden gefördert.

Bergsteigen, Klettern und Bouldern, ab 7 Jahren (eigenverantwortliches Sichern erst ab 12 Jahren)

Kommt der natürlichen Bewegungsfreude nach Klettern und Kraxeln entgegen, vermittelt positive Erlebnisse eine Felsspitze zu erreichen oder unter bis unter das Dach einer Kletterhalle zu kommen. Fördert Kraft, Balance, Koordination und Verantwortungsbewusstsein.

Fahrradfahren, Einradfahren, ab 4 Jahren

Beim Radfahren werden Ausdauer und Gleichgewicht trainiert. Das Training auf dem Laufrad (ab 2 Jahren) ist eine gute Vorbereitung. Einradfahren stellt einen besonderen Anreiz für Kinder dar. Es fördert und trainiert besonders Gleichgewicht und Koordination. Unbedingt einen Helm tragen.

Fechten, ab 7 Jahren

Kampfsportart, wobei im Sportfechten mit Florett, Säbel oder Degen gekämpft wird. Fordert gute Beinarbeit, Kondition und strategisches Geschick.

Fußball, ab 5 Jahren

Weltweit verbreitete Mannschaftssportart, kann unabhängig vom Verein mit Freunden gespielt werden. Ausdauer, Schnelligkeit, Technik und das Miteinander im Team wird trainiert.

Handball, ab 8 Jahren

Mannschaftssportart bei der Ballgeschick, Koordination, Ausdauer und Teamfähigkeit trainiert werden. Sehr körperbetont, erfordert ein umfassendes Spielverständnis.

Hockey, ab 7 Jahren

Mannschaftssportart, sehr schnell und körperlos. Es erfordert Ballgeschicklichkeit, Schnelligkeit und Ausdauer.

Inlineskaten, ab 5 Jahren

Bietet eine schnellere Art der Fortbewegung. Neben allgemeiner Fitness werden Ausdauer, Geschicklichkeit und Reaktion trainiert. Unbedingt Schutzausrüstung tragen.

Judo, ab 5 Jahren Japanische Kampfkunst, dient der Selbstverteidigung, nicht dem Angriff. Geübt werden überwiegend Würfe, Fall- und Bodentechniken. Es steigert Kraft, Koordination, Reaktion und Körperbeherrschung.

Karate, ab 5 Jahren

Dient dem Angriff und der Selbstverteidigung. Geübt werden Techniken wie Schlagen, Treten, Stoßen. Kondition und Schnelligkeit werden gesteigert, Selbstbewusstsein gestärkt.

Leichtathletik, ab 6 Jahren

Vielseitigste und älteste Individualsportart der Welt (Ausnahme Staffellauf), Kategorien sind Laufen, Springen und Werfen. Koordination, Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer werden trainiert.

Ringen, ab 5 Jahren

Ein aus der Antike stammender Kampfsport mit Wurf-, Schleuder- oder Hebeltechniken. Fördert die Ganzkörperkoordination, verbessert die Kraft.

Schwimmen, ab 5 Jahren

Bewegung im Wasser fördert die Ausdauerleistung und kräftigt den gesamten Körper. Verschiedene Schwimmstile ermöglichen das Erlernen neuer Bewegungstechniken.

Seilspringen/Rope Skipping, ab 5 Jahren

Ausdauer- und Koordinationstraining, was überall ausgeführt werden kann.

Skaten, ab 6 Jahren

Funsport bei dem in hohem Maße Gleichgewicht, Koordination und Körperbeherrschung trainiert werden. Unbedingt Schutzausrüstung tragen.

Skifahren/Snowboarden, ab 3 Jahren

Alpine Wintersportart, die sowohl Gleichgewicht, Koordination als auch Kraft und Ausdauer trainieren.

Slacklinen, ab 5 Jahren

Trendsportart, die dem Seiltanz ähnelt. Balanciert wird auf einem nicht straff gespannten Sei, dass zwischen zwei Befestigungspunkten angebracht ist, zum Beispiel zwischen zwei Baumstämmen. Trainiert werden Gleichgewicht, Koordination und Konzentration.

Taekwondo, ab 7 Jahren

Koranische Kampfsportart, schnell, dynamisch. Dominiert vor allem durch Fußtechniken. Gleichgewicht, Reaktionsvermögen, Konzentration und Körperbeherrschung werden trainiert. Vermittelt Disziplin und Respekt.

Tennis, ab 7 Jahren

Populäre Rückschlagsportart, Individualsport, bei dem häufig in der Gruppe trainiert wird und so das Miteinander im Team fördert. Fordert gute Technik, Kondition, Koordination, Schnelligkeit und Reaktion.

Tischtennis, ab 8 Jahren

Verletzungsarmer Freizeitsport, der Schnelligkeit, Koordination und Reaktionsvermögen schult. Im Wettkampfsport sind unterschiedliche Schlagtechniken und eine gute spielerische Taktik nötig.

Turnen, ab 6 Jahren

Oberbegriff für die klassischen Disziplinen Bodenturnen, Geräteturnen, Trampolinspringen. Komplexe Sportart, die Koordination, Gleichgewicht, Kraft und Beweglichkeit trainiert.

Voltigieren, ab 5 Jahren

Teil des Reitsports, bei dem auf dem Rücken des Pferdes akrobatische Übungen ausgeführt werden. Koordination, Gleichgewicht, eine gute Körperbeherrschung und der Umgang mit Tieren wird geschult.

Wandern, ab 3 Jahren

Outdoorsportart, die Naturerleben für die ganze Familie bietet. Trainiert wird die Ausdauer und beim Balancieren über Baumstämme das Gleichgewicht.

Yoga, ab 3 Jahren

Aus der indischen Philosophie stammende ganzheitliche Bewegungsform, bei der jeder für sich alleine nach seinen Möglichkeiten übt. Yoga fördert Koordination, Gleichgewicht, Kraft, Beweglichkeit und Konzentration. Es gibt spezielle Formen für Kinder.

Autorin: Petra Otto, Diplom Bewegungs- und Gesundheitspädagogin

Kontakt: www.petraottobewegt.de

GEO KOMPAKT Nr. 47 - 06/16 Was Kinder stark macht

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