Es ist nicht einfach gewesen, die Genehmigung zu erhalten. Über zehn Monate hinweg haben Anton Kusters und sein Bruder Malik verhandelt. Immer wieder haben sie sich mit ihrem Verbindungsmann Taka-san in Tokyo beraten, haben Strategien besprochen, Wochen in den Gassen, Restaurants und Bars von Kabukicho verbracht, dem alten Rotlichtbezirk der japanischen Hauptstadt am Shinjuku-Bahnhof.
Bis zu diesem Punkt: Malik Kusters darf die schriftliche Ausarbeitung ihres Projektes in einem kunstvoll mit Bändern umwundenen Kuvert an ein Mitglied jener Yakuza-Familie überreichen, ohne deren Zustimmung niemand ein Geschäft eröffnen kann in Kabukicho.
Und tatsächlich: Im April 2009 erhalten sie die Erlaubnis. Für zwei Jahre dürfen sie die Familie und deren Mitglieder begleiten, auf der Straße, in den Bars und Stripteaseclubs, im Ausbildungscamp an der Küste und im Bad, auf dem Weg zum Gefängnis, beim Besuch eines Tattoo-Meisters oder bei geheimen Treffen in abgeschirmten Cafés.
Die Brüder dokumentieren eine verborgene Welt
In Fotografien, Filmen, Texten und Gedichten erarbeiten die Brüder seither eine multimediale Dokumentation einer verborgenen Welt. Sie erzählt vom Leben unter Männern, die ihren Namen einem der schlechtesten Blätter im alten japanischen Kabufuda-Kartenspiel verdanken (8-9-3, ya-ku-za) und deren Geschichte Jahrhunderte zurückreicht in die Feudalzeit des asiatischen Inselreiches.
Rund 86 000 Yakuza gibt es noch heute. Die Familie, die die Straßen von Kabukicho kontrolliert, zählt allein 1600 Köpfe. Selbstständig aber ist sie nicht. Sie gehört zu einem weitaus größeren Syndikat.
Anton und Malik Kusters erforschen die Symbiose zwischen Organisiertem Verbrechen und dem restlichen Japan auf lokaler Ebene. Sie zeichnen das intime Porträt einer einzigartigen Zweckgemeinschaft: Skizzen von Männern aus einer anderen Zeit, eingebunden in die Moderne, hilfsbereit und grausam zugleich, milde und skrupellos, voller Mitgefühl für die Schwachen und ohne Gnade für jene, die ihre Kreise stören.
Männer mit der Zahlenkombination 8-9-3 im Namen.
Die Geschichte der Yakuza können Sie im aktuellen Heft von GEOEPOCHE nachlesen.
Die multimediale Dokumentation von Anton und Malik Kusters erscheint als fortlaufendes englischsprachiges Magazin, als Fotokunstbuch und Film. Für 2012 ist eine Ausstellung über das Projekt geplant.
„893 Magazine Issue #1“ über den Anfang des Projektes ist bereits erhältlich. Die zweite Ausgabe stellt einzelne Protagonisten und Szenen im Alltag der Yakuza genauer vor. Preis pro Ausgabe ca. 50 Euro.
Das Buch "ODO YAKUZA TOKYO” präsentiert 100 ausgewählte Fotos im Großformat und Kalligrafien auf hochqualitativem Japanpapier. Wie „893 Magazine Issue #2“ wird es ab Juni 2011 über http://www.antonkusters.com erhältlich sein.