Als ab 1924 in Deutschland erstmals kleine und lichtstarke Kameras auf den Markt kommen, bedeutet dies nichts weniger als eine Revolution der Fotografie: Dank der neuen Apparate lassen sich nie gesehene Aufnahmen machen, schnell und ungestellt kann der Fotograf nun seine Motive einfangen oder auch eine ganze Stadt in all ihrer Gegensätzlichkeit als unscheinbarer Passant porträtieren.
Genau dies versucht der Fotograf Sasha Stone (1895-1940) in den Zwanziger Jahren. Gemeinsam mit dem Kunst- und Architekturkritiker Adolf Behne (1885-1948) startet er das Projekt „Berlin in Bildern". Zeitgenossen erwarten das Buch mit Spannung.
Denn wie würde Stone, einer der Vorreiter des von der Filmtechnik beeinflussten „neuen Sehens", die deutsche Hauptstadt in Szene setzen? Welche Perspektiven würde er wählen, welche Motive?
Als das Buch erscheint, sind sich die Kritiker einig. Berlin werde darin mit einem überraschend frischen Blick für das Charakteristische und Wesentliche gezeichnet. Tatsächlich zeigen Stones Bilder eine Stadt zwischen Moderne und Tradition, betriebsam und still zugleich.
Aus luftiger Ferne und in Nahaufnahme analysiert Stone die deutsche Hauptstadt, in der Kindermädchen in alten Trachten neben modisch gekleideten Großstadtdamen auf Parkbänken sitzen. In der die Hinterhöfe des Krögel die gleiche Bedeutung bekommen wie das Warenhaus „Wertheim". In der Busse, Straßenbahnen und Automobile den Handkarren und Pferdefuhrwerken zunehmend den Platz auf den Straßen rauben.
Eine Auswahl dieser Aufnahmen präsentiert GEOEPOCHE hier mit den originalen Bildunterschriften aus Sasha Stone & Adolf Behne, „Berlin in Bildern" (Verlag Dr. Hans Epstein, Wien und Leipzig 1929).