Die Palmen sind schwarz wie Tinte, der Himmel rot, der Nil gleicht einem See von flüssigem Stahl.
(Gustave Flaubert, um 1850)
Nach dem Ende des Pharaonenreichs im Jahre 30 v. Chr. geriet die ägyptische Hochkultur nach und nach in Vergessenheit. Ihre systematische Wiederentdeckung begann erst 1798, als sich Napoleon Bonaparte auf seinem Ägyptenfeldzug von 167 Wissenschaftlern und Künstlern begleiten ließ. Die mit 837 Kupferstichtafeln und mehr als 3000 Abbildungen opulente Publikation der Forschungsergebnisse erschien unter dem Titel "Description de l'Egypte" und infizierte Europa wie ein Lauffeuer mit einer neuen Krankheit: der Ägyptomanie.
Als dann auch noch der Franzose Jean-François Champollion 1822 die Hieroglyphenschrift entschlüsselte und damit die Wissenschaft der Ägyptologie begründete, zog das Land am Nil die Menschen fortan wie magisch an. Endlich konnten die rätselhaften Botschaften auf den Denkmälern entziffert werden, großartige Geheimnisse gab es zu entschlüsseln, unvorstellbare Schätze zu entdecken. Abenteurer, Finanzleute, Händler und Museumsagenten, aber auch Künstler und Literaten folgten bezirzt dem Ruf der Pharaonen – dazu betuchte Touristen und bald auch Fotografen.
Diese frühen Bilddokumente zeigen die Denkmäler aus der Pharaonenzeit in jenem Zustand wie sie die Jahrtausende überdauert haben, als Ruinen, von Sand verweht, fast unberührt. Erst zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts begannen Wissenschaftler und Architekten verstärkt, die Monumente freizulegen, zu restaurieren und wiederzuerrichten. So sind die folgenden Fotografien etwa aus der Hand des Franzosen Félix Bonfils (1831-1885) oder des Briten Francis Frith (1822-1898) mittlerweile selbst zu Schätzen geworden, als Dokumente von unschätzbarem kulturhistorischem Wert.
Die Zitate zu den Bildern hat GEOEPOCHE maßgeblich dem von Alfred Wieczorek und Claude W. Sui herausgegebenen Band "Zu den Ufern des Nil - Historische Fotografien des 19. Jahrhunderts" entnommen, Edition Braus im Wachter Verlag, Heidelberg 2005, 120 Seiten, 29,90 Euro.