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Buchtipps: Das japanische Kaiserreich

Lektüre-Empfehlungen der GEOEPOCHE-Redaktion zum Thema

Inhaltsverzeichnis

JAPAN - ALLGEMEIN

George Sansom, A History of Japan (Stanford University Press, Stanford 1958-1963) 3 Bände mit insgesamt 1200 Seiten, antiquarisch ab ca. 80 Euro erhältlich (z. B. über www.zvab.com)Obwohl mittlerweile schon fast ein halbes Jahrhundert alt, bleibt Sir George Sansoms monumentales Werk nach wie vor der unübertroffene Standard zum Thema japanische Geschichte in westlicher Sprache. Bemerkenswert ist vor allem die an Besessenheit grenzende Detailgenauigkeit der Darstellung, welche alle drei Bände durchzieht. Aber auch der erzählerische Stil Sansoms, der eher an Prosa als an wissenschaftliche Geschichtsschreibung erinnert, ist einmalig. Zu empfehlen vor allem für jene, die sich gerne möglichst ausführlich informieren möchten. Mit dem Jahr 1867 endet das Werk jedoch.

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John Whitney Hall, Das Japanische Kaiserreich (Fischer, Frankfurt 1968), 380 Seiten, 13,90 EuroDie geschichtliche Darstellung des amerikanischen Historikers John W. Hall fällt wesentlich komprimierter aus als die seines Kollegen George Sansom. Der Blick auf die Entwicklung der Ereignisse ist eher kühl und analytisch. So eignet sich Halls Buch hervorragend als ergänzende Lektüre zu Sansom, zumal hier zusätzlich das 20. Jahrhundert behandelt wird. Es dürfte, trotz einiger Fehler, das wohl beste auf deutsch erhältliche Werk zur japanischen Geschichte sein.

Manfred Pohl, Geschichte Japans (Beck, München 2002), 102 Seiten, 7,90 EuroDiese handliche Darstellung des Hamburger Japanologen Manfred Pohl umreißt in knapper Form die japanische Geschichte von der Frühzeit bis zu den 1990er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Dabei liegt starkes Gewicht auf der Wirtschaftsgeschichte. Wer eine knappe, gut lesbare Einführung sucht, ist mit dem Bändchen gut beraten.

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Antje Hinz / Corinna Hesse, Japan hören (Silberfuchs, Kayhude 2005) 1 CD, 20 Euro (zzgl. 3 Euro Versandkosten, nur direkt über Telefon 040/18017851, Fax 040/18017849 oder www.japanhoeren.de)Der wohl angenehmste Weg, sich dem Land der aufgehenden Sonne zu nähern. In 76 Minuten führen die Autorinnen den Zuhörer kenntnisreich, doch nie belehrend durch die Kulturgeschichte Japans, von der mythenumwobenen Geburt des Inselreiches über Shintoismus und Buddhismus, das höfische Leben der Heian-Zeit bis hin zu No-, Kabuki- und Bunraku-Theater, Dichtkunst und der 1853/54 "erzwungenen - Freundschaft" zum Westen. Die Texte liest der Schauspieler Rolf Becker, untermalt von sorgfältig ausgesuchter Musik. Schneller und unterhaltsamer lässt sich die Kultur dieses rätselhaften Landes nicht erschließen.

AM HOF DER SORGLOSEN - DIE GESCHICHTE DES PRINZEN GENJI

Die Geschichte vom Prinzen Genji, wie sie geschrieben wurde um das Jahr Eintausend unserer Zeitrechnung von Murasaki, Hofdame der Kaiserin von Japan (Insel, Frankfurt 1995) 2 Bände mit insgesamt 1216 Seiten, je 18,50 EuroDer monumentale Roman der Hofdame Murasaki ist nicht nur Bilderbogen und Sittengemälde der Heian-Epoche um das Jahr 1000, sondern vor allem ein buntes, mit Raffinesse gesponnenes Gewebe menschlicher Beziehungen.

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The Diary of Lady Murasaki (Penguin, London 1996) 144 Seiten, ca. 13 Euro (z. B. über www.amazon.de)Anders als in ihrem fiktiven Genji-Roman beschreibt die Dame Murasaki in ihren Tagebüchern ihr reales Leben am Hof der jungen Kaiserin Shoshi: die Feste und die Geburt eines Prinzen, die Intrigen unter den Hofdamen, die Selbstherrlichkeiten des mächtigen Michinaga, des Vaters der Kaiserin - und nicht zuletzt ihre eigene, von Stolz, Einsamkeit und Überdruss geplagte Seele. So ist das Tagebuch nicht nur Chronik, sondern auch ein Stück Bekenntnisliteratur.

Das Kopfkissenbuch der Hofdame Sei Shonagon (Manesse, Zürich 2004) 308 Seiten, 17,90 EuroDie Hofdame Sei Shonagon sei "schrecklich eingebildet", klagte die Hofdame Murasaki in ihrem Tagebuch: "Sie hielt sich für besonders klug und spickte ihre Texte mit chinesischen Schriftzeichen." Ihre spitzzüngige Arroganz ergänzte Sei Shonagon aber durch scharfe Beobachtungsgabe und ein unbestechliches Gespür für Mode und Etikette: So lesen sich die Gedanken und Betrachtungen in ihrem "Kopfkissenbuch" als amüsante Stilfibel eines weiblichen Snobs am Kaiserhof.

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MONGOLENSTURM - DER GEIST DER SAMURAI

Wolfgang Schwentker, Die Samurai (Beck, München 2003) 132 Seiten, 7,90 EuroWer waren die Samurai? Woher sind sie gekommen? Waren sie die Ritter des Fernen Ostens? Und wann und warum sind sie verschwunden?Schwentker erzählt die Geschichte des legendären Kriegerstandes - jenseits der Mythen und im Spiegel der politischen und der kulturellen Entwicklung Japans. Wer diese Geschichte der Samurai liest, begreift, wie stark die Ideologie des bushido noch heute die Politik und die Wirtschaft Japans prägt.

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Thomas Conlan, In Little Need of Divine Intervention. Takezaki Suenaga's Scrolls of the Mongol Invasions of Japan (Cornell University East Asia Program, Ithaca 2001) 306 Seiten, ca. 25 US-Dollar (z. B. über www.amazon.com)Feine Zeichnungen illustrieren die Kriegserlebnisse des Samurai Takezaki Suenaga, der in den Jahren 1274 und 1281 gegen die Mongolen gekämpft hat. Als Kublai Khan zwei Mal vergeblich versucht hat, Japan mit einer Invasionsarmee zu erobern. Die Chronik der Bilder zeigt die Kampftaktik der Mongolen und der Samurai. Und die Gräuel eines mittelalterlichen Krieges. Ein Augenzeugenbericht.

MUSO SOSEKI - GÄRTNER DES ZEN

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Irmtraud Schaarschmidt-Richter, Gartenkunst in Japan (Hirmer, München 1999) 244 Seiten, antiquarisch ab ca. 40 Euro erhältlichMit großformatigen Farbfotos stellt Schaarschmidt-Richter berühmte wie weniger bekannte Paradies-, Tee- und Betrachtungsgärten vor. Muso Soseki und seinen Gärten in Tenryuji und Saihoji ist ein eigener Abschnitt gewidmet. Mit klarer Sprache erklärt die Autorin Form und Funktion der einzelnen Gartenarten und spannt den historischen Bogen bis in die Gegenwart. Ein schön illustriertes Buch für sinnliche Eindrücke.

Claudius Müller, Zen und die Kultur Japans. Klosteralltag in Kyoto (Reimer, Berlin 1993), 240 Seiten, antiquarisch ab ca. 45 Euro erhältlichEinzelne Essays mit zahlreichen Abbildungen erklären knapp und verständlich, was Zen überhaupt ist und welche Bedeutung es bis heute für die japanische Kultur hat. Neben der Dichtkunst und der Zen-Malerei spielen auch die Gärten eine Rolle: Dem Garten von Tenryuji und seinem Schöpfer Muso Soseki ist ein eigener Text gewidmet. Wie ein spannender Film präsentiert sich das tägliche Leben der Zen-Mönche im berühmten Tenryuji-Kloster: Fotostrecken in schwarz-weiß zeigen sie bei der Zazen-Meditation, bei ihren Bettelgängen, bei der Gartenarbeit - ein Kaleidoskop von der Härte des mönchischen Lebens wie der Faszination des Zen.

Heinrich Dumoulin, Geschichte des Zen-Buddhismus, Band 2: Japan (Francke, Tübingen 2006) 244 Seiten, 39 EuroDumoulin gibt einen facettenreichen Überblick über die Entwicklung des Zen in Japan seit dem 6. Jahrhundert. Ein Schwerpunkt liegt auf der Zeit ab etwa 1200, als das Zen zur Religion der Krieger und des Volkes wurde. Ausführlich beschäftigt sich Dumoulin mit dem Leben von Muso Soseki und dessen Zen-Stil. Ein wissenschaftliches Standardwerk, das allerdings einiges an Grundwissen über den Zen-Buddhismus voraussetzt.

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WILL ADAMS UND JAPANS CHRISTLICHES JAHRHUNDERT

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Giles Milton, Samurai William. The Adventurer Who Unlocked Japan (Hodder & Stoughton, London 2002) 400 Seiten, ca. 12 US-DollarEine der neuesten Biografien über den englischen Navigator Will Adams, der im April 1600 mit seinem Schiff Japan erreichte und bald zum Berater des Shoguns aufstieg. Sein abenteuerliches Leben hat seit seinem Tod im Jahre 1620 viele Literaten und Romanciers beschäftigt, etwa 1861 William Dalton mit "Will Adams: The First Englishman in Japan. A Romantic Biography" oder 1975 James Clavell, den es zu seinem Roman "Shogun" inspirierte. Milton hat alle Primärquellen studiert und so ein anschauliches Porträt von William Adams und seiner Zeit geschaffen. Leider sind die chronologischen Abläufe der Ereignisse nicht immer ganz stimmig. Und für Details zur Geschichte Japans in dieser bewegten Zeit wirft man besser einen Blick in George Sansoms "A History of Japan" (oben unter Japan - allgemein).

Michael Cooper, They Came to Japan: An Anthology of European Reports on Japan 1543-1640 (University of Michigan Press, Ann Arbor 1995) 440 Seiten, ca. 30 US-DollarEin Taifun treibt um das Jahr 1542 drei Portugiesen an Japans Gestade. Es sind die ersten Europäer im Inselreich. Ihnen folgen zunächst Kaufleute und Missionare aus den Seefahrernationen Portugal und Spanien, dann aber auch Händler aus den Niederlanden und England. Viele von ihnen haben schriftliche Zeugnisse hinterlassen, haben Briefe geschrieben oder Tagebücher. Und so bietet Coopers in thematische Kapitel gegliederte Sammlung von Texten aus der Hand von Missionaren, See- und Kaufleuten einen unmittelbaren Einblick in die Sitten und Gebräuche eines Landes, das sich Europa erst weit öffnet, um sich dann ebenso strikt der Alten Welt wieder zu verschließen.

ÄSTHETIK

Tsuneko S. Sadao/Stephanie Wada, Discovering the Arts of Japan. Historical Overview (Kodansha, Tokyo/New York 2003) 284 Seiten, ca. 33 EuroDiese reich bebilderte Monografie zur japanischen Kunstgeschichte führt den Leser anhand fachkundiger Erklärungen einzelner Werke durch die verschiedenen Stilepochen von Architektur, Malerei und Handwerk. Von der Keramik der Frühzeit über Samurai-Rüstungen des Mittelalters bis hin zu Kimono aus der Meiji-Zeit erstreckt sich die Darstellung und ist somit ein schneller Einstieg in das von Naturphänomenen, Buddhismus und der Askese der Krieger geprägte Kunstschaffen Japans.

LYRIK - HAIKU UND DIE KRAFT DER 17 SILBEN

Matsuo Basho, Auf schmalen Pfaden durchs Hinterland (Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung, Mainz 1985) 334 Seiten, 17 EuroDas Büchlein ist ein Muss für haiku-Fans. Denn Bashos Tagebuch seiner Reise 1689 in den Norden der Insel Honshu ist mehr als eine Sammlung alltäglicher Reiseereignisse im Japans des 17. Jahrhunderts. Es ist ein Gesamtkunstwerk mit einigen von Bashos wichtigsten Haiku, in dem immer die Stimmung des Reisetages zu erkennen ist, aus der heraus die Gedichte entstanden sind. Zusammen mit Bashos eigenen Zeichnungen und denen seiner Schüler sowie den liebevollen Erläuterungen und Interpretationen des Übersetzers sind die "Pfade durchs Hinterland" der beste Einstieg in Bashos Welt.

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Haiku. Japanische Dreizeiler. Ausgewählt und übersetzt von Jan Ulenbrook (Reclam, Ditzingen 1995), 280 Seiten, 6 EuroEine Sammlung von Hunderten Haiku der wichtigsten Autoren Japans vom 17. bis ins 20. Jahrhundert. Geordnet in der traditionellen Weise nach Neujahr, Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind diese "Japanischen Dreizeiler" eher etwas für Haiku-Kenner. Aber das Nachwort von Jan Ulenbrook hebt das Reclam-Heftchen über den Status einer reinen Anthologie hinaus. In dem Abriss der Geschichte des Haiku geht Ulenbrook besonders auf Matsuo Bashos Bedeutung für die Haiku-Dichtung ein und beschäftigt sich dann mit den anderen großen Meistern dieses Genres: Buson, Issa und Shiki. Eine lesenswerte Einführung in die klassische Zeit des Haiku.

Günter Wohlfart, Zen und Haiku. Oder Mu in der Kunst HaiKühe zu hüten nebst anderen Texten für Nichts und wieder Nichts (Reclam, Ditzingen 1997) 184 Seiten, 5 EuroDies ist das lustigste und klügste Buch zum Verständnis von Haiku - durch Zen. Schließlich waren alle großen Haiku-Dichter - angefangen mit Basho - Zen-Buddhisten oder zumindest vom Zen-Buddhismus tief beeinflusst. Ohne Zen sind ihre Texte nicht zu verstehen: "Wer wissen will, wie Reis schmeckt, der muss Reis essen", schreibt darum der ehemalige Philosophieprofessor Günter Wohlfart im Vorwort seines launigen Bändchens. Unter dem Einfluss einer großen Menge Reis hat er einen analytischen Text zum Zen, Basho-Haiku, eigene Gedichte und Basho-Interpretationen zusammengestellt. Das alles ist genauso zum Lachen, wie es klug und weise ist. Und bei dem Preis als Einstiegslektüre nur schwer zu überbieten.

EDO UM 1700 - IM ZENTRUM DES IMPERIUMS

Akira Naito/Kazuo Hozumi, Edo, the City that Became Tokyo: An Illustrated History (Kodansha International, London 2003), 212 Seiten, ca. 42 EuroDiese illustrierte Stadtgeschichte Edos, des späteren Tokyo, leistet Meisterliches: Sie ist umfassend und genau - und zugleich anschaulich und unterhaltsam. Der japanische Architekturhistoriker Naito beschreibt in vielen kurzen Kapiteln nicht nur, wie das neue politische Zentrum des Reiches ab 1600 gleichsam aus dem Nichts zur größten Stadt Japans heranwächst, sondern beleuchtet auch den Lebensstil der Städter, die sozialen Verhältnisse im Schatten der Shogun-Burg und die technischen Errungenschaften wie etwa die Wasserversorgung. Alle Aspekte sind ausgiebig mit Zeichnungen und Karten bebildert, welche die historische Stadt detailreich - im Stile eines Kinderbuchs für Erwachsene - rekonstruieren. Sehr empfehlenswert.

Charles J. Dunn, Everyday Life in Traditional Japan (Tuttle, Boston 2001) 198 Seiten, ca. 14 EuroDas Buch des britischen Historikers ist eine hervorragende Informationsquelle über Alltag, Sitten, Bräuche und Konventionen im Japan der Tokugawa-Shogune. Dunn stellt die Samurai, das aufstrebende Bürgertum aus Handwerkern und Kaufleuten und die anderen Stände der hierarchischen Gesellschaft der Edo-Zeit (1600-1868) vor, beschreibt Kleidung, Speisen und Familienleben oder die neuen Vergnügungen in den wachsenden Städten, wie das Kabuki-Theater und die Sumo-Kämpfe. Zahlreiche Zeichnungen und Abbildungen machen das Leben dieses heute als "traditionell" geltenden Japans greifbar.

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Michael Stein, Japans Kurtisanen. Eine Kulturgeschichte der japanischen Meisterinnen der Unterhaltungskunst und Erotik aus zwölf Jahrhunderten (Iudicium, München 1997) 696 Seiten, 36 EuroIn seiner gründlich recherchierten Geschichte des japanischen Kurtisanentums behandelt Michael Stein auch die große Epoche der städtischen Amüsierviertel vom 17. bis zum 19. Jahrhundert, deren größtes das legendäre Yoshiwara in Edo war. Mit sehr ausführlichem Glossar versehen, erzählt das Buch gut lesbar von Glanz und Tragödie der berühmten Rotlichtquartiere. Im Blick ist stets der gesellschaftliche Rahmen jenes ausschweifenden Treibens, das Bürgertum und Stadtkultur Japans so nachhaltig geprägt hat. Der Autor betont vor allem, wie groß die musikalischen und künstlerischen Leistungen der Kurtisanen waren - und wie hart die Bedingungen, unter denen sie leben mussten.

Gian Carlo Calza, Ukiyo-E (Phaidon, London/New York 2005) 520 Seiten, ca. 90 EuroTrotz polizeistaatlicher Zensur entwickelte sich während der Isolation der Edo-Zeit eine authentische Populärkultur des Bürgertums in Japan. Meister des Holzschnitts wie Utamaro, Hokusai und Hiroshige hielten Theaterschauspieler, Kurtisanen und Landschaften dieser "fließend vergänglichen Welt" in ihren Bildern fest, die schnell zu begehrten Konsumartikeln vergnügungshungriger Städter wurden. Mit über 600 Illustrationen stellt dieser gewaltige Bildband eine umfassende Einführung in die unterschiedlichen Genres dieser Kunstform dar. Sechs Essays, in denen ausgewiesene Experten auch soziale und technische Hintergründe des Holzschnitts erläutern, vervollständigen das Werk.

HOLZSCHNITT-KUNST - KATSUSHIKA HOKUSAI UND DIE SUCHE NACH VOLLKOMMENHEIT

Gian Carlo Calza, Hokusai (Phaidon, London/New York 2004) 520 Seiten, ca. 47 EuroDer japanische Maler Katsushika Hokusai blieb keinem Stil lange treu. Diese Monografie dokumentiert den stetigen Wandel seiner Arbeit und seines Lebens. Jeder bedeutenden Schaffensphase wird ein eigenes Kapitel gewidmet. Ein Prachtband ist das Buch wegen der rund 700 Abbildungen, 500 davon in Farbe. Der Autor, Professor für Ostasiatische Geschichte an der Universität Ca' Foscari in Venedig und Direktor des Internationalen Hokusai-Forschungszentrums in Mailand, interpretiert Hokusais Werk auf dem neuesten Forschungsstand.

Gabriele Fahr-Becker, Japanische Farbholzschnitte (Taschen, Köln 2002) 200 Seiten, 14,99 EuroFahr-Becker bietet eine perfekte Einführung in die Kunst und Künstler des japanischen Farbholzschnitts, der als Technik in den aufstrebenden Burgstädten der Edo-Zeit entwickelt wird. Vor allem die ukiyo-e, die "Bilder der vergänglichen Welt" der Vergnügungsviertel Edos, Osakas und Kyotos, erfreuen sich rasch größter Beliebtheit im Bürgertum.

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VON EDO NACH KYOTO - DIE REISE DES UTAGAWA HIROSHIGE

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Matthi Forrer, Hiroshige. Prints and Drawings (Prestel, München 1997) 256 Seiten, antiquarisch ab ca. 90 Euro erhältlichNeben Hokusai gehört Hiroshige zweifellos zu den am meisten gefeierten Holzschnitt-Künstlern. Beide waren Pioniere der Landschaftsmalerei. Doch während für seinen älteren Zeitgenossen kühne Farbkompositionen charakteristisch sind, war Hiroshige ein Meister des flüchtigen Augenblicks, von "Nebel, Schnee und Regen" - und damit vielleicht der "japanischere" der beiden Künstler. Mit dieser Monografie gelingt es dem Holzschnitt-Experten Matthi Forrer, anhand einer kommentierten Auswahl einen weiten Überblick über die verschiedenen Schaffensperioden Hiroshiges zu vermitteln. Weniger bekannte Werke werden dabei mit derselben Sorgfalt behandelt wie die repräsentativen Bildstrecken von Edo oder den "53 Stationen der Tokaido".

DIE LETZTEN SAMURAI - MEIJI UND DIE FOLGEN

Donald Keene, Emperor of Japan. Meiji and his World, 1852?1912 (Columbia University Press, New York 2005) 928 Seiten, ca. 25 EuroIn seiner monumentalen Biografie zeichnet der amerikanische Literaturwissenschaftler und ausgewiesene Japan-Kenner Donald Keene das Leben Meijis nach, der als ein unwissender und schüchterner Knabe 1868 als regierender Kaiser eingesetzt wurde und bis zu seinem Tod im Jahr 1912 formell das Land anführte. Elegant und anschaulich erzählend verknüpft Keene die Lebensbeschreibung mit der Geschichte der Meiji-Zeit: der atemberaubenden Wandlung Japans von einem hermetisch abgeschlossenen Feudalstaat zu einer imperialen Weltmacht. Seine Darstellung ist umfassend und ausführlich, aber niemals ermüdend oder langweilig - die 723 Textseiten sind ein Lesevergnügen.

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Ivan Morris, Die Apotheose Saigos des Großen. In: ders., Samurai oder Von der Würde des Scheiterns. Tragische Helden in der Geschichte Japans (Insel, Frankfurt 1999) 590 Seiten, 15 EuroKurzer, aber brillanter Essay über die Lebenskurve Saigo Takamoris, der erst die "Meiji-Restauration" von 1868 maßgeblich mit ins Werk setzte, dann enttäuscht die Zentralregierung verließ und schließlich 1877 den letzten großen Samurai-Aufstand gegen die Modernisierer in Tokyo anführte. Morris legt das Grundmotiv frei, das den impulsiven Koloss und Volkshelden Saigo antrieb: die Sehnsucht nach ruhmvollem Scheitern.Ausführlicher zur Lebensgeschichte des "letzten Samurai": Mark Ravina, The Last Samurai. The Life and Battles of Saigo Takamori (Wiley, Hoboken 2004) 264 Seiten, ca. 17 Euro.

Masakazu Iwata, Okubo Toshimichi. The Bismarck of Japan (University of California Press, Berkeley/Los Angeles 1964) 376 Seiten, antiquarisch ab ca. 22 EuroVerlässliche und solide Biografie über den Ex-Samurai und Politiker Okubo Toshimichi, der nach 1868 zum starken Mann in der japanischen Zentralregierung avancierte und die Erneuerung des Landes energisch vorantrieb. Okubo galt selbst seinen Mitstreitern als kalt, unnahbar und ehrgeizig. Iwata porträtiert ihn als mutigen Pragmatiker und zuweilen skrupellosen Machtstrategen, der zum Architekten des modernen Japan wurde.

HIROHITO - DER TENNO, DER DAS SCHWEIGEN BRICHT

Tsuyoshi Hasegawa, Racing the Enemy. Stalin, Truman, and the Surrender of Japan (Harvard University Press, Cambridge 2005) 382 Seiten, ca. 28 EuroMinutiös schildert Hasegawa die letzten Tage des japanischen Imperiums im Zweiten Weltkrieg. Dabei wechselt seine Perspektive beständig zwischen Washington und Moskau, den Hauptstädten der Alliierten, sowie Tokyo; das trägt zur Spannung bei und hebt seine Grundthese hervor: dass es gegen Kriegsende zu einem "Wettlauf" zwischen den Alliierten um territoriale Besitzungen im Pazifikraum kam. Im Gegensatz zu den meisten Werken über dieses Thema stellt Hasegawa die Kriegserklärung der Sowjetunion gegen Japan am 8. August 1945 als wesentliche Ursache für die japanische Bereitschaft zur Kapitulation heraus ? und weniger die Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki am 6. bzw. 9. August. Zudem schildert das Buch auch die wenig bekannte Geschichte des sowjetisch-japanischen Krieges um die Inselgruppe der Kurilen, der bis zum 5. September 1945 andauerte - fast drei Wochen mithin, nachdem Kaiser Hirohito in einer Radioansprache die Kapitulation verkündet hatte.

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Herbert P. Bix, Hirohito and the Making of Modern Japan (Harper Perennial, New York 2001) 832 Seiten, ca. 17 EuroBix, einer der bedeutendsten Japan-Forscher, setzt sich sehr kritisch mit der Rolle auseinander, die Kaiser Hirohito in der Hochzeit der japanischen Aggressionspolitik in Asien spielte - speziell im Vorfeld des Überfalls auf die Mandschurei 1931, China 1937 und den US-Stützpunkt Pearl Harbor 1941, der den Beginn des Zweiten Weltkriegs im Pazifik markierte. Insbesondere revidiert er das bisher dominierende Bild vom machtlosen Tenno, dem nichts übrigblieb, als die Entscheidungen der militärischen Führung widerspruchslos hinzunehmen. Vielmehr weist Bix dem Kaiser einen erheblichen Teil der Kriegsschuld zu. Der heftige Widerspruch, der Bix vor allem seitens der japanischen Konservativen entgegenschlug, zeigt, wie gering in Japan das Bewusstsein hinsichtlich der Verantwortung für den Krieg und die darin begangenen Verbrechen immer noch ausgebildet ist.

DIE ÄLTESTE MONARCHIE DER WELT

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Martin Fritz / Yoko Kobayashi, Prinzessin Masako. Der gefangene Schmetterling (Herder, Freiburg 2005) 224 Seiten, 19,90 EuroDas traurige Märchen von der schönen Bürgerlichen Masako Owada, die in die Kaiserfamilie heiratet und daran zerbricht, nutzen der Tokyoter ARD-Korrespondent und seine japanische Co-Autorin für erhellende Einblicke in das Räderwerk einer unerbittlichen Tradition - etwa in die Eheanbahnungs-Maschine des Kaiserlichen Hofamts kunaicho, die nach einem strengen Kriterienkatalog die Töchter der Gesellschaft aussortiert, um eine Braut für den Kronprinzen zu finden.

Ben-Ami Shillony, Enigma of the Emperors. Sacred Subservience in Japanese History (Global Oriental, Folkestone 2005) 312 Seiten, ca. 55 EuroWie konnte es die japanische Kaiserfamilie als einzige Dynastie der Welt aus mythischer Vorzeit ins 21. Jahrhundert schaffen? Ben-Ami Shillony, Professor an der Hebrew University Jerusalem, geht mit großer Detailfülle dem verblüffenden Phänomen eines »schwachen« Kaisertums nach, das fast in seiner ganzen Geschichte auf militärische Macht und Gesetzeskraft, auf Prunk, Pomp und Persönlichkeit verzichtete - und, so Shillony, gerade deshalb überlebt hat.

GEO EPOCHE Nr. 21 - 02/06 - Das kaiserliche Japan

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