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Buchtipps: Preußen

Lektüre-Empfehlungen der GEOEPOCHE-Redaktion zum Thema "Preußen"

Inhaltsverzeichnis

Preußen - Einführungen

Hans-Joachim Schoeps, Preußen. Geschichte eines Staates, Ullstein, Berlin 1997, 400 Seiten, antiquarisch ab 5 Euro.

Am 25. Februar 1947 lösten die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges Preußen auf, denn dieser Staat, so die Begründung, sei "seit jeher Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland" gewesen. Schoeps indes zeichnet ein differenzierteres Bild - das Bild eines Gemeinwesens, in dessen Geschichte "Schicksal und Schuld, Glanz und Versagen" näher beieinander liegen als sonst bei historischen Entwicklungen zu beobachten. Dieser Band aus der Feder des 1980 verstorbenen Ordinarius für Religions- und Geistesgeschichte an der Universität Erlangen-Nürnberg ist der vielleicht beste Einstieg ins Thema, denn die Darstellung der Geschichte Preußens von den Anfängen unter dem Deutschen Orden bis zur endgültigen Auflösung des Staates wird durch einen reichhaltigen Quellenanhang ergänzt.

Sebastian Haffner, Preußen ohne Legende, btb Verlag, München 2006, 536 Seiten, 18 Euro.

Wohl kaum einer vor ihm hat mit den Legenden, die Preußen umweben, derart gründlich aufgeräumt wie der ehemalige Observer-Korrespondent, Stern-Kolumnist und Essayist Sebastian Haffner in seinem 1979 erstmals erschienen Buch. So entlarvt er etwa Preußens angebliche "deutsche Sendung" als Mythos - Haffner: "Zur Unmittelbaren Todesursache Preußens wurde, dass es sich eine deutsche Sendung aufreden ließ." Gleichwohl verdammt er den untergegangenen Staat nicht - im Gegenteil: Sein Buch ist mit viel Sympathie für Preußen geschrieben.

Frank Lothar-Kroll (Hrsg.), Preußens Herrscher. Von den ersten Hohenzollern bis Wilhelm II., Verlag C. H. Beck, München 2006, 364 Seiten, 12,90 Euro.

In diesem Sammelband skizzieren 13 namhafte Historiker die Lebensgeschichten der preußisch-brandenburgischen Herrscher - angefangen bei Burggraf Friedrich von Nürnberg, welcher 1415 als erster Hohenzoller Kurfürst der Mark Brandenburg wurde, über Johann Sigismund, der als erster brandenburgischer Regent seit 1618 auch Herzog von Preußen war, und Friedrich Wilhelm I., dem ersten König in Preußen, bis zu Wilhelm II., dem letzten preußischen König und deutschen Kaiser. Während den frühen Herrschern mitunter nur zwei Seiten gewidmet sind, werden die späteren (meist wichtigeren) seit dem 30-jährigen Krieg in umfangreicheren Kapiteln porträtiert.

1701 - Der erste König

Hartmut Boockmann, Ostpreußen und Westpreußen, Siedler Verlag, Berlin 2002, 480 Seiten, 19,90 Euro.

Der in der Reihe "Deutsche Geschichte im Osten Europas" des Siedler-Verlags erschienene Band führt anschaulich und reich bebildert in die Historie einer Landschaft ein, die fast 800 Jahre geographisch am Rande, kulturell jedoch mitten in Deutschland lag: Preußen. Boockmann erzählt von den Rittern des Deutschen Ordens, die im 13. Jahrhundert das Gebiet zwischen Weichsel und Memel mit Feuer und Schwert missionierten, von ihrem Staat und dem Herzogtum Preußen, in dessen Hauptstadt Königsberg Friedrich III. sich 1701 selbst zum ersten König in Preußen krönte. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges reicht die Darstellung, als der von Deutschland angefachte Weltenbrand auf den Urheber zurückfiel: Preußen, vom Krieg furchtbar verheert, schlugen die Alliierten Polen und der Sowjetunion zu, die verbliebenen Deutschen wurden fast alle vertrieben.

Johann Gustav Droysen, Friedrich I. König von Preußen, Verlag Walter de Gruyter, Berlin/New York 2000, 352 Seiten, antiquarisch ca. 15 Euro.

Obwohl schon 1867 erschienen (als Teil der 14-bändigen "Geschichte der preußischen Politik"), ist die Biografie des großen Berliner Historikers immer noch das Beste, was es über den ersten preußischen König zu lesen gibt. Nützlich ist das Buch vor allem wegen der Vielzahl der zugrunde liegenden Quellen und des Detailreichtums: etwa wenn die komplizierten Verhandlungen mit dem habsburgischen Kaiserhaus geschildert werden, die der Krönung Friedrichs vorausgingen. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die neuere Forschung die politische Bedeutung der Rangerhöhung für die weitere Entwicklung Preußens betont, während Droysen allein die übertriebene Prachtentfaltung der Königsberger Krönungsfeierlichkeiten sah - und anprangerte.

Pietismus - Wächter der Tugend

Johannes Wallmann, Der Pietismus, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005, 244 Seiten, 12,90 Euro.

Seit ihren Anfängen um 1670 lehnen sich die protestantischen Eiferer gegen die Traditionen und Hierarchien der lutherischen Kirche auf. Die Geschichte des deutschen Pietismus erzählt Johannes Wallmann schnörkellos und in klarer, einfacher Sprache. Im Vordergrund seiner Studie stehen die Hauptpersonen, ihr Leben, ihr Denken, ihre Taten; zu den preußischen Pietisten Philipp Jakob Spener und August Hermann Francke gibt es längere Abschnitte. Das Buch, konzipiert als Einführung ins Thema für Studierende, ist aber für alle bestens geeignet, die einen fundierten Überblick gewinnen wollen.

1740 - Friedrich der Große: Feldherr und Philosoph

Johannes Kunisch, Friedrich der Große. Der König und seine Zeit, Verlag C. H. Beck, München 2004 624 Seiten, 29,90 Euro.

Kunisch, bis zu seiner Emeritierung Professor für Neuere Geschichte an der Universität zu Köln, hat nach langer Zeit wieder eine gültige Biografie des Preußenkönigs verfasst. Er beschreibt Friedrich weder als Helden noch als deutsches Verhängnis, sondern - wenn auch mit kaum verhohlener Sympathie - als typischen Herrscher des 18. Jahrhunderts, wenige Jahre vor der Französischen Revolution.

Briefwechsel Voltaire - Friedrich der Große. Herausgegeben und übersetzt von Hans Pleschinski (dtv, München 2004) 654 Seiten, 14,50 Euro.

Eine Liebes- und Hassgeschichte in 245 ausgewählten Briefen, eine Schule der Eitelkeit, ein 42 Jahre umspannender höfischer Seiltanz zwischen Diplomatie und Freundschaft: Funkelnde Bonmots wechseln mit zierlichen Koketterien und beleidigtem Schmollen. Nirgendwo gerät das Selbstbild des Preußenkönigs so scharf wie in dieser Korrespondenz.

Königliche Porzellan-Manufaktur - weißes Gold aus Berlin

Günter Schade, Berliner Porzellan. Zur Kunst- und Kulturgeschichte der Berliner Porzellanmanufaktur im 18. und 19. Jahrhundert, Keysersche Verlagsbuchhandlung, München 1987, 218 Seiten, antiquarisch ab ca. 15 Euro.

Kompakte Darstellung der Geschichte des Berliner Porzellans inklusive Siegeszug der Königlichen Porzellan-Manufaktur - von ihrer Gründung bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Klar gegliedert werden unter anderem die Herkunft des Porzellans, die Technologie der Herstellung, seine wirtschaftliche Bedeutung sowie die Entwicklung der einzelnen Geschirrformen vorgestellt.

Winfried und Ilse Baer & Suzanne Grosskopf-Knaack, Von Gotzkowsky zur KPM. Aus der Frühzeit des friderizianischen Porzellans, Verlag Willmuth Arenhövel, Berlin 1986, 371 Seiten, antiquarisch ab ca. 35 Euro.

Der Ausstellungskatalog zeichnet anschaulich Aufstieg und Fall des Berliner Kaufmanns Johann Ernst Gotzkowsky nach - sowie die Entwicklung seiner Porzellan-Manufaktur zu einem der erfolgreichsten preußischen Unternehmen des 18. Jahrhunderts: KPM. Textpassagen aus der Autobiografie des Kaufmanns machen aus seiner Lebensgeschichte eine unterhaltsame Lektüre. Zahlreiche, teils ganzseitige Abbildungen von Produkten und Dokumenten gewähren einen wunderbaren ersten Einblick ins Innere der Manufaktur.

Berlin um 1790 - eine Metropole erwacht

Wolfgang Ribbe (Hrsg.), Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung, Verlag C. H. Beck, München 1989, 602 Seiten, antiquarisch ab 10 Euro.

Die von Wolfgang Ribbe herausgegebene Aufsatzsammlung bietet den gründlichsten Überblick über die Entwicklung Berlins von seinen Anfängen bis zur Großstadt. Sie ist gleichermaßen Ereignis-, Kultur- und Sozialgeschichte, detailreich, verständlich und lebendig erzählt, mit einem großen weiterführenden Fußnotenapparat.

Ruth Glatzer, Berliner Leben 1648-1805, Rütten & Loening, Berlin 1956, 384 Seiten, antiquarisch ab ca. 10 Euro.

Eine Geschichte Berlins, fast ausschließlich in zeitgenössischen Quellen erzählt, vergnüglich, lebensnah, mitunter bedrückend. Hier erfährt man, wie es sich unter dem Soldatenkönig lebte, was die feine Dame zur Zeit Friedrichs II. trug, in welchen Gaststätten sich die Handwerker amüsierten, welche Oper beim Publikum gefeiert wurde, was es bei den armen Tagelöhnern zu essen gab, wie hart der Soldatenalltag in der preußischen Armee war - und was für einen Eindruck Berlin auf seine Besucher machte. Dass sich lauter Einzelstimmen zu einem Stadtpanorama zusammenfügen, ist neben der gelungenen Quellenauswahl den kurzen Überleitungen und Kommentaren der Herausgeberin zu verdanken.

Willmuth Arenhövel/Rolf Bothe, Das Brandenburger Tor 1791-1991. Eine Monographie, Verlag Willmuth Arenhövel, Berlin 1991, 336 Seiten, antiquarisch ab 40 Euro.

Allein die Fotos, die Detailaufnahmen des Dekors, die zeitgenössischen Bildnisse in Schwarz-Weiß und Farbe machen diesen gewichtigen Bildband zu einem der schönsten Bücher über das Brandenburger Tor. Ergänzt wird die Bilderpracht durch kenntnisreiche Aufsätze, die sich nicht nur der Baugeschichte des Tores, seiner kunstgeschichtlichen Bedeutung und seines plastischen Bildprogramms sowie den Renovierungsarbeiten widmen. Breiten Raum nimmt auch die Symbolik des Tores ein, seine Wandlung von einer städtischen Zollgrenze zu einem Nationaldenkmal und schließlich zum eigentlichen Sinnbild der deutschen Wiedervereinigung.

Berliner Salonkultur um1800 - Fürstinnen des Geistes

Petra Wilhelmy-Dollinger, Die Berliner Salons. Mit kulturhistorischen Spaziergängen, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2000, 432 Seiten, 19,95 Euro.

Nirgendwo im Königreich Preußen gibt es um die Jahrhundertwende eine größere Freiheit der Gedanken, nirgends einen derart ebenbürtigen Austausch zwischen den Geschlechtern und Konfessionen, nirgends einen solch geballten Hunger nach geselliger Selbstbildung wie in den Salons einiger Berliner Damen. Und kaum jemand hat die Berliner Salonkultur zwischen Aufklärung und Romantik so umfassend behandelt wie die Historikerin Petra Wilhelmy-Dollinger, deren leicht lesbares Werk auf einer von ihr verfassten über 1000 Seiten zählenden wissenschaftlichen Monographie fußt: Petra Wilhelmy, Der Berliner Salon im 19. Jahrhundert. 1780 - 1914 (Walter de Gruyter, Berlin/New York 1989) 219 Euro - für all jene, die Fußnoten und ein detailliertes Verzeichnis der einzelnen Salons und ihrer Gäste vermissen.

Hartwig Schultz (Hrsg.), Salons der Romantik. Beiträge eines Wiepersdorfer Kolloquiums zu Theorie und Geschichte des Salons, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1997, 378 Seiten, 86 Euro.

Sind die Salons Orte der Frauenemanzipation? Orte der Judenemanzipation? Und wenn ja, für alle? Für einige? Hat Rahel Levin (die spätere Freifrau Friederike Antonie Varnhagen von Ense) ihren ersten Salon tatsächlich in einer ärmlichen Dachstube gehalten? Was ist dran am "Mythos Salon"? Darüber gibt dieser Tagungsband beredt Auskunft - und entlarvt so manche wissenschaftliche Schwärmerei über emanzipatorische Dachstubenwahrheiten als Irrlichter.

Rolf Strube (Hrsg.), Sie saßen und tranken am Teetisch. Anfänge und Blütezeit der Berliner Salons. 1789 - 1871, Serie Piper, München 1992, 326 Seiten, antiquarisch ab ca. 10 Euro.

"Sie saßen und tranken am Teetisch,/ Und sprachen von Liebe viel./ Die Herren, die waren ästhetisch,/ Die Damen von zartem Gefühl.", dichtete Heinrich Heine ironisch über die Salons der Romantik. Wie Salonieren und Gäste von Henriette Herz bis Bettine von Arnim, von Johann Gottfried Schadow bis Madame de Staël und Wilhelm von Humboldt die Geselligkeiten gesehen haben, hat Rolf Strube in dieser Sammlung aus Selbstzeugnissen mit feinem Gespür zusammengestellt - und mit einer kenntnisreichen Einleitung versehen. Der direkteste Einstieg ins Thema.

Völkerschlacht 1813 - Entscheidung vor Leipzig

Thomas Nipperdey, Deutsche Geschichte 1800-1866. Bürgerwelt und starker Staat, Verlag C.H. Beck, München 1994, 838 Seiten, 39,90 Euro.

Wer sich mit deutscher Geschichte im 19. Jahrhundert befasst, kommt an diesem Standardwerk nicht vorbei. Das Opus des 1992 verstorbenen Professors an der Münchener Universität ist detailreich und ragt stilistisch aus der manchmal kaum lesbaren neueren Geschichtsschreibung hervor. Vor allem jedoch überzeugt es aufgrund seiner durchdringenden Analyse. Damit bietet das Buch tiefe Einsichten in eine Epoche, die mit der Napoleonischen Besatzung und den erzwungenen Reformen begann - und die deutsche Geschichte der Neuzeit entscheidend prägte.

Ingo Hermann, Hardenberg. Der Reformkanzler, Siedler Verlag, Berlin 2003, 448 Seiten, 24,90 Euro.

Anekdotenreich erzählt der Journalist Ingo Hermann das Leben Karl Augusts von Hardenberg nach, des preußischen Staatskanzlers von 1810 bis 1822, seinem Tod. Die Biografie zeigt den abwechslungsreichen Lebensweg des 1750 im Kurfürstentum Hannover geborenen Politikers, der wie kein anderer die Reformzeit nach der verheerenden Niederlage Preußens gegen Napoleon 1806 prägte. Und der als preußischer Vertreter auf dem Wiener Kongress 1814/15 mithalf, den Staat wieder zu einer europäischen Großmacht werden zu lassen.

Karl Friedrich Schinkel - der Architekt des Königs

Heinz Ohff, Schinkel oder die Schönheit in Preußen, Piper, München 2000, 284 Seiten, 9,90 Euro.

Kein anderer Baumeister hat das Antlitz Berlins so geprägt wie der bildende Künstler und preußische Staatsbeamte Karl Friedrich Schinkel (1781 bis 1841). Neben seinen wachsenden offiziellen Aufgaben (Entwürfe, Gutachten, Bauaufsicht, Denkmalpflege) malte er unter anderem seine Visionen von der Baukunst und schuf Panoramabilder. Der routinierte Biograph Heinz Ohff zeichnet Schinkels Lebensweg vor allem als beharrlichen Kampf um Schönheit und Eleganz der preußischen Hauptstadt. Dabei führt er auch durch ein wichtiges Kapitel Kunst- und deutscher Gesellschaftsgeschichte.

Andreas Haus, Karl Friedrich Schinkel als Künstler, Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2001, 440 Seiten, 75 Euro.

Opulent ist das passende Attribut für diesen Bildband. Auf 440 Seiten findet man alle wichtigen und auch die unbekannten Werke Schinkels in bester Druckqualität dargestellt und ausführlich kommentiert. Auch der historische Kontext fehlt nicht. Wenn es überhaupt ein Manko gibt, dann sind es die manchmal ausufernden Erläuterungen des Berliner Kunsthistorikers Andreas Haus: Durch die eine oder andere klare These hätte sein ansonsten kenntnisreicher und gut geschriebener Text gewonnen.

Hegel - Theoreriker des Absoluten

Günther Nicolai (Hrsg.), Hegel in Berichten seiner Zeitgenossen, Meiner, Hamburg 1970, 694 Seiten, antiquarisch ab 40 Euro.

Das Buch ist ein wahrer Hegel-Fundus. Leben und Wirken des berühmten Philosophen - chronologisch geordnet und beleuchtet aus der Sicht seiner Freunde und Verwandten, seiner Gönner und Neider. Das Spektrum der Dokumente reicht von Briefen des Hegel-Bewunderers Goethe über die Lästereien seiner Gegenspieler bis zu den Lebenserinnerungen jener Studenten, die ehrfurchtsvoll die Mütze vor Hegel zogen. Eine kurzweilige Sammlung zum Stöbern, die den Menschen Hegel und seine Zeit spiegelt.

Terry Pinkard, Hegel. A Biography, Cambridge University Press, Cambridge 2000, 800 Seiten, ab ca. 30 Euro.

Hegel gilt als einer der einflussreichsten Denker, die es je gegeben hat. Er ist aber auch einer der hermetischsten. Selbst Einführungen in seine Philosophie haben es in sich. Der Hegel-Experte Terry Pinkard macht es genau richtig: Er verpackt das schwer Verdauliche in die spannende Lebensgeschichte Hegels. Eine trotz ihres wissenschaftlichen Anspruchs in gut verständlichem Englisch geschriebene, leicht lesbare Biografie - nicht nur für Experten.

Karl Marx 1848 - für Freiheit und Demokratie

Francis Wheen, Karl Marx, C. Bertelsmann Verlag, München 1999, 511 Seiten, gebundene Ausgabe, antiquarisch ca. 20 Euro.

Francis Wheen verfügt über eine herausragende Kenntnis der Arbeiten von Karl Marx - und über Humor zugleich. So sticht die Biografie des Briten aus der Fülle der Hagiografien und der apodiktischen Aburteilungen des radikalen Denkers heraus. "Als ich meine Recherchen begann", schreibt Wheen, "haben mich viele Freunde ungläubig angesehen. Warum, so fragten sie sich, sollte jemand über eine so aus der Mode gekommene Figur schreiben oder gar andere Menschen zum Lesen veranlassen wollen?" Nun - in Großbritannien ist die Biografie ein Bestseller. Denn Wheen gelingt es auf grandiose Weise, den Emigranten aus Preußen zu portraitieren. Den Menschen, der sein Leben in Armut verbringt, den Furunkel plagen und der bis heute einer der besten Kenner des Kapitalismus ist.

Rüdiger Hachtmann, Berlin 1848. Eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution, Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 1997, 1008 Seiten antiquarisch ab ca. 20 Euro.

Mit seiner Habilitationsschrift legt der Historiker Rüdiger Hachtmann ein informatives und glänzend geschriebenes Buch vor, in dem er unter anderem die einzelnen Aufstände rund um das Berliner Stadtschloss minutiös rekonstruiert und zugleich einen Beitrag zur 48er Revolution insgesamt leistet. Denn Berlin war in Vielem der Entwicklung im übrigen Preußen und Deutschland voraus - an politischer Regsamkeit und der Schärfe sozialer Konflikte etwa. Besondere Aufmerksamkeit schenkt Hachtmann dem Beitrag der Kirche sowie der Frauen und Juden, die bisher in der Forschung oft vernachlässigt wurden. Die Berliner Frauen etwa waren stärker als angenommen an der Revolution beteiligt - bis hin zu Barrikadenbau. Zudem beschreibt er, wie die revolutionären Ereignisse durch zum Teil neue Medien verbreitet wurden und die Massenerhebung so weiteren Zulauf bekam: durch eine Vielzahl von Flugschriften, Maueranschlägen und Bilderbögen, die von mobilen Händlern für wenige Pfennige verkauft wurden.

Einigungkriege 1864-1871 - ein neues Reich aus Eisen und Blut

Franz Herre, Kaiser Wilhelm I. Der letzte Preuße, Kiepenheuer & Witsch Köln 1980, 541 Seiten, antiquarisch ab 4 Euro.

Herres Werk ist die einzige fundierte Biographie des preußischen Monarchen, der eher unfreiwillig zum ersten Kaiser des neu gegründeten Deutschen Reiches aufstieg. Etwas betulich geschrieben, doch solide - und eine gute Ergänzung zu den fast unzähligen Bismarck-Biographien.

Lothar Gall, Bismarck. Der weisse Revolutionär, Propyläen, Berlin 2001, 812 Seiten, 26 Euro.

Die Bibel der Bismarck-Forschung. Der Historiker Lothar Gall hat die wohl umfangreichste einbändige Würdigung des legendären Reichsgründers verfasst. Eine Darstellung, die auch Kindheit, Jugend und Familie Bismarcks berücksichtigt, dessen Rolle während und nach der Revolution von 1848 und schließlich seine letzten Jahre als grimmig-verbitterter Zwangspensionär im Sachsenwald.

Wer noch mehr über den vielleicht bedeutensten Politiker des 19. Jahrhunderts wissen will, sollte ihn im Original lesen, nämlich: Otto von Bismarck, Gedanken und Erinnerungen, Herbig, München 2004, 633 Seiten, 9,95 Euro.

In seinen letzten Lebensjahren hat Bismarck seine Memoiren diktiert - zugleich sind sie politische Rechtfertigung seiner Taten und sardonische Kritik an Feinden und Nachfolgern. Auch wenn er sich hier um einen offiziösen, ja pompösen Stil bemüht, bleibt er ein Meister der kraftvollen Sprache. Aber Vorsicht: Es ist eine Kampfschrift, keine um Ehrlichkeit bemühte Lebensabrechnung, also insofern hoch tendenziös. Und da Bismarck in erster Linie für seine Zeitgenossen schrieb, sind viele seiner Anspielungen (auf Personen oder Ereignisse) für den heutigen Leser nur verständlich, wenn er zuvor eine umfangreiche Darstellung jener Epoche gelesen hat.

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