Die Aufgabe war eine echte Herausforderung. Als der Hamburger Illustrator Jochen Stuhrmann den Anruf aus der GEOEPOCHE-Redaktion erhielt, ob er nicht Lust und Zeit hätte, in fünf doppelseitigen Illustrationen die Tempelstadt von Theben zu Zeiten eines altägyptischen Götter- und Totenfestes wiederauferstehen zu lassen, konnte er selbstverständlich nicht ahnen, wozu er sich da freudig bereit erklärte.
Schwierig. Aber reizvoll
Das alte Ägypten kannte er nicht. Die Aufgabe schien ihm daher besonders reizvoll. Aber wie eine Stadt rekonstruieren, auf der heute das moderne Luxor steht? Wie entscheiden, welche Bauabschnitte des Amun-Tempels von Karnak um 1210 v. Chr. bereits standen und welche nicht? Und war nicht um diese Zeit das "Millionenjahrhaus" Amenophis' III. auf der Westseite des Nil bei Theben schon längst durch ein Erdbeben zerstört?
Fachkundiger Rat
Mit jedem neuen Schritt tauchten neue Probleme, neue Fragen auf. Dem Illustrator stand deshalb der frisch magistrierte Ägyptologe Bastian Schmidt zur Seite. Als Textpraktikant in der Redaktion sah sich Schmidt dann ziemlich bald einem täglichen E-Mail-Bombardement Stuhrmanns ausgesetzt: Wann bekomme ich die Grundrisse der Tempel? +++ Wie groß war Theben überhaupt? +++ Wie sah die Kultbarke des Gottes Amun genau aus? +++ Wie viele Priester haben sie getragen? +++ In zwei, drei oder fünf Reihen nebeneinander? +++ Welche Königsnamen darf ich auf die Säulen in der großen Hypostylenhalle von Karnak zeichnen? +++ Wie waren die Statuen in den Tempel-Höfen arrangiert? +++ Aus welchem Material waren sie gefertigt? +++ Wie habe ich mir Kleidung und Frisuren der damaligen Menschen vorzustellen? Wie die Fußböden? Dächer. Häuser. Gärten. Straßen. Teiche...
Hat es sich gelohnt?
Stuhrmann fragte Schmidt unendlich viele Fragen, und manche davon hatte sich der junge Ägyptologe noch nie in seinem Leben gestellt. Also bemühte Schmidt Fachbücher und Bildbände, durchsuchte die einschlägigen Lexika nach Baudetails, beschaffte Fotos von altägyptischen Reliefs ("So sieht die Kultbarke aus.") und Grabmalereien ("Anbei ein schönes Beispiel für ein Haus.") und schickte diese mit entsprechenden Erläuterungen versehen an Stuhrmann. Der Dialog wurde den beiden über Wochen zur lieben Gewohnheit.
Ob sich ihre Mühe gelohnt hat, kann jeder in der neuesten Ausgabe von GEOEPOCHE "Das alte Ägypten" nachblättern.