Dallas, 22. November 1963, 12.30 Uhr. Die erste Kugel trifft ihn am Hals, die zweite am Kopf. John F. Kennedy sackt im Fond der offenen Präsidentenlimousine zusammen. Eben noch haben die Menschen am Straßenrand ihm zugejubelt, nun gehen sie schreiend in Deckung. Der Lincoln Continental rast Richtung Krankenhaus. Doch die Ärzte können den Präsidenten nicht retten. Etwa 25 Minuten nach Kennedys Eintreffen erklären sie den Hoffnungsträger einer ganzen Nation für tot.
Amerikas Wirtschaft liegt am Boden
Keine drei Jahre sind vergangen, seit der charismatische Demokrat als jüngster direkt gewählter Präsident aller Zeiten die Führung der USA übernommen hat – einer Großmacht, deren Selbstverständnis als „Gottes eigenes Land“ ins Wanken geraten ist. Die Wirtschaft stagniert, die Arbeitslosenzahlen steigen, weite Regionen sind verarmt.
Afroamerikanische Soldaten, die in Europa und Korea Schulter an Schulter mit weißen Kameraden für Freiheit und
Demokratie gekämpft haben, streiten nun daheim gemeinsam mit Bürgerrechtlern für das Ende der Rassentrennung. Und groß ist die Angst der Amerikaner vor der Ausbreitung des Kommunismus und einer militärischen Überlegenheit der Sowjetunion.
Der junge Demokrat stärkt den Nimbus eines ganzen Landes
Kennedy aber erweckt in den Menschen den Glauben, dass es nun wieder aufwärtsgehe. „Lasst uns anfangen“, fordert der 43-Jährige bei seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 vor dem Kapitol in Washington. Er schickt den ersten Amerikaner ins All, fordert die Mondlandung noch vor 1970, kämpft für Mindestlöhne, Arbeitslosenhilfe, bezahlbare Wohnungen.
Als die UdSSR 1962 auf Kuba atomare Mittelstreckenraketen stationiert, ringt Kennedy 13 Tage lang und mit Erfolg um nicht weniger als die Rettung der Menschheit. Und um die Bürger Westberlins für sich einzunehmen, braucht er nur einen einzigen Satz: „Ich bin ein Berliner.“
John F. Kennedy ist schon zu Lebzeiten eine Legende
Die Schüsse von Dallas töten einen Mann, der schon zu Lebzeiten eine Legende geworden ist. Doch sie bewahren ihn auch davor, die volle Verantwortung für die größte außenpolitische und humanitäre Katastrophe der US-Geschichte übernehmen zu müssen: den Krieg in Vietnam. Und sich zudem öffentlich für seinen ausufernden Medikamentenkonsum und seine zahllosen Affären zu rechtfertigen.
GEOEPOCHE porträtiert den Menschen hinter dem Mythos, zeigt den Millionärssohn, Kriegshelden, besessenen Playboy und brillanten Staatsmann – und schildert jene „1000 Tage“ seiner Amtszeit im Weißen Haus in Washington, das die Amerikaner bis heute als „Camelot“ verklären, als moderne Version des legendären Hofs von König Artus.
