Inhaltsverzeichnis
Lesen Sie einen Auszug aus GEOEPOCHE Nr. 39 "Reformation"
1483-1521
1483
10. November. In Eisleben im Südharz wird Martin Luther als erstes von mindestens sechs Kindern des Bergmanns und späteren Minenpächters Hans und seiner Frau Margarethe geboren.
1505
2. Juli. Luther, nun Jurastudent, gerät bei dem thüringischen Dorf Stotternheim in ein schweres Gewitter und gelobt in Todesangst, Mönch zu werden. Zur Empörung seines Vaters, der das Studium finanziert, tritt der 21-Jährige in den Bettelorden der Augustiner-Eremiten in Erfurt ein.
1506
18. April. Italien: In Rom beginnt der Neubau der Peterskirche. Um ihn zu finanzieren, verkündet Papst Julius II. 1507 einen Plenarablass: die Möglichkeit für Sünder, durch eine Geldzahlung dem Fegefeuer zu entgehen.
1512
19. Oktober. Luther erlangt den theologischen Doktorgrad der Universität Wittenberg und übernimmt dort kurz darauf eine Professur an seiner alten Fakultät (die bis zu seinem Tod seine berufliche Basis sein wird); zudem predigt er bald in der Stadtkirche.
1517
31. Oktober. Mit 95 Thesen, die er an den Erzbischof von Mainz und Magdeburg sowie an Freunde und Kollegen sendet, wendet sich Luther gegen die Ablasspraxis der Kirche. Denn niemand könne sich von der Sündenstrafe freikaufen; Gott vergebe nur dem reuigen Sünder. Noch aber hat der Mönch nicht die Absicht, die Kirche oder das Papsttum infrage zu stellen.
Luthers Thesen werden in ganz Deutschland gelesen, selbst spätere Gegner begrüßen die Schrift, da sie längst überfällige kirchliche Reformen erhoffen. Luthers Mitstreiter Philipp Melanchthon wird später erzählen, der Reformator habe die 95 Thesen an die Kirchentür in Wittenberg geschlagen – doch einen Beleg für diese Behauptung gibt es nicht.

1518
12.–14. Oktober. Nach der Einleitung eines Ketzerverfahrens gegen Luther verhört Kardinal Thomas Cajetan den Reformator in Augsburg. Luther erklärt, widerrufen könne er nur, wenn er aus der Bibel widerlegt werde. Damit aber stellt er die oberste Lehrautorität des Papstes infrage. Im Jahr darauf sagt Luther zudem bei einem Streitgespräch mit dem Theologen Johannes Eck, dass auch die Konzilien (Generalversammlungen der Kirche) schon geirrt hätten. So wird aus Luthers Protest in einer einzelnen Kirchenfrage eine fundamentale Kritik an den geistlichen Autoritäten.
Wohl bereits in dieser Zeit hat sich Luthers Verständnis von Gottes Gerechtigkeit entscheidend verändert:
Er sieht den Herrn, anders als katholische Theologen, nun nicht mehr als strafenden, sondern
als den gnädigen Gott, der Gläubige zum Heil führt. Das ist eine neue, nicht mehr mit Rom vereinbare Lehre.
1519
Januar. Schweiz: Der 34-jährige Reformator Ulrich Zwingli wird Prediger in Zürich. Seine Lehre stützt sich wie die Luthers allein auf die Heilige Schrift, während für katholische Theologen die göttliche Wahrheit sowohl in der Bibel als auch in anderen Schriften, etwa denen der Kirchenväter, zu finden ist. Zwingli äußert Zweifel am Fegefeuer, wendet sich gegen die Heiligenverehrung und fordert die Priesterehe.
28. Juni. In Frankfurt am Main wählen die Kurfürsten den Habsburger Karl V. (der bereits König von Spanien ist) zum römisch-deutschen König; 1530 wird der junge Monarch vom Papst zum Kaiser gekrönt. Karl kann sich die Stimmen nur durch gewaltige Bestechungssummen sichern, die zum großen Teil vom Augsburger Handelshaus Fugger finanziert werden.
1520
23. Juni. Martin Luther stellt die Schrift „An den christlichen Adel deutscher Nation“ fertig; im gleichen Jahr schreibt er auch „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche“ und „Von der Freiheit eines Christenmenschen“.
Die drei Abhandlungen sind seine Hauptwerke, in denen er seine Kirchenkritik bekräftigt und die katholische Lehre von den sieben Sakramenten verwirft; er lässt nur noch drei, später zwei Sakramente (Taufe und Abendmahl) gelten.
Im letztgenannten Buch begründet er endgültig die Lehre, nach der ein Mensch nicht durch gute Werke, sondern allein aus dem Glauben („sola fide“) und durch Gottes Gnade („sola gratia“) das Heil erlangt. Die Oberhoheit des Papstes wird verworfen; Autorität habe allein die Bibel („sola scriptura“). Wegen dieses Prinzips, das Leben nach dem Evangelium auszurichten, nennen sich die Anhänger der neuen Lehre „evangelisch“.
10. Dezember. Nachdem Papst Leo X. 41 Sätze aus Luthers Schriften verurteilt und dem Verfasser mit dem Kirchenbann gedroht hat, verbrennt der Reformator die Bannandrohungsbulle des Heiligen Vaters und wird am 3. Januar 1521 exkommuniziert.
1521
15. April. Frankreich: Die theologische Fakultät von Paris, die weltweit bedeutendste ihrer Art, verurteilt Luthers Lehre. In der Folge verbietet das Pariser Parlement, einer der obersten Gerichtshöfe des Landes, den Verkauf und Besitz seiner Schriften.
17./18. April. Auf dem Reichstag in Worms muss Luther sich vor dem Kaiser und den deutschen Fürsten für seine Kritik verantworten. Da er seine Theologie nicht verwerfen will, verhängt Karl V. über ihn die Reichsacht. Dadurch gilt Luther als vogelfrei. Er versteckt sich mit Hilfe seines Landesherrn, Herzog Friedrichs des Weisen von Kursachsen, auf der Wartburg.
Die vollständige Zeittafel finden Sie in der gedruckten Ausgabe von GEOEPOCHE Nr. 39 "Reformation"