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Die Reformation GEOEPOCHE-Buchtipps: Die Reformation

Weiterführende Literatur zum Thema, für Sie zusammengestellt und bewertet von der GEOEPOCHE-Redaktion

Inhaltsverzeichnis

Gesamtdarstellungen

GESAMTDARSTELLUNGEN – MARTIN LUTHER UND DIE REFORMATION

Diarmaid MacCulloch, Die Reformation 1490-1700 (Deutsche Verlags-Anstalt, München 2008), 1024 Seiten, 49,95 Euro.

Gerade erst erschienen – und schon ein Standardwerk zur Geschichte der Reformation. Auf mehr als 1000 Seiten zeigt der in Oxford lehrende Kirchenhistoriker, wie der von Martin Luther und seinen 1517 verfassten 95 Thesen gegen den Ablasshandel ausgehende Umbruch Europa veränderte. Und die Welt: Denn zur gleichen Zeit, als die Reformation das Abendland erschütterte, begannen die europäischen Großmächte damit, auf dem ganzen Globus Kolonialreiche zu errichten, die sie auch ihrer Religion unterwarfen. Ungeheuer detailreich, dabei aber stets spannend erzählt.

Harm Klueting, Das Konfessionelle Zeitalter. Europa zwischen Mittelalter und Moderne (Primus Verlag, Darmstadt 2007), 480 Seiten, 39,90 Euro.

Gründliche systematische Darstellung einer unruhigen Zeit – nicht erst seit Martin Luthers Reformation. Denn in Europa am Ausgang des Mittelalters geraten die Fundamente in Bewegung: Die Türken erobern Konstantinopel, Christoph Kolumbus stößt im Westen auf eine Neue, die Bevölkerung wächst, während die Ernteerträgen wegen des kälter werdenden Klimas bald abnehmen.

Literaturtipps zu älteren Ausgaben

Olaf Mörke, Die Reformation. Voraussetzungen und Durchsetzung (R. Oldenbourg Verlag, München 2005), 174 Seiten, 19,80 Euro.

Präzise und kompakt berichtet Mörke, Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit in Kiel, über die Reformation in Deutschland. Die Darstellung beginnt mit 1517, dem Jahr, in dem Luther seine 95 Thesen veröffentlicht, und endet mit dem Augsburger Religionsfrieden 1555 zwischen Protestanten und Katholiken. Neben den Ereignissen dieser Zeit behandelt der Autor ausführlich auch die neueste Forschung zum Thema.

Volker Leppin, Das Zeitalter der Reformation. Eine Welt im Übergang (Theiss Verlag, Stuttgart 2009), 160 Seiten, 29,90 Euro.

Reich bebilderte Darstellung vor allem der Reformation im Heiligen Römischen Reich. Von anderen europäischen Regionen wird nur England ausführlicher beschrieben, dessen König Heinrich VIII. sich von der römischen Kirche löst, weil der Papst ihm die Auflösung seiner Ehe verweigert.

Reichstag in Worms

REICHSTAG IN WORMS – GEGEN KAISER UND PAPST

Albrecht Beutel, Martin Luther. Eine Einführung in Leben, Werk und Wirkung (Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2006), 184 Seiten, 12,80 Euro.

Ausgezeichnete, weil verständliche, aber nicht vereinfachend geschriebene Darstellung über Leben und Werk des Reformators aus der Feder eines ausgewiesenen Kenners, des Münsteraner Kirchenhistorikers Albrecht Beutel.

Bernhard Lohse, Martin Luther. Eine Einführung in sein Leben und sein Werk (C.H. Beck, München 1997), 256 Seiten, 19,90 Euro.

Das Buch ist als eine Art Nachschlagewerk konzipiert mit sehr informativen Kurzkapiteln über Luthers Zeit, seine Vita, Schriften und Theologie. Lohse berichtet zudem über die Geschichte der Luther-Rezeption, stellt wichtige Werk-Ausgaben und Hilfsmittel für die Forschung vor. Gut geeignet für einen schnellen Zugang zum Thema.

Fritz Reuter, Der Reichstag zu Worms von 1521. Reichspolitik und Luthersache (Stadtarchiv Worms, Worms 1971) 532 Seiten, antiquarisch ab ca. 10 Euro.

Diese etwas ältere Aufsatzsammlung, erschienen zur 250-Jahr-Feier des Reichstages von 1521, ist immer noch sehr hilfreich. Umfassend schildert sie die Geschehnisse in Worms und ihre Vorgeschichte, beschreibt den Schauplatz des Geschehens sowie die beiden Verhöre Luthers und ergründet die Beweggründe aller Beteiligten.

Alfred Kohler, Karl V.: 1500-1558. Eine Biografie (C.H. Beck, München 2005) 424 Seiten, 16,90 Euro.

Wer mehr über die Herkunft des jungen Kaisers und die Geschichte seiner langen Herrschaft erfahren will, dem sei diese ausführliche Biografie des österreichischen Historikers Alfred Kohler empfohlen.

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© Evangelische Verlagsanstalt

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Jakob Fugger

JAKOB FUGGER – DER FÜRST DES GELDES

Götz von Pölnitz, Die Fugger (Mohr Siebeck, 6. Auflage Tübingen 1998), 392 Seiten, 47 Euro.

Umfangreiche Biografie vom früheren Direktor des Fugger-Archivs. Sprachlich mitunter etwas antiquiert, bietet es dennoch einen ebenso detaillierten wie kenntnisreichen Einblick in das Leben der Kaufsmannsfamilie.

Mark Häberlein, Die Fugger. Geschichte einer Augsburger Familie (1367-1650) (Kohlhammer, Stuttgart 2006), 257 Seiten, 28 Euro.

Das Buch beschreibt den unvergleichlichen Aufstieg der Fugger von einfachen Webern zur größten Wirtschaftsmacht ihrer Zeit – und ihren Abstieg in die Bedeutungslosigkeit. Große Detailfülle macht die Arbeit des Professors für Neuere Geschichte aber eher zu einem Fugger-Werk für Fortgeschrittene.

Christl Karnehm, Zu Gast im Hause Fugger. Berühmte Besucher und glanzvolle Feste in den Augsburger Fuggerhäusern (Context Verlag, Obertshausen 2009), 95 Seiten, 8,90 Euro.

Kurzweiliges Buch, das sich mit einem eindrucksvollen Detail des Fuggeralltags beschäftigt: Der Bewirtung schillernder oder hochrangiger Gäste – Kaiser, Fürsten und Künstler wie Albrecht Dürer oder, im 18. Jahrhundert, Wolfgang Amadeus Mozart.

Bauernkrieg

BAUERNKRIEG – KAMPF DER KNECHTSCHAFT!

Peter Blickle, Die Revolution von 1525 (Oldenbourg Wissenschafts-Verlag, München 2004), 364 Seiten, 24,80 Euro.

Peter Blickle ist emeritierter Professor für Neuere Geschichte an der Universität Bern. Seine Darstellung und Deutung der Revolution von 1525 ist das Standardwerk zum Krieg der Bauern schlechthin. Und seine These von der „Revolution des gemeinen Mannes“ – die nicht nur die Bauern erfasst, sondern auch die ärmeren Schichten der Städte – hat sich durchgesetzt und zählt heute zu den gesicherten Erkenntnissen der internationalen Forschung. Blickles herausragendes Werk analysiert die Ursachen der „großen Empörung“. Und es zeigt, warum sich der Aufstand geradezu zwingend mit den Ideen der Reformation verbinden musste.

Martin Walser, Das Sauspiel. Szenen aus dem 16. Jahrhundert (Suhrkamp Taschenbuch, Frankfurt/Main 1975), 160 Seiten, 12,99 Euro.

Eine literarische Dramatisierung der Revolution von 1525 wagt Martin Walser. Ort der Handlung ist Nürnberg, kurz nach dem Sieg über die Bauern. Doch der Aufstand hat auch viele Städte erfasst. Wie Nürnberg. Radikale Wiedertäufer predigen in der Reichsstadt und geraten nun ihrerseits ins Fadenkreuz gemäßigter Reformierter. Mit aller Härte werden die Wiedertäufer verfolgt und ausgerottet. Walsers Stück ist ein Spiel um Macht und um die Grenzen der Reformation, die sich nun zum Protestantismus der Herrschenden wandelt. Gewiss, Walsers Blick auf die Revolution ist kein wissenschaftlicher. Aber es ist ein spannender. Ein anregender.

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Münsteraner Täufer

MÜNSTERANER TÄUFER – DAS NEUE JERUSALEM

Barbara Rommé (Hrsg.), Das Königreich der Täufer (Münster 2000), 2 Bände, 492 Seiten, antiquarisch ab 18 Euro.

Der ausgezeichnete Katalog zur gleichnamigen Münsteraner Ausstellung aus dem Jahr 2000 besticht durch zahlreiche Farbabbildungen von Hinterlassenschaften der Täufer. Die ausführlichen Beschreibungen zu den einzelnen Exponaten wie Münzen, Gemälden, Kriegsgerät und Flugschriften veranschaulichen die Münsteraner Täuferherrschaft und machen das Blättern im Buch zur Freude. Überblicksdarstellungen ordnen die Ereignisse kurz ein, sehr interessant ist auch der zweite Band, der sich mit den Auswirkungen der Täuferherrschaft auf Geschichtsschreibung, Literatur und darstellende Kunst auseinandersetzt. Ein spannender Einstieg in die Geschichte des Täuferreiches.

Hans-Jürgen Goertz, Die Täufer, Geschichte und Deutung (C. H. Beck, München 1988), 227 Seiten, antiquarisch ab 15 Euro.

Das Standardwerk des emeritierten Hamburger Historikers untersucht, wie im Wildwuchs der Reformation eine revolutionäre Protestbewegung entstehen konnte, die Kirche und staatliche Ordnung so herausfordern sollte wie kaum eine andere religiöse Bewegung zu dieser Zeit: Die Täufer. Goertz zeigt, wie die Täufer aus Unzufriedenheit über die Reformation Luthers und Zwinglis eine radikalere Umwälzung der Gesellschaft forderten. Kenntnisreich zeichnet er die einzelnen Gruppierungen des Täufertums nach und schildert ihre Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit, von denen sie rücksichtslos verfolgt wurden, auch wenn die meisten Gruppierungen abgeschieden und gewaltlos ihre Vorstellung vom wahren christlichen Leben auf Erden verwirklichen wollten.

Barbara Rommé (Hrsg.), Das Königreich der Täufer (Münster 2000), 2 Bände, 492 Seiten, antiquarisch ab 18 Euro.

Der ausgezeichnete Katalog zur gleichnamigen Münsteraner Ausstellung aus dem Jahr 2000 besticht durch zahlreiche Farbabbildungen von Hinterlassenschaften der Täufer. Die ausführlichen Beschreibungen zu den einzelnen Exponaten wie Münzen, Gemälden, Kriegsgerät und Flugschriften veranschaulichen die Münsteraner Täuferherrschaft und machen das Blättern im Buch zur Freude. Überblicksdarstellungen ordnen die Ereignisse kurz ein, sehr interessant ist auch der zweite Band, der sich mit den Auswirkungen der Täuferherrschaft auf Geschichtsschreibung, Literatur und darstellende Kunst auseinandersetzt. Ein spannender Einstieg in die Geschichte des Täuferreiches.

Hans-Jürgen Goertz, Die Täufer, Geschichte und Deutung (C. H. Beck, München 1988), 227 Seiten, antiquarisch ab 15 Euro.

Das Standardwerk des emeritierten Hamburger Historikers untersucht, wie im Wildwuchs der Reformation eine revolutionäre Protestbewegung entstehen konnte, die Kirche und staatliche Ordnung so herausfordern sollte wie kaum eine andere religiöse Bewegung zu dieser Zeit: Die Täufer. Goertz zeigt, wie die Täufer aus Unzufriedenheit über die Reformation Luthers und Zwinglis eine radikalere Umwälzung der Gesellschaft forderten. Kenntnisreich zeichnet er die einzelnen Gruppierungen des Täufertums nach und schildert ihre Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit, von denen sie rücksichtslos verfolgt wurden, auch wenn die meisten Gruppierungen abgeschieden und gewaltlos ihre Vorstellung vom wahren christlichen Leben auf Erden verwirklichen wollten.

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© Münster

Reformation in England

REFORMATION IN ENGLAND – HEINRICH VIII.: FÜR EINE FRAU GEGEN ROM

Uwe Baumann, Heinrich VIII. (Rowohlt, Reinbek 2001), 160 Seiten, 8,95 Euro.

Das Werk aus der bewährten Reihe „rororo Monographie“ bietet einen kompakten, mit zeitgenössischen Zitaten und Bildern gespickten Zugang zum ausufernden Leben des englischen Königs. Der Mittelteil des Buches konzentriert sich auf die Eheaffäre Heinrichs VIII.: die Beziehung zu seiner Geliebten Anne Boleyn, den Prozess zur Annullierung seiner Ehe mit Katharina von Aragon und schließlich die Lösung seines Reiches aus der römisch-katholischen Kirche.

Alison Weir, Henry VIII.: King and Court (Vintage, London 2008), 639 Seiten, 10,99 Euro.

Alison Weir, eine profilierte Kennerin der Tudor-Zeit und Meisterin im Verfassen historischer Biographien, entwirft ein schillerndes, akribisch recherchiertes Bild des englischen Herrschers. Das Leben bei Hofe, Heinrichs Frauengeschichten und die Trennung der englischen Kirche von Rom werden spannend und detailreich geschildert. Ein vergnüglich zu lesendes Standardwerk mit umfassendem Anmerkungs- und Literaturapparat, dessen kryptisches Inhaltsverzeichnis allerdings den Zugriff auf den chronologisch geordneten Text erschwert.

G.W. Bernard, The King’s Reformation: Henry VIII and the Remaking of the English Church (Yale University Press, New Haven/London 2007), 752 Seiten, 19,99 Euro.

Umfangreiches Werk zur englischen Kirchenrevolution – der Reformation aus den wohl weltlichsten Gründen, denn in seinem Herzen ist Heinrich VIII. stets Katholik geblieben. Entgegen älterer Forschungsarbeiten betont Bernard, Geschichtsprofessor an der Universität Southhampton, die führende persönliche Rolle des Monarchen bei der Trennung von Rom. Eine Fundgrube für alle, die sich ausführlicher mit den Folgen der königlichen Suprematie beschäftigen möchten, etwa der Auflösung der Klöster durch Heinrichs mächtigen Minister Thomas Cromwell und dem Bildersturm gegen das Erbe Roms.

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© Rowohlt

Dänemark

DÄNEMARK – DAS ERSTE REICH DER REFORMATION

Martin Schwarz Lausten, Die Reformation in Dänemark (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte, Gütersloh 2008), 200 Seiten, 29,95 Euro.

Nirgendwo in Europa wird die Reformation so dramatisch eingeführt wie in Dänemark: Ein blutiger Bürgerkrieg und ein Staatsstreich des Königs machen den Weg frei für eine lutherische Landeskirche. Auch die erste Krönung eines evangelischen Königs in der Geschichte findet am 12. August 1537 in Kopenhagen statt. Wer mehr über die Reformationskämpfe an der europäischen Peripherie wissen will, greift am besten zu dem Buch des dänischen Kirchenhistorikers. Es ist aus einer Vorlesungsreihe an der Volksuniversität entstanden: anschaulich, leicht lesbar und wissenschaftlich grundsolide.

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Jesuitenorden

JESUITENORDEN – DIE KRIEGER DES HERRN

Ignatius von Loyola, Die Exerzitien (Johannes Verlag, Einsiedeln 2005), 117 Seiten, 6 Euro.

Die eindrucksvollste Darstellung jesuitischen Denkens ist die Gebrauchsanweisung für die innere Einkehr, die der Ordensgründer Ignatius von Loyola seinen Mitstreitern mitgegeben hat: Die Exerzitien, die Ignatius schon zu Beginn seines geistlichen Weges in seiner Klausur im katalonischen Manresa entwickelt hat, betend, fastend und büßend, präsentieren den Glauben als Methode – als Mental-Training, als technokratische Anleitung zur Selbstoptimierung, welche die Coaching-Philosophien des 21. Jahrhunderts vorwegnimmt.

Ignatius von Loyola, Bericht des Pilgers (Echter Verlag, Würzburg 2005), 217 Seiten, 12,80 Euro.

Biographien des Ordensgründers sind meist von Jesuiten oder jesuitisch geprägten Autoren verfasst, die sich um Hagiographie bemühen. Aufschlussreicher ist es da oft, gleich die Quelle aufzusuchen: Mit dem „Bericht des Pilgers“, den Ignatius selbst von 1553 bis 1555 dem Pater Louis Goncalves da Câmara diktierte, hat der Heilige seine eigene Legende verfasst – die durch die Darstellung seiner Schwächen und Anfechtungen noch strahlender, aber zugleich verstörender erscheint. Dem „Bericht“ sind Auszüge aus dem Tagebuch des Zürcher Glockengießers Peter Füessli angefügt, der bei der Wallfahrt des Ignatius nach Jerusalem zur gleichen Pilgergruppe gehörte.

Johannes Calvin

JOHANNES CALVIN – TYRANNEI DER TUGEND

Volker Reinhardt, Die Tyrannei der Tugend. Calvin und die Reformation in Genf (C.H. Beck, München 2009), 271 Seiten, 24,90 Euro.

1555 ist Genf eine Stadt unter der Herrschaft des Evangeliums. Eine Stadt, in der das Leben einer neuen Ordnung unterworfen ist, der strengsten aller Reformationen. Tanz, Theater, Kartenspiel, alle vormals beliebten Vergnügungen sind nun verboten, Ehebruch kann mit dem Tod bestraft werden. Das ganze Leben, Arbeit und Alltag sind nach der Bibel auszurichten. Die neue Ordnung ist das Werk Jean Calvins. Der Fribourger Geschichtsprofessor Reinhardt hat eines der interessantesten Bücher im Calvin-Jubiläumsjahr geschrieben. Er zeigt nicht nur den Missionar, sondern den Machtpolitiker, dem es gelingt, eine neue kirchliche Elite neben der politischen einzusetzen. Er zeigt, wie Calvin und seine Anhänger das Propagandamittel der Predigt benutzen, um jedem Ereignis der Stadt ihre eigene Deutung zu geben. Wie sie ihre Macht ausbauen, indem sie immer neue Flüchtlinge einbürgern und in wichtige Position bringen. Vor allem aber, wie sich mit den frommen Einwanderern Leben und Alltag in Genf verändern.

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© C.H. Beck

Lucas Cranach

LUCAS CRANACH – PROPAGANDA FÜR DEN NEUEN GLAUBEN

Berthold Hinz, Lucas Cranach d.Ä. (Rowohlt Taschenbuch, Reinbek 1993), 158 Seiten, 8,95 Euro.

Lucas Cranach der Ältere (1472 bis 1552) war nicht nur ein beliebter Maler, er war auch ein erfolgreicher Unternehmer. Berthold Hinz interessiert sich sowohl für Cranachs künstlerische Entwicklung als auch für die Details des Werkstattlebens: Penibel hat der Kunsthistoriker recherchiert, wann Cranach welche Häuser besaß, wie er seine Gemälde im Land vertrieb, wie hoch die Auflagen der Bücher waren, die Cranach drucken ließ. So liest sich der faktenreiche schmale Band außer als Bildgeschichte auch als kleine Sozialgeschichte der Lutherjahre.

Martin Warnke, Cranachs Luther: Entwürfe für ein Image (Fischer Taschenbuch, Frankfurt 1984), 78 Seiten, antiquarisch ab ca. 6 Euro.

Lucas Cranach gab Martin Luther ein Gesicht. Erst durch seine Porträtdrucke wurde der Reformator einer großen Öffentlichkeit bekannt. Wie Luther auf diesen Bildnissen aussah, ob er kämpferisch oder meditierend wirkte, das waren im 16. Jahrhundert keine rein ästhetischen Entscheidungen, sondern politische Fragen. In einer erhellenden Studie erklärt der Kunsthistoriker Martin Warnke anhand einzelner Porträts Cranachs, welches Lutherbildnis welchen Zweck erfüllen sollte und wie der Hof von Wittenberg darauf Einfluss nahm.

Bodo Brinkmann u.a., Cranach (Hatje Cantz, Ostfildern 2008) 400 Seiten, 58 Euro.

Der Katalog mit Werken Cranachs, erschienen anlässlich der Cranach-Ausstellung des Frankfurter Städelmuseums 2008, führt in Text und Bild Werk für Werk in das Oeuvre des Malers ein. Die Gemälde werden gut gedruckt als Augenweide präsentiert; die Texte dazu sind sorgsam recherchiert und richten sich an Laien und Fachleute gleichermaßen. Der Band kann und will die rund 1000 erhaltenen Werke des Meisters und seiner Werkstatt nicht vollständig zeigen, die Auswahl aber ist repräsentativ: Zu sehen sind etwa Cranachs Mythologien, seine katholischen wie protestantischen Bilder und seine Porträts.

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© Fischer Taschenbuch

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Augsburger Frieden

AUGSBURGER FRIEDEN – SIEG DER TOLERANZ

Axel Gotthard, Der Augsburger Religionsfrieden (Aschendorff, Münster 2004), 672 Seiten, 84 Euro.

Am 25. September 1555 beendet der römisch-deutsche König Ferdinand I. den Augsburger Reichstag. Mehr als sieben Monate hatten Katholiken und Protestanten verhandelt, bis sie sich mit dem Augsburger Religionsfrieden gegenseitig anerkennen konnten. Die Monographie, die Axel Gotthard 2004 vorlegte, ist das Standardwerk zu dem epochalen Ereignis: Detailliert und kenntnisreich führt der Professor für Neuere Geschichte in Erlangen die zahlreichen Spezialstudien zur Geschichte des Friedensschlusses zusammen und liefert damit den wichtigsten Forschungsbeitrag der letzten Jahre. Das Buch analysiert die Genese der zentralen Bestimmungen des Religionsfriedens ebenso ausführlich wie es dessen Langzeitwirkungen bis ins 17. Jahrhundert und darüber hinaus in den Blick nimmt. Gotthards Werk ist aufgrund seiner pointierten Schreibweise nicht immer einfach zu lesen, der Erkenntnisgewinn ist dafür umso größer.

Carl A. Hoffmann et al. (Hg.), Als Frieden möglich war. 450 Jahre Augsburger Religionsfrieden. Begleitband zur Ausstellung im Maximilianmuseum Augsburg (Schnell & Steiner, Regensburg 2005), 688 Seiten, 39,90 Euro.

Im Jahre 2005 beging die Fuggerstadt Augsburg das 450jährige Jubiläum des Religionsfrieden mit einer großen Ausstellung. Ihr prächtiger Katalog ist zweigeteilt. Die erste Hälfte bestimmen informative, stets verständlich geschriebene Aufsätze der namhaftesten Frühneuzeithistoriker wie Heinz Schilling, Silvia Serena Tschopp und Anton Schindling. Ihr Themenspektrum geht weit über den Reichstag von 1555 hinaus. Der Leser erfährt ebenso etwas vom Religionsrecht im Heiligen Römischen Reich wie er über die Universitäten im 16. Jahrhundert informiert wird oder über die Jubiläen des Augsburger Religionsfriedens von 1655 bis 1955. Auf den Aufsatz- folgt der so genannte Katalogteil. Seine Schwerpunkte liegen bei Kaiser Karl V. sowie der konfessionellen Entwicklung in Europa und im Alten Reich. Die farbigen Abbildungen zahlreicher Ausstellungsexponate (Gemälde, Flugschriften, Kupferstiche, Pokale, Rüstungen und Münzen) vermitteln einen lebendigen Eindruck der Epoche und ihrer Menschen.

Bartholomäusnacht

BARTHOLOMÄUSNACHT – DIE PARISER BLUTHOCHZEIT

Mack P. Holt, The French Wars of Religion, 1562-1629 (Cambridge University Press, Cambridge 1995), 240 Seiten, antiquarisch ab ca. 18 Euro.

Mit diesem Buch ist dem amerikanischen Historiker Mack P. Holt von der George Mason University in Fairfax, Virginia die wohl beste Einführung in die komplexe Geschichte der französischen Religionskriege gelungen. Eigens für den Leser ohne Vorwissen geschrieben, erzählt Holt, worum es in den einzelnen Phasen der Konfessionskriege geht, wie sich die Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten in der Bartholomäusnacht entladen und warum es so lange dauert, bis der Konflikt sein Ende findet. In einigen Details ist er dabei nicht immer ganz treffsicher. Es zählt das große Ganze.

Barbara B. Diefendorf, Beneath the Cross. Catholics and Huguenots in Sixteenth-Century Paris (Oxford University Press, New York/Oxford 1991) 272 Seiten, ca. 26 Euro.

Kaum jemand hat die Vorkommnisse der Bartholomäusnacht in jüngster Zeit eingehender untersucht als die Bostoner Historikerin Barbara B. Diefendorf. In dieser Sozialstudie beleuchtet sie, wer in der Bürgerschaft der Seine-Metropole an den Massakern in der Nacht zum 24. August 1572 beteiligt war und warum - und zeichnet gleichzeitig ein schillerndes Porträt der katholischsten aller französischen Städte: Paris. Mit Sicherheit ebenso lesenswert: Barbara B. Diefendorf, The Saint Bartholomew's Day Massacre: A Brief History with Documents (Bedford Books 2009), 192 Seiten, ca. 20 Euro.

Julien Coudy (Hrsg.), Die Hugenottenkriege in Augenzeugenberichten (Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin u.a. 1965) 414 Seiten, antiquarisch bereits ab knapp 3 Euro.

Hier kommen ausschließlich Zeitzeugen der französischen Religionskriege des 16. Jahrhunderts zu Wort, darunter Protestanten und Katholiken, Opfer und Täter, aber auch ausländische Gesandte, französische Politiker und Mitglieder der Königsfamilie. Die Überleitungen Coudys zwischen den einzelnen Zitaten sind indes mit Vorsicht zu lesen. Sie entsprechen nicht mehr dem heutigen Stand der Forschung, die Katharina von Medici und Karl IX. längst rehabilitiert hat.

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Hexenverfolgung

HEXENVERFOLGUNG – MENSCHENJAGD IM NAMEN GOTTES

Rolf Schulte, Hexenmeister. Die Verfolgung von Männern im Rahmen der Hexenverfolgung von 1530-1730 im Alten Reich (Peter Lang, Frankfurt 2001), 308 Seiten, 55,20 Euro.

Je nach Konfession der Verfolger war jeder fünfte bis jeder dritte in Hexenprozessen Verurteilte ein Mann. Die meisten Untersuchungen allerdings konzentrieren sich auf die weiblichen Opfer. Rolf Schulte dagegen widmet sich in dieser Studie den so genannten Hexenmeistern, Hexenmännern und Werwölfen. Gut lesbar erzählt er von persönlichen Schicksalen und zitiert aus Prozessakten, für die sich seit Heinrich Himmlers Hexenforschern jahrzehntelang niemand mehr interessiert hat.

Johannes Dillinger, Hexen und Magie (Campus, Frankfurt 2007), 197 Seiten, 16,90 Euro.

Welche Rolle spielten Magie und Hexenglauben im Alltag der Menschen in Mittelalter und Früher Neuzeit? In seinem Überblickswerk beantwortet Dillinger diese Frage, erklärt die Hintergründe der Hexenjagden, ihren Verlauf – und räumt scharfzüngig und unterhaltsam mit den Mythen der Hexenforschung auf.

Rekatholisierung

REKATHOLISIERUNG – DER WEG IN DEN KRIEG

Dieter Albrecht, Maximilian I. von Bayern. 1573 – 1651 (Oldenbourg Verlag, München 1998), 1176 Seiten, 99,80 Euro.

In seinem opus magnum nähert sich der Historiker Dieter Albrecht mit großer Sensibilität dem Leben des bayerischen Herzogs, ohne die kritische Distanz zu verlieren. Anhand der Biographie eines der Hauptakteure des Dreißigjährigen Krieges werden nicht nur die Manierismen des frommen Herrschers lebendig, sondern auch die religiösen und politischen Zusammenhänge in Europa zu einer düsteren Zeit.

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GEO EPOCHE Nr. 39 - 10/09 - Martin Luther und die Reformation

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