Begeisterung kann Blüten treiben, kann mitreißen, kann still innehalten, staunen lassen. Die Kennedy-Sammlung der Camera Work AG ist Ergebnis einer solchen Begeisterung, einer Verehrung der Familie Kennedy, ihrer Werte, ihrer Visionen - aber auch ihrer Kunst der Selbst-Inszenierung.
Im Zentrum steht John F. Kennedy, ein Millionärssohn mit irischen Wurzeln, der sich anschickt, der 35. Präsident der USA zu werden. Und der es im damals sagenhaft jungen Alter von 43 Jahren und als erster Katholik überhaupt in dieses Amt schafft. Kennedy ist ein Aufsteiger. Gemeinsam mit seiner Frau Jacqueline wird er zum Idol der aufstrebenden USA. Bei seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 ruft er den Amerikanern von den Stufen des Kapitols in Washington aus zu: „Lasst uns anfangen!“
Das Versprechen auf eine bessere Zukunft ist Kennedys Kapital
Nach den langen Eisenhower-Jahren wollen die Kennedys Zuversicht in die Welt tragen und die USA zu einem besseren, gerechteren Ort machen. Mit diesem Versprechen gewinnen sie die Herzen der Amerikaner. Und deren Köpfe. Tatsächlich trägt dieses Versprechen bis heute.
„The Kennedys“ erzählt die Geschichte einer außergewöhnlichen Familie, und zwar von Anfang an. In ausgewählten Fotografien von teils bizarrer Schönheit, in privaten Filmaufnahmen, Dokumenten, Handschriften und Stücken aus dem persönlichen Besitz von „Amerikas königlicher Familie“. Von der Einwanderung der Kennedys und der Fitzgeralds aus Irland im 19. Jahrhundert, dem schwierigen Aufstieg in der bürgerlichen Aristokratie Bostons, den ersten politischen Gehversuchen. Die Geschichte von Jack und Jackie, den Kindern Caroline und John jr. Die Geschichte aber auch von Robert, Eunice, Edward, und all den anderen Kennedys, deren Leben immer mit einem gesellschaftlichen Auftrag verbunden war.
Die Schau erlaubt einen unverstellten Blick auf den Familienclan
Die Ausstellung zeigt, wie die Kennedys gesehen werden wollten. Sie zeigt aber auch, wie sie wirklich waren. Die Krankheiten des stets so jugendlich-frisch wirkenden Präsidenten werden ebenso wenig verschwiegen wie seine unrühmliche Rolle während der gescheiterten Invasion in der Schweinebucht an der Südküste Kubas. Der Haarkamm des zur Unordnung neigenden Präsidenten starrt vor Dreck, der Überseekoffer der Familie ist abgestoßen, speckig. Der Mythos wird hier gefeiert, aber zugleich geschickt gebrochen.
Nur wer Bilder vom Tod JFKs sucht, wird enttäuscht sein. Ein einziges Foto dokumentiert, was am 22. November 1963 in Dallas, Texas, geschehen ist: Es zeigt Menschen in der Bahn, alle lesen Zeitung. Und jede Zeitung verkündet in großen Blockbuchstaben auf der Titelseite, dass der 35. Präsident der USA erschossen worden ist. Die Kennedys sollen mit ihren Taten auf den Besucher wirken, nicht durch die Tragik, die der Familie anhaftet, seien es die Attentate - 1963 auf JFK, 1968 auf seinen Bruder Robert -, sei es der Unfalltod von John jr. 1999.
Und so kann sich der Besucher am Ende selbst dem Gedanken hingeben, was gewesen wäre, wenn der Attentäter von Dallas John F. Kennedy verfehlt oder Robert Los Angeles überlebt hätte. Das letzte Bild jedenfalls lädt dazu ein: Es zeigt den Präsidenten von hinten, in Freizeitkleidung, auf einem Weg in die Dünen.
Es liegt am Betrachter, wie er es interpretiert.

The Kennedys
Pariser Platz 4A
10117 Berlin
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 10-18 Uhr
Samstag und Sonntag 11-18 Uhr
Eintritt: 7 Euro, ermäßigt 3,50 Euro