Inhaltsverzeichnis
Gesamtdarstellungen
GESAMTDARSTELLUNGEN
Hermann Kulke, Dietmar Rothermund, Geschichte Indiens. Von der Induskultur bis heute (C.H. Beck, München 2006) 512 Seiten, 19,90 Euro.
Standardwerk, das von den Anfängen der indischen Geschichte bis zur Gegenwart reicht, verfasst von zwei renommierten Indienforschern. Das Buch ist dem monumentalen Gegenstand entsprechend sehr verdichtet geschrieben und zum gezielten Nachschlagen gut geeignet - über längere Strecken gelesen, wirken die Abfolgen der Dynastien und Epochen jedoch ein wenig ermüdend.
Upinder Singh, A History of Ancient and Early Medieval India. From the Stone Age to the 12th Century (Addison Wesley Pub. Co. Inc., Delhi 2009) 704 Seiten, 94,99 Euro.
Aktuelles Werk über die indische Frühgeschichte bis zum Mittelalter, das auch neueste archäologische Erkenntnisse berücksichtigt. Sehr didaktisch aufbereitet, mit vielen farbigen Abbildungen und Karten. Im Buch angegebene Links verweisen auf zusätzliche Internetressourcen zum Thema. Ein empfehlenswertes, leider aber auch sehr teures Buch.
Audio-Tipp
AUDIO-TIPP
Peter Pannke, Indien hören (Silberfuchs, Hamburg 2009), Spielzeit 80 Minuten, 24 Euro.
Der wohl sinnlichste Einstieg in die Vergangenheit des mythenbehafteten Landes, das die britischen Kolonialherren einst als „Juwel der Krone“ bezeichneten. Der jüngste Zugang der preisgekrönten Reihe „Länder hören – Kultur entdecken“ des Hamburger Hörbuchverlages widmet sich den großen Entwicklungslinien Indiens und legt dabei einen Schwerpunkt auf die Religionen, die im Laufe von Jahrtausenden auf dem Subkontinent entstanden sind oder von Eroberern gebracht wurden: der vedischen Religion, dem Buddhismus, dem klassischen Hinduismus, dem Islam.
Angesichts der Tatsache, dass auf dem Subkontinent Dutzende Reiche entstanden und vergingen und Indien bis heute in eine Vielzahl von Sprachen, Kulturen und Religionsgemeinschaften zerfällt, ist Autor Peter Pannke und Schauspieler Rufus Beck als Sprecher schier Unmögliches gelungen: den Hörer mit ihrem nur 80-minütigen, musikalisch illustrierten Streifzug durch 5000 Jahre indische Geschichte nicht zu verwirren, sondern zu faszinieren.
Vijayanagara
VIJAYANAGARA - STADT DES SIEGES
Robert Sewell, A Forgotten Empire, Vijayanagar. A Contribution to the History of India (Forgotten Books, Nachdruck 2008), 360 Seiten, 12,99 Euro.
Das Buch des britischen Kolonialbeamten ist noch immer die umfassendste Darstellung der Geschichte des hinduistischen Großreichs Vijayanagara und dessen gleichnamigen Kapitale, an der auch heutige Forscher kaum Abstriche machen: Ausführlich und sorgfältig hat Robert Sewell schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts literarische und archäologische Quellen gegeneinander abgewogen und die Übersetzung zweier portugiesischer Augenzeugenberichte aus dem 16. Jahrhundert angefügt. Nur die Darstellung von Vijayanagara als Bastion des Hinduismus gegen muslimische Invasoren gilt heute als überholt: In der Praxis richtete sich der Expansionsdrang des Reichs wohl ebenso gegen Glaubensbrüder.
Axel Michaels, Der Hinduismus. Geschichte und Gegenwart (C. H. Beck, München 2006), 460 Seiten, 19,90 Euro.
Der Leiter der Abteilung Klassische Indologie am Südasien-Institut der Universität Heidelberg schreibt gegen den Exotismus der Indien-Voyeure an: Nicht bunte Götterwelten und seltsame Bräuche stehen im Vordergrund, sondern eine bisweilen äußerst abstrakt-philosophische Auseinandersetzung mit den verschiedenartigen Gedankenwelten des Subkontinents, mit Vorstellungen von Raum, Zeit und Tod, Wiedergeburt und Erlösung. Trotz aller Relativierung von liebgewordenen Vorstellungen verzichtet Michaels aber nicht auf die Beschreibung religiöser Praxis, von Initiationsriten, Hochzeitsritualen und religiösen Festen.
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Portugiesen
PORTUGIESEN – KURS AUF DIE PFEFFERKÜSTE
Gernot Giertz (Hrsg.), Vasco da Gama. Die Entdeckung des Seewegs nach Indien (Heyne, München 2001), gebraucht ab vier Euro.
Lange war der einzige Augenzeugenbericht der waghalsigen Reise, die Vasco Da Gama 1498 auf dem direkten Seeweg nach Indien brachte, verschollen. Der Verfasser ist anonym, war aber wahrscheinlich Seemann auf einem Boot, das Da Gamas Bruder kommandierte. Seit der Entdeckung des Buches im 19. Jahrhundert gilt es als wichtigste Quelle zur Überfahrt des portugiesischen Kapitäns, der mit seiner kleinen Flotte 1498 die Hafenstadt Calicut an der indischen Westküste erreichte. Im Gegensatz zu späteren, blumigen Berichten ist das Werk in einer trockenen, nüchternen Sprache geschrieben und beschreibt Zimtpreise ebenso detailliert wie die Jagd auf Elefanten.
Michael N. Pearson, The Portuguese in India (Cambridge University Press, 1988), 204 Seiten, 31,99 Euro.
Das Standardwerk des britischen Historikers ist gespickt mit vielen anschaulichen Anekdoten, in denen der Autor regelmäßig die indische Perspektive einnimmt. Intelligent und humorvoll beschreibt er den ersten Schritt, den die Portugiesen auf indischem Boden machen, die Wandlung von einer Handels- zur Kriegsmission und die Entwicklung der portugiesischen Kolonie bis zu ihrem Ende nach mehr als 450 Jahren.
Akbar
AKBAR – DER TRAUM VOM GROSSREICH
Stephan Conermann, Das Mogulreich. Geschichte und Kultur des muslimischen Indien (C.H. Beck, München 2006) 128 Seiten, 7,90 Euro.
Lesenswerte, aber dem Stil der Reihe entsprechend sehr gedrungene Einführung in das Thema. Gut geeignet für einen ersten Überblick.
Arnold Hottinger, Akbar der Große. Herrscher über Indien durch Versöhnung der Religionen (Wilhelm Fink Verlag, München 1998) 216 Seiten, 22,90 Euro.
Schöne und eingängige Darstellung über den größten Mogulkaiser Indiens, verfasst von einem langjährigen Korrespondenten der Neuen Zürcher Zeitung und Kenner der muslimischen Welt. Mit zahlreichen farbigen Abbildungen aus dem "Abbar-nama", Akbars offizieller Herrschaftschronik.
John F. Richards, The Mughal Empire (Cambridge University Press, Cambridge u.a. 1993) 320 Seiten, 27,99 Euro.
Wer sich ausführlicher auch über die Mogulherrscher vor und nach Akbar informieren möchte, über ihr Staatswesen und das Gesellschaftssystem, dem sei diese klare und übersichtliche Darstellung empfohlen. Der inzwischen verstorbene US-Historiker, einer der renommiertesten Forscher auf dem Gebiet des indischen Mogulreiches, macht deutlich, wie brüchig das Imperium anfangs war - und wie es Akbar gelang, die politischen, finanziellen und kulturellen Voraussetzungen für die legendäre Prachtentfaltung seiner Nachfolger zu schaffen.
Taj Mahal
TAJ MAHAL - EIN HAUS FÜR DIE EWIGKEIT
Ebba Koch, The Complete Taj Mahal and the Riverfront Gardens of Agra (Thames & Hudson, London 2006), 288 Seiten, ca. 48 Euro.
Reich bebildertes Standardwerk einer ausgewiesenen Kennerin. Ebba Koch, Wiener Professorin für Kunstgeschichte und architektonische Beraterin der „Taj Mahal Conservation Collaborative“, bietet eine detaillierte Analyse von Architektur und Geschichte des Taj Mahal, führt den Leser durch den gesamten Komplex und liefert profunde Informationen zu jedem Gebäude. Zeichnungen rekonstruieren das Grabmal zu Zeiten seiner Erbauung, Fotos vermitteln einen Eindruck von heute und ein Schlusskapitel räumt mit den Legenden um das Mausoleum auf.
Diana & Michael Preston, A Teardrop on the Cheek of Time. The Story of the Taj Mahal (Random House, London 2008), 416 S., ca. 12 Euro.
Ein kurzweiliges Buch, das nicht nur die Geschichte des Taj Mahal eindrücklich beschreibt, sondern auch ein schillerndes Bild vom Leben am Mogulhof zeichnet. Es erzählt von Juwelen, Prachtbauten, Haremsdamen, Intrigen und Thronkämpfen. Und es schildert den Aufstieg und Fall des Mogulkaisers Shah Jahan, der mit dem Taj Mahal seiner verstorbenen Frau ein Denkmal setzen will und später vom eigenen Sohn gestürzt wird.
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East Indian Company
EAST INDIAN COMPANY - DAS IMPERIUM DER KAUFLEUTE
Anthony Wild, The East India Company. Trade and Conquest from 1600 (HarperCollins, London 2000), 192 Seiten, 50 Euro.
Eine genussreiche Lektüre zu einem Thema, für das sich vor allem Wirtschaftshistoriker interessieren: klar geschrieben, unterhaltsam erzählt, reich bebildert. Anthony Wild schildert die Geschichte der britischen East India Company von ihren Anfängen bis zum Ende, widmet den Handelsgütern Tee, Stoff und Opium eigene Kapitel, beschreibt das Leben der Kaufleute in Asien und London, verfolgt den Einfluss des Unternehmens bis nach China und Nordamerika. Das große Ganze ergänzt der Autor mit kleinen Exkursen - zum Beispiel zu der Frage, wie die Flagge der Company das Design der amerikanischen „Stars and Stripes“ beeinflusste.
John Keay, The Honourable Company (Prentice Hall, Upper Saddle River 1994), 474 Seiten, 48,85 Euro.
„Über die East India Company gibt es so viele unvollständige Geschichtsbücher, dass man eine Gesundheitswarnung aussprechen muss“, schreibt der britische Historiker John Keay in seinem Standardwerk. Ihm selbst kann niemand diesen Vorwurf machen: Er liefert die ganze Geschichte, detailreich und erschöpfend. Dabei interessieren ihn weniger die Aktien, Gewinne und Dividende der Company als die Menschen, die ihr dienen, ihre kleinen und großen Fehler, ihre blutigen Abenteuer und ihre merkwürdigen Gepflogenheiten.
Internetressource: www.bl.uk/onlinegallery/features/trading/world1.html
Die British Library in London hat 2002 unter dem Titel „Trading Places“ eine Ausstellung zur East India Company gezeigt, die man online noch immer besuchen kann. Auf der angegebenen Internetseite finden sich weiterführende Links zum Thema.
Witwenverbrennung
WITWENVERBRENNUNG – STERBEN FÜR DIE TUGEND
Lata Mani, Contentious Traditions. The Debate of Sati in Colonial India (University of California Press, Berkeley et al. 1998), 259 Seiten, ca. 21 Euro.
Im frühen 19. Jahrhundert sterben in Indien alljährlich Hunderte Witwen auf dem Scheiterhaufen: Sie lassen sich mit ihren Männern verbrennen, um diesen ihre Treue zu beweisen und ihnen Qualen im Jenseits zu ersparen. Um 1818 nimmt Rammohan Roy, ein Geschäftsmann aus Bengalen, den Kampf gegen die von den indischen Brahmanen geförderte, von den Briten verabscheute Sitte auf. Die Autorin liefert eine souveräne Analyse des Streits um die Witwenverbrennung, in der alle Seiten zu Wort kommen. Besonders eindrucksvoll sind die gesammelten Augenzeugenberichte im letzten Kapitel des Buches.
Bruce Carlisle Robertson (Hrsg.), The essential Writings of Raja Rammohan Roy (Oxford University Press, Delhi et al. 1999), 344 Seiten, ca. 27 Euro.
Sammlung der wichtigsten Schriften von Rammohan Roy, die auch zweihundert Jahre nach seinem Tod nichts von ihrer polemischen Wucht verloren haben.
Sepoy-Aufstand
SEPOY-AUFSTAND – KAMPF UM INDIEN
Lord Roberts of Kandahar, An Eye Witness Account of the Indian Mutiny (Nachdruck, Mittal Publ., New Delhi 2005), 597 Seiten, 40 Euro.
Ein lohnendes Buch: Ein Augenzeuge berichtet über den Sepoy-Aufstand, der 1857 in Indien ausbricht und die britische Kolonialherrschaft schwer erschüttert. Lord Frederick Roberts wird 1832 als Spross einer Familie englischer Kolonialoffiziere in Britisch-Indien geboren. Sein Weg ist vorgezeichnet: Ausbildung auf Eliteschulen in England, militärische Karriere in Indien. Als sich 1857 einheimische Söldner gegen das Regime der East India Company erheben, kämpft er an vorderster Front gegen die Aufständischen. Seine 1896 erstmals erschienenen Tagebuchaufzeichnungen aus dieser Zeit, die rasch zum Bestseller werden, sind ein großartiges Zeugnis: Weil sie nicht nur das Indienbild eines viktorianischen Aristokraten spiegeln, sondern auch die Sicht eines Militärs. Und zugleich das imperiale Sendungsbewusstsein eines Kolonialbeamten.
Biswamoy Pati, The 1857 Rebellion (Oxford University Press 2007), 425 Seiten, ca. 35 Euro.
Biswamoy Pati lehrt Geschichte an der Universität von Delhi und ist einer der bedeutendsten Historiker Indiens. Sein neues Werk zur Rebellion von 1857 ist eine grandiose Darstellung des Aufstands, für die er herausragende Debattenbeiträge internationaler Historiker gesammelt und kommentiert hat. Entstanden ist so die vielleicht beste Zusammenschau des Massenaufstands und seiner vielfältigen Ursachen.
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Kolonialer Alltag
KOLONIALER ALLTAG - LADIES AND GENTLEMEN
David Gilmour, The Ruling Caste. Imperial Lives in the Victorian Raj (Farrar Straus & Giroux, Taschenbuchausgabe 2007), 416 Seiten, 13 Euro.
Das britische Kolonialreich in Indien war eine Herrschaft der Wenigen über die Vielen. Nur etwa 1000 Spitzenbeamte aus dem Vereinigten Königreich verwalteten und regierten den indischen Subkontinent auf dem Höhepunkt kolonialer Macht um 1900. Es ist diese Gruppe einflussreicher Briten, der Gilmour sein akribisch recherchiertes Kollektivporträt widmet. Fakten- und anekdotenreich, manchmal analytisch etwas schwach und zuweilen mit zuviel Liebe für bürokratische Details, zeichnet der Autor die Karrieren von Beamten nach, schildert deren Alltag, Ambitionen und Probleme. Deutlich wird die Ambivalenz dieser Existenzen in der Fremde, das Oszillieren zwischen Machtfülle und Frustration, Luxus und Mühsal, Heimweh und Arroganz. Gilmour versucht eine Ehrenrettung der vielfach als überheblich und selbstgerecht gescholtenen Beamten, kann aber deren häufige Abneigung gegenüber Indien und dessen Bewohnern selbst nicht leugnen.
Sukanta Chaudhuri (Hrsg.), Calcutta – The Living City. Volume 1: The Past (Oxford Paperbacks, 1995) 292 Seiten, etwa 14 Euro.
Eine der besten Informationsquellen zur Geschichte jener Stadt, die bis 1911 Kapitale von Britisch-Indien war. Das Buch bietet zwar kein schlüssiges Gesamtbild, ist somit auch nicht als spannende Darstellung zu lesen, deckt aber in einer Vielzahl von Aufsätzen so gut wie jeden Aspekt des historischen Kalkutta ab, etwa Geographie, frühe Besiedlung, Handel, Architektur, Literatur, Alltag, Polizei- und Eisenbahnwesen. Das britische Kolonialleben in der Metropole ist nur ein Thema unter vielen in diesem aus indischer Perspektive zusammengestellten Werk.
Pamela Kanwar, Imperial Simla. The Political Culture of the Raj (Oxford India Paperbacks, 2. Auflage 2003), 372 Seiten, etwa 20 Euro.
In einer fast absurden alljährlichen Wanderung verlegte die britische Kolonialregierung ihren Sitz ab Ende des 19. Jahrhunderts jeden Sommer aus dem heißen Kalkutta in die Ausläufer des Himalaya, nach Simla. In ihrer guten umfassenden Studie über die ungewöhnliche Residenzstadt zeigt die Historikerin Kanwar auch, wie die Briten den Ort zu einem idyllischen Klein-England stilisierten, während die große Mehrheit der Einwohner – wie in Kalkutta – eigentlich indisch war.
Indiens Spielfilm
INDIENS SPIELFILM – GÖTTER AUF DER LEINWAND
Brigitte Schulze, Humanist and Emotional Beginnings of a Nationalist Indian Cinema in Bombay (Avinus, Berlin 2003), 419 Seiten, 32 Euro.
1912/13 verfilmt der Fotograf Dadasheb Phalke in Bombay die Mythen des Mahabharata-Epos: Es sind die ersten Bilder einer Kunst, die das Land für immer verändern. Durch jahrelange Recherchen in Indien und Gespräche mit Phalkes Nachkommen ist es der Soziologin Brigitte Schulze gelungen, eine einzigartige Quellensammlung und Rekonstruktion der frühen indischen Filmwelt zusammenzustellen. Mithilfe von Zeitungsartikeln, Rezensionen und Phalkes Originalschriften arbeitet sie das Phänomen „Bollywood-Kino“ gründlich und exakt heraus.
Anupama Chopra, King of Bollywood. Shah Rukh Khan und die Welt des indischen Kinos (Rapid Eye Movies, Köln 2008), 336 Seiten, 19,90 Euro.
Die renommierte indische Filmkritikerin und Journalistin Anupama Chopra erzählt gekonnt den Aufstieg des bekanntesten indischen Schauspielers der Gegenwart, Shah Rukh Khan. Zudem bietet das Werk der Bollywood-Insiderin einen kulturhistorischen Überblick über die wichtigsten Regisseure und Filme Indiens.
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Freiheitskampf
FREIHEITSKAMPF – MAHATMA GANDHI
Dietmar Rothermund, Mahatma Gandhi. Eine politische Biographie (C.H. Beck, München 1998), 511 Seiten, antiquarisch oder in Bibliotheken.
Wie schon der Titel ankündigt, befasst sich Dietmar Rothermund, Professor für die Geschichte Südasiens, in dieser detaillierten Biographie vor allem mit Gandhis politischem Weg – seiner Arbeit für und manchmal gegen die indische Kongresspartei, seinem Ringen um Mehrheiten, seinem Aufstieg vom kleinen Anwalt in Südafrika zum Führer des indischen Volkes. Dabei bekommt der Leser zudem einen guten Eindruck von der Geschichte der Nationalbewegung und anderen Politikern, die zur Zeit Gandhis auf dem Subkontinent wirkten. Von Rothermund ist unter dem Titel „Mahatma Gandhi“ 2003 beim selben Verlag auch eine kürzere Biographie erschienen, die als Einstieg ins Thema geeignet ist.
Susmita Arp, Gandhi (Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 2007), 160 Seiten, 8,50 Euro.
Knappe, gut lesbare Einführung aus der Reihe rororo monographie. Mit Hilfe vieler Selbstzeugnisse skizziert die Hamburger Indologin das Leben des Freiheitskämpfers, ohne – wie viele ältere Werke es tun – dessen Leistung zu verklären.
Anil Dharker, The Romance of Salt (Roli Books, New Delhi 2005), 228 Seiten, ca. 20 Euro.
Im ersten Teil schildert der indische Autor sehr ausführlich und gut lesbar das Konzept, die Vorbereitung und den Verlauf von Gandhis berühmtem Salzmarsch 1930. Und macht deutlich, wie exakt der kluge Stratege jedes einzelne Detail der Kampagne geplant hat, die sich schließlich zur größten Massenbewegung Indiens entwickeln sollte. Der zweite Teil befasst sich allgemeiner mit dem Thema Salz: seinem Mythos, der Darstellung in Literatur und Kunst, Salzkriegen und der Geschichte der britischen Salzsteuer.
Andreas Becke, Gandhi zur Einführung (Junius, Hamburg 1999), 170 Seiten, 12,50 Euro (zur Zeit vergriffen).
Weniger eine Lebensgeschichte als ein Blick auf Gandhis Philosophie, bietet dieses Buch einen ersten, knappen Einstieg in die Gedankenwelt des Mahatma. Becke, Philosoph und Religionswissenschaftler, untersucht Gandhis Einstellungen zu Gewalt, Askese und der Methode des satyagraha, „Festhaltens an der Wahrheit“, vergleicht diese mit verschiedenen Religionen und Philosophien und hinterfragt sie zum Teil kritisch. Am Ende stellt der Autor die Frage, welche Bedeutung Gandhis Ethik in unseren Tagen haben könnte. Ein angenehm nüchterner Blick hinter den Mythos.
Maharadschas
MAHARADSCHAS – DIE FÜRSTEN DER VERSCHWENDUNG
John Lord, Die Maharadschas (Ullstein, Frankfurt/M. 1982), 296 Seiten, antiquarisch bei amazon.de ab ca. 4 Euro.
Der schon ältere Bildband ist reich an Anekdoten über jene knapp 600 indische Fürsten, die unter britischer Kolonialherrschaft formal ihre Unabhängigkeit wahren. Tatsächlicher politischer Macht beraubt, schwelgen die Maharadschas, Radschas und Nawabs in ihren Reichtümern und widmen sich skurrilen Leidenschaften – etwa Tierhochzeiten.
Pramod Kapoor (Hrsg.), The Unforgettable Maharajas (Roli Books, Neu-Delhi 2004), 128 Seiten, antiquarisch ab ca. 154 Euro, außerdem in ausgewählten Bibliotheken.
Bildband mit historischen Fotos und umfangreichen Hintergrundinformationen, der leider schwer zu beschaffen ist. Die Aufnahmen und Texte widmen sich auch jenen Maharadschas, die weniger skurrile Persönlichkeiten besaßen: aufgeklärten Reformern, unauffälligen Verwaltern, skrupulösen Intellektuellen.
Anna Jackson u.a. (Hrsg.), Maharaja - Die Pracht der indischen Fürstenhöfe (Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München 2010), 240 Seiten, 39,90 Euro.
Brandneuer, opulent ausgestatteter Ausstellungskatalog, der die Reichtümer der Maharadschas ausbreitet: eine grandiose Vielfalt von Schmuck und kostbaren Miniaturen, Palästen, Waffen und Kleidern, Thronen, Sänften und Prunkgeschirren für Elefanten. Die Texte thematisieren die historische Entwicklung der Fürstentümer bis zum Ende der Kolonialzeit 1947 und gewähren Einblicke in die höfischen Sitten und Lebenssphären der indischen Fürsten.
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Unabhängigkeit
UNABHÄNGIGKEIT – DER PREIS DER FREIHEIT
Larry Collins, Dominique Lapierre, Gandhi. Um Mitternacht die Freiheit (Goldmann, München 1976), antiquarisch ab 3,49 Euro bei amazon.de; diverse weitere deutsche Ausgaben erhältlich, alle jedoch nur gebraucht.
Eine moderne, gut geschriebene, umfassende Darstellung der Unabhängigkeit Indiens und Pakistans 1947 gibt es ... nicht. Einzelstudien, okay. Sammlungen von Augenzeugenberichten, vor allem von Flüchtlingen, die den schrecklichen Massakern im Punjab entkamen, das auch. Aber eines der großen Dramen des 20. Jahrhunderts - eines, mit dem die Phase der Dekolonisierung begann - muss noch erzählt werden.
So lange das noch niemand unternommen hat, bleibt dem geneigten Leser nur der Griff zu diesem Buch, das schon ein halbes Menschenalter auf dem Rücken hat: oft aufgelegt, doch zur Zeit (einmal wieder) nur antiquarisch erhältlich. Die beiden Autoren - Journalisten, der eine Franzose, der andere US-Amerikaner - erzählen in packenden Kapiteln vom Weg zur Unabhängigkeit und den wirren Monaten danach. Sie haben mit vielen der damaligen Protagonisten gesprochen - was die Stärke und die Schwäche des Buches zugleich ist.
Stark selbstverständlich, weil der Text nah an den Menschen ist, dicht erzählt, empathisch, präzise. Die Schwäche allerdings ist eben jene eingeschränkte Auswahl der Zeitzeugen: Nehru, Jinnah, Gandhi waren alle schon tot, als die Autoren recherchierten - Mountbatten, der letzte Vizekönig Indiens, jedoch lebte noch. Und so ist das Werk weniger ein Porträt Gandhis (wie der deutsche Titel suggeriert), als vielmehr ein Porträt - oder eine Hommage - an Louis Mountbatten, der Indien nicht einfach in die Unabhängigkeit entließ, sondern geradezu in diese hineinstürzte. Mit Folgen bis heute.
Hindu-Glauben
HINDU-GLAUBEN - IM KREISLAUF DER WIEDERGEBURTEN
Kim Knott, Hinduism. A very short introduction (Oxford University Press, 2000), 160 Seiten, ca. 10 Euro.
Wer eine knappe und gleichzeitig verständliche Darstellung des Hinduismus sucht, ist mit dem Werk der Religionswissenschaftlerin aus Leeds gut beraten. Von den religiösen Schriften über die zahllosen Götter bis zu den philosophischen Hauptströmungen des Hinduismus gewährt das handliche Buch einen guten ersten Einblick in die Weltreligion.
Christopher John Fuller, The Camphor Flame. Popular Hinduism and Society in India (Princeton University Press, Princeton 2004), 360 Seiten, 24,99 Euro.
Der Anthropologe gibt einen umfassenden, lesbaren Überblick zur Glaubenspraxis des Hinduismus und Gesellschaftsordnung Indiens. Fuller stellt anschaulich die Rituale und Bräuche dar, mit denen die Gläubigen die Gottheiten verehren - wie etwa die tägliche Begrüßung der Götterstatue, die wie ein Gast willkommen geheißen, gewaschen, mit Schmuck und Blumen bedeckt und schließlich mit dem Rauch entzündeten Kampfers verehrt wird. Ein geeignetes Werk für Leser, die sich tiefer gehend mit dem Hinduismus beschäftigen wollen.
Johanna Buß, Hinduismus für Dummies (Wiley-VCH, Weinheim 2009), 352 Seiten, 19,95 Euro.
Die reißerische Anmutung der Buchreihe „für Dummies“ sollte in diesem Fall nicht vom Kauf abschrecken: Auch wenn etwa die "Top Ten" des Hinduismus und ein heraustrennbarer "Spickzettel" mit einer Liste der wichtigsten Gottheiten nicht unbedingt jedermanns Geschmack sind, manövriert die promovierte Indologin Johanna Buß – eine Schülerin von Axel Michaels, einem der renommiertesten deutschen Hinduismus-Experten - unterhaltsam durch den Veda, durch Karma, Dharma, Himmel und Höllen und bewahrt den Leser nebenher vor den gröbsten kulturellen Fehltritten im nächsten Indienurlaub.