VG-Wort Pixel

GEOEPOCHE-Buchtipps: Die Kelten

Weiterführende Literatur zum Thema, für Sie zusammengestellt und bewertet von der GEOEPOCHE-Redaktion.

Inhaltsverzeichnis

Übersichtswerke

ÜBERSICHTSWERKE

Sabine Rieckhoff, Jörg Biel: Die Kelten in Deutschland, 542 Seiten (Theiss, Stuttgart 2001), im Internet antiquarisch erhältlich ab 50 Euro.

Diese umfassende Darstellung der keltischen Kultur im heutigen Süddeutschland beginnt mit einem kurzen (und polemischen) Abschnitt zur Keltenbegeisterung unserer Zeit – doch auch in den folgenden Kapiteln werden weitere Klischees fachlich fundiert zerstört. Dabei lässt die emeritierte Archäologin Sabine Rieckhoff keinen Aspekt aus: Ursprung, Identität, Alltag, Religion und Untergang der Kelten werden detailliert und dennoch gut lesbar abgehandelt. Besonders zu empfehlen ist die zweite Hälfte des Buches: Das von Jörg Biel zusammengestellte Glossar gibt Auskunft über zahlreiche Fundorte in Deutschland und eignet sich hervorragend als Reiseführer durch diesen Teil der keltischen Welt.

Felix Müller, Kunst der Kelten, 303 Seiten (Belser, Stuttgart 2009), 24,95 Euro.

Das erste offizielle Überblickswerk zur keltischen Kunst in deutscher Sprache entstand als offizielles Begleitbuch einer gemeinsamen Auststellung des Historischen Museums in Bern und dem Landesmuseum Württemberg. Anhand von 400 hochwertigen Abbildungen – zum Teil auch von erst kürzlich entdeckten Funden – illustrieren die Autoren, wie sich die keltische Kunst entwickelte, wer sie inspirierte und welche Rätsel sie noch heute birgt. Glücklicherweise bricht die Darstellung nicht mit dem Ende der Kelten auf dem europäischen Kontinent ab, sondern erklärt auch, warum sich einige Stilelemente jenseits des Ärmelkanals noch bis ins frühe Mittelalter behaupten konnten.

zum Archiv

Dorothee Ade und Andreas Willmy, Die Kelten (Theiss, Stuttgart 2007), 190 Seiten, 19,90 Euro.

Eine gute, kompakte Einführung in die Geschichte der Kelten. Die Autoren, beide Archäologen, präsentieren sowohl einen Abriss der historischen Verläufe als auch ein umfassendes Porträt der keltischen Kultur, ihres Alltags, ihrer gesellschaftlichen Hierarchien und ihres Wirtschaftslebens, ihrer Rituale und Glaubensvorstellungen. Sie scheiden dabei gewissenhaft Mythos von wissenschaftlichen Erkenntnissen und diskutieren offen, was in einem schwierigen Forschungsfeld nur Vermutung oder Interpretation mehrdeutiger Funde ist. Reich bebildert, mit Karten und einer Zeittafel.

Die Ursprünge

DIE URSPRÜNGE

Christoph Willms: Der Keltenfürst aus Frankfurt, Macht und Totenkult um 700 v. Chr., 114 Seiten, (Museum für Vor- und Frühgeschichte-Archäologisches Museum, Frankfurt/M. 2002), antiquarisch (etwa über amazon.de)

Es ist schon kurios, dass über die spektakulärsten Keltenfunde Deutschlands gut gemachte Kataloge erschienen sind, bei manchen ist das noch gar nicht so lange her, diese aber im normalen Buchhandel gar nicht mehr oder nur noch antiquarisch zu haben sind. Der Keltenherrscher, dessen Grabhügel am Main freigelegt wurde, hieß in der Redaktion „The First Fürst“, weil er einer der ersten unserer Vorfahren ist, den man anhand der Funde als Kelten identifizieren kann. Seine Gebeine und seine Grabbeigaben stehen im Mittelpunkt einer Sonderausstellung des Archäologischen Museums Frankfurt unter dem Titel „Fürsten, Feste, Rituale“. Mehr dazu unter: http://www.archaeologisches-museum.frankfurt.de/

Für drei weitere Helden und Schauplätze aus der Keltenzeit gilt im Prinzip ähnliches, nämlich:

Wolfgang Kimming: Die Heuneburg an der oberen Donau, 228 Seiten (Theiss, Stuttgart 1983), antiquarisch

Infos über das Museum: http://www.heuneburg.de/

Das Rätsel der Kelten vom Glauberg, 344 Seiten (Theiss, Stuttgart 2002), antiquarisch Infos über das Museum: http://www.keltenwelt-glauberg.de/

Der Keltenfürst von Hochdorf, Methoden und Ergebnisse der Landesarchäologie Baden-Württemberg, 512 Seiten (Theiss, Stuttgart 1985), antiquarisch

Infos über das Museum: http://www.keltenmuseum.de/

Salz

SALZ

Anton Kern, Hans Reschreiter et al. (Hrsg.), Salz-Reich: 7000 Jahre Hallstatt (Verlag des Naturhistorischen Museums, Wien 2008), 240 Seiten, 24,20 Euro.

Schon um 5000 v. Chr. wird in Hallstatt Salz gewonnen. Eine gefundene Hacke aus Hirschgeweih und mehrere Steinbeile deuten darauf hin, dass steinzeitliche Jäger und Sammler damals immer wieder das Salzbergtal von Hallstatt durchstreiften. Doch seine Berühmtheit verdankt der Ort in den Ostalpen vor allem den Funden aus der Eisenzeit: als keltische Bergleute hier unter Tage Salz förderten, den Handel mit dem kostbaren Mineral beherrschten und einen Reichtum an Luxusgütern anhäuften, wie er sonst nur in Gräbern so genannter Fürsten jener Zeit zu finden ist.

Dem interessierten Leser aber war dieses Wissen bisher nur schwer zugänglich. Bis die Forscher von Hallstatt im Jahre 2008 diesen wunderbaren Band zusammengestellt haben. Auf 240 Seiten informiert er gut bebildert und leicht verständlich über die Geschichte und Archäologie von Hallstatt. Besser kann man sich dem Thema nicht nähern. Wer darüber hinaus in großformatigen Fotos von den Funden aus Bergwerk und Gräberfeld schwelgen will, dem sei der Prachtband „Hallstatt 7000“ (Edition Lammerhuber, 2010, 450 Seiten, 99 Euro) ans Herz gelegt.

GEOEPOCHE-Buchtipps: Die Kelten
© Verlag des Naturhistorischen Museums Wien

zurück zur Hauptseite

Die Fürstin von Vix

DIE FÜRSTIN VON VIX

Felix Müller, Götter, Gaben, Rituale. Religion der Frühgeschichte Europas (Philipp von Zabern, Mainz 2002), 243 Seiten, nur noch antiquarisch

Zerbrochene Waffen, haufenweise gläserne Armreifen und die anmutige Figur der Seine-Göttin Sequana – solche Spuren von der Religion der Keltenzeit, von Heiligtümern und Opfergaben sind im Boden bewahrt geblieben. Doch welchen Sinn hatten sie einst, welche Rituale und Glaubensvorstellungen waren damit verbunden? Wie deutet man sie, wenn es keine schriftliche Überlieferung gibt? Sehr anschaulich zeigt Felix Müller, Professor aus Bern, wie sich Archäologen anhand der Funde ein Bild von den Kulten der Eisenzeit machen. Üppig illustriert ist das Buch auch.

Sturm auf Rom

STURM AUF ROM

Martin Schönfelder, Kelten! Kelten?: Keltische Spuren (Schnell & Steiner, Mainz 2010), 58 Seiten, 18 Euro

Reich bebilderter Ausstellungskatalog, der kompakt und übersichtlich das archäologische und durch literarische Quellen tradierte Wissen über die Wanderungen der Kelten nach Italien zusammenfasst.

Titus Livius, Römische Geschichte 5. Buch (Ab urbe condita Liber V) Lateinisch-Deutsch (Reclam, Ditzingen 1993), 240 Seiten, 6 Euro

Das 5. Buch der großen Chronik berichtet ausführlich über die keltische Eroberung Roms und den Sturm auf das Kapitol – Geschichtsschreibung aus der Sicht der Sieger, aber eine unverzichtbare Quelle.

Kurt Tomaschitz, Die Wanderung der Kelten in der antiken literarischen Überlieferung (Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften), 254 Seiten, vergriffen (in Fachbibliotheken)

Gut kommentierte Zusammenschau der teils entlegenen antiken Berichte über den keltischen Einfall nach Italien.

Otto-Hermann Frey, The Celts in Italy. In: Miranda J. Green, The Celtic World (Routledge Chapman & Hall, London, New York 1995), S. 515-532 [Der Katalog selbst hat 864 Seiten und kostet 71,99 Euro]

Einer der besten Aufsätze über die Kelten in Italien, wägt sorgfältig archäologische Befunde und literarische Berichte gegeneinander ab.

Manching

MANCHING

Susanne Sievers, Manching – Die Keltenstadt (Theiss, Stuttgart 2007), 160 Seiten, 14,90 Euro.

Die Archäologin Susanne Sievers, Leiterin des Projekts zur Erforschung des antiken Manchings, hat alle wichtigen bisherigen Erkenntnisse über die bedeutende Keltenstadt und ihre Bevölkerung in einem handlichen, reich bebilderten Standardwerk vereint. Seit Ende des 19. Jahrhunderts bereits untersuchen Experten die Siedlung, die inzwischen als eine der besterforschten Keltenmetropolen überhaupt gilt. Dennoch wurde nur ein Bruchteil der alten Siedlungsfläche ausgegraben. Auch deshalb ähnelt die Darstellung von Sievers oft eher einem groben, manchmal etwas verwirrenden Mosaik als einem genauen Bild.

Dorothee Ade und Andreas Willmy, Die Kelten (Theiss, Stuttgart 2007), 190 Seiten, 19,90 Euro.

Das empfehlenswerte Überblickswerk enthält auch viele Details zum Alltag in einer Keltensiedlung, etwa zu Ernährung und Kleidung, zu Häusern und Handwerk, aber auch zu Münzwesen und und Glaubenswelt. (Siehe Überblickswerke)

zurück zur Hauptseite

Druiden

DRUIDEN

Bernhard Maier, Die Druiden (C.H. Beck, München 2009), 126 Seiten, ca 9 Euro.

Wer waren die Druiden, jene mysteriösen Seher der Kelten, die seit Jahrhunderten die Phantasie der Menschen beflügeln und noch heute Nachahmer inspirieren? Der deutsche Keltenforscher Bernhard Maier folgt ihrer Spur von der ersten Erwähnung in griechischen Quellen bis hin zur modernen Druidenbewegung. Er interpretiert die Berichte antiker Autoren wie Julius Caesar, dessen Feldzüge den Niedergang des Druidentums einleiteten. Maier geht der Frage nach, ob die Keltenreligion im mittelalterlichen Irland überdauerte, und beschreibt, wie im 16. Jahrhundert das Interesse an den Druiden neu erwachte. Sein Stil ist nüchtern, bisweilen gar spröde. Doch bei einem Thema, das wie kaum ein anderes zu wilder Spekulation verleitet, ist die kritische Distanz des Tübinger Religionswissenschaftlers hochwillkommen.

Alfred Haffner (Hrsg.), Heiligtümer und Opferkulte der Kelten (Nikol Verlagsgesellschaft, Hamburg 2000), 121 Seiten, antiquarisch ab ca. 5 Euro.

Lange war von den Druiden nicht viel mehr bekannt als das, was die antiken Autoren berichten. Doch seit einigen Jahrzehnten werfen archäologische Forschungen neues Licht auf die Religion der Kelten. Gemeinsam mit Fachkollegen beschreibt der Frühgeschichtler Alfred Haffner einige der interessantesten Entdeckungen aus Frankreich, England und Deutschland. Manche davon lassen auf blutige Rituale schließen – etwa eine Opferstätte im nordfranzösischen Ribemont-sur-Ancre, wo Dutzende von kopflosen Skeletten ans Tageslicht kamen. Die Ausgrabungen dokumentieren die Autoren mit zahlreichen Fundortfotos, Grundrissen und Rekonstruktionen. Hilfreich ist auch die Auswahl antiker Texte am Ende des Bandes – sie erlaubt es, die Sicht griechischer und römischer Geschichtsschreiber mit den archäologischen Befunden zu vergleichen.

Gallischer Krieg

GALLISCHER KRIEG

Christian Goudineau u.a., Caesar und Vercingetorix ( Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2003), 71 Seiten, 24, 54 Euro.

Dieser erweiterte Sonderband der Zeitschrift ANTIKE WELT ist ein wunderbares Einstiegs- und Überblicksbuch zur Geschichte des Gallischen Krieges. Verschiedene Autoren porträtieren die beiden Hauptakteure Caesar und Vercingetorix, zeichnen das entscheidende Kriegsjahr 53 vor Christus detailliert nach, dokumentieren Fragen der Forschung. Vor allem aber zeigen sie, wie archäologische Grabungen im früheren Gergovia, Bibracte und Alesia immer präzisere Vorstellungen von Befestigungsanlagen, Orten der Schlachten und Bewaffnung der Krieger liefern. Und wie Funde und Caesars Kriegsbericht einander bestätigen und ergänzen. Den Texten beigegeben sind zahlreiche Fotos der Kriegsschauplätze, die zeigen, dass die Schlachten bis heute ihre Spuren in der Landschaft hinterlassen haben. Oder Aufnahmen von Grabungsfunden wie Münzen, Speerspitzen oder Helme. Farbige Karten rekonstruieren, wo möglich, die Wege, die Caesar und Vercingetorix mit ihren Truppen genommen haben.

Wolfgang Will, Veni, vidi, vici. Caesar und die Kunst der Selbstdarstellung (Primus Verlag, Darmstadt 2008), 152 Seiten, 16,90 Euro.

Der Althistoriker Wolfgang Will, Autor mehrere Bücher über Caesar und seine Zeit, widmet sich in diesem Buch den Schriften Caesars, insbesondere des „Gallischen Krieges“. Er zeigt, dass Caesar nicht nur ein ehrgeiziger und skrupelloser Machtpolitiker war, sondern auch ein begnadeter Propagandist seiner selbst. „De bello Gallico“, so lässt Will uns wissen, ist eine großartige Inszenierung, die zielstrebig auf ihren Höhepunkt zuläuft: das Duell zwischen Caesar und Vercingetorix. Caesar stilisiert den Gallier zum nahezu gleich starken Gegner. Der dennoch nie ebenbürtig ist, sondern in Caesars Schilderungen stets ein grausamer Barbar bleibt. Will zeigt, wie geschickt Caesar seinen Lesern genau seine Deutung des Krieges aufzwingt, nicht indem er lügt oder verfälscht, sondern indem er seine wahren Kriegsziele verschweigt. Der „Gallische Krieg“ wird zum Lehrstück von Geschichtsinszenierung, über das Will amüsant und sprachlich elegant schreibt

Britannien

BRITANNIEN

Vanessa Collingridge, Boudica. The Life of Britain’s Legendary Warrior Queen (Woodstock 2007, Verlag Overlook TP), 11,99 Euro

Vanessa Collingridge ist eine wunderbare Erzählerin und versteht es, ihre Leser gekonnt durch die dramatischen Jahrzehnte zu führen, in denen die Römer ihre Macht auf Britannien ausdehnen und schließlich die Insel besetzen. Sehr lebendig und wissenschaftlich fundiert schildert sie Boudicas Rebellion; zugleich zeichnet sie ein sehr anschauliches Bild des keltischen Alltagslebens in Britannien. Ausführlich geht sie auch auf die Nachwirkungen des Aufstandes und den „Mythos Boudica“ ein. Wer sich intensiver mit Britanniens großer Keltenkönigin beschäftigen möchte, sollte mit diesem Buch beginnen.

Richard Hingley und Christina Unwin, Boudica. Iron Age Warrior Queen (London 2006, Verlag Hambledon Continuum), 256 Seiten, 18,99 Euro

Fast alles, was man über Königin Boudica weiß, weiß man aus den Überlieferungen ihrer Feinde – der Römer. Hingley und Unwin machen sich daher daran, die Berichte der römischen Geschichtsschreiber Tacitus und Cassius Dio kritisch zu lesen. Sie zeigen, wie sehr diese Berichte von Klischees der Autoren bestimmt sind – und wie fremd und zugleich faszinierend für einen Römer die Vorstellung war, dass ein Frau Königin und Feldherrin sein könnte. Ein weiterer Schwerpunkt dieses lesenswerten Bandes: die archäologischen Spuren der Verwüstungen in den von Boudica überfallenen Städten Colchester, London und St. Albans.

zurück zur Hauptseite

GEO EPOCHE Nr. 47 - 02/11 - Die Kelten

Mehr zum Thema