Anzeige
Anzeige

Leseprobe: Ein Reich aus Eisen und Blut

Von Bismarck in eine diplomatische Falle gelockt, erklärt der französische Kaiser Preußen im Juli 1870 den Krieg. Doch das schlecht vorbereitete Frankreich unterliegt. Die Niederlage zerstört das Regime Napoleons III. – und wird gleichzeitig zum Auslöser für die Gründung des Deutschen Reiches

Lesen Sie einen Auszug aus der neuen Ausgabe von GEOEPOCHE zum Thema "Otto von Bismarck":

Als die Depesche aus Bad Ems eintrifft, sitzen die Herren gerade im Speisezimmer beim Abendessen. Zu Gast in der Berliner Wohnung des preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck sind an diesem 13. Juli 1870 Kriegsminister Albrecht Graf von Roon und der Chef des Generalstabs, Helmuth von Moltke. Gebracht wird ein eiliges, vom preußischen König autorisiertes Telegramm.

Es ist der Bericht eines Legationsrates über ein Gespräch, das Wilhelm I. am Morgen dieses Tages in dem rheinischen Kurort mit dem französischen Botschafter geführt hat, der "auf zuletzt sehr zudringliche Art", wie es heißt, auf den Monarchen eingeredet habe. Der Monarch habe den Botschafter daraufhin "zuletzt etwas ernst" zurückgewiesen.

Die versammelten Herren sind sich schnell einig: Aus dem harmlosen Telegramm lässt sich ein Krieg der Großmächte provozieren.

Bismarck wird in dem Schreiben vom preußischen König ermächtigt, den Inhalt des Telegramms zu veröffentlichen. Das wird er auch sofort tun – allerdings in einer neuen Fassung.

Nur ein paar Kürzungen, ein paar Straffungen. Durchaus üblich bei der Publikation interner amtlicher Dokumente. Keine neuen Formulierungen, keine Veränderung. Und doch ist nach kurzer Redigatur ein gänzlich neuer Text entstanden. Knapper, schärfer, zugespitzter. Schroff. Nicht mehr höflich beschwichtigend.

Alle Formulierungen, die ein Entgegenkommen des preußischen Königs zeigen, sind gestrichen worden, sodass die Zurückweisung des Botschafters durch den Monarchen umso schärfer heraussticht: "Seine Majestät der König hat es darauf abgelehnt, den französischen Botschafter nochmals zu empfangen und demselben durch den Adjutanten vom Dienst sagen lassen, dass Seine Majestät dem Botschafter nichts weiter mitzuteilen hat."

Diese Version gibt Bismarck sofort an die Presse weiter – ohne dass Wilhelm I. oder gar die Regierung in Paris sie zuvor zu sehen bekommen.

"So hat das einen anderen Klang", sagt General Moltke, "wie eine Fanfare in Antwort auf eine Herausforderung."

Aus einem sachlichen Text ist eine Provokation geworden.

Die Botschaft soll Frankreich reizen bis zum Krieg. Denn der Ministerpräsident weiß: Nach einer Reihe diplomatischer Niederlagen ist der französische Kaiser Napoleon III. innenpolitisch geschwächt und wird in der Öffentlichkeit hart kritisiert.

Eine weitere Demütigung würde seine Herrschaft kaum überstehen – und bliebe diese "Emser Depesche" ohne eine angemessene Antwort, wäre dies eine solche weitere Schmach.

Sie soll Napoleon III. endlich in den Krieg zwingen, den Bismarck sich schon seit einiger Zeit ersehnt.

Den vollständigen Text können Sie in der neuen Ausgabe von GEOEPOCHE zum Thema "Otto von Bismarck" nachlesen.

Innerhalb von nur drei Wochen transportieren Eisenbahnen 640 000 Soldaten der Preußen und ihrer Verbündeten an die Front. Die französische Mobilmachung verläuft schleppend. So sind die Deutschen von Kriegsbeginn an im Vorteil und rücken rasch vor
Innerhalb von nur drei Wochen transportieren Eisenbahnen 640 000 Soldaten der Preußen und ihrer Verbündeten an die Front. Die französische Mobilmachung verläuft schleppend. So sind die Deutschen von Kriegsbeginn an im Vorteil und rücken rasch vor
© AKG

zurück zur Hauptseite

GEO EPOCHE Nr. 52 - 12/11 - Otto von Bismarck

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel