Weimarer Republik, 1919-1933
1919 erschaffen sozialdemokratische und liberale Politiker die erste deutsche Demokratie. Befreit von den Zwängen der Kaiserzeit wird Deutschland zu einer innovativen Nation im Tempo- und Technikrausch. Doch schwere politische Krisen zermürben die junge Republik
Friedrich Ebert, 1871-1925
Im Chaos der Revolution übernimmt der SPD-Vorsitzende und überzeugte Demokrat Friedrich Ebert die Macht. Doch der erste Präsident wird schon bald erbittert von rechts und links bekämpft. So wie die Republik, die er verkörpert
Dadaismus - Das Ende der Schönheit
1920 eröffnet in Berlin die "Erste Internationale Dadamesse". Durch den Krieg desillusioniert, verhöhnen die Organisatoren John Heartfield, Raoul Hausmann sowie George Grosz Militär und Bürgertum - und die sich erhaben gebende Kunst gleich mit
Berlin bei Nacht - Morgen früh ist Weltuntergang
Der Muff der Kaiserzeit ist abgeschüttelt, die Menschen genießen die Freiheit. In Varietés wie dem "Wintergarten" feiern, trinken und schnupfen sie die Angst vor der Zukunft weg. Immer dabei: die Nackttänzerin Anita Berber
Hitler-Putsch, 1923
In Bayern sammeln sich die schärfsten Gegner der Republik. Im November 1923 putscht in München der Rechtsradikale Adolf Hitler. Er scheitert, doch der Aufstand ist der erste Schritt auf seinem Weg zur Macht
Bauhaus - Das Spiel von Form und Funktion
Klare Fassaden, konsequente Reduktion: Die Kunstschule "Bauhaus" und ihr Direktor Walter Gropius setzen auf das Ende von Pomp und Schnörkeln in Architektur und Design. Und prägen damit ein ganzes Jahrhundert
Fotojournalismus - Die Welt im Bild
Als ab 1924 erstmals kleine und lichtstarke Kameras auf den Markt kommen, bedeutet dies eine Revolution der Fotografie: Dank der neuen Apparate lassen sich schnelle, ungestellte Aufnahmen machen. Und mit der Technik verändert sich auch der Journalismus, weg vom puren Text, hin zur modernen Illlustrierten
Hyperinflation, 1923
Finanziell liegt Deutschland nach dem Krieg danieder. Als die Regierung immer mehr Geldnoten drucken lässt, um ihre Ausgaben zu decken, löst dies die massivste Geldentwertung der Geschichte aus. Millionen verarmen, doch manche machen gigantische Gewinne - wie Hugo Stinnes, der "König der Inflation"
Konferenz von Locarno, 1925
Nach dem Weltkrieg ist Deutschland innerhalb der Staatengemeinschaft geächtet. Doch bei der europäischen Sicherheitskonferenz im Oktober 1925 am Lago Maggiore ist auch der deutsche Außenminister Gustav Stresemann vertreten - als beherrschende Gestalt
Fitz Langs "Metropolis"
Deutschlands Filmregisseure sind radikal und experimentell - und erlangen damit Weltruhm. Ab 1925 dreht Regisseur Fritz Lang das futuristische Stummfilmepos "Metropolis". Ein Großangriff auf Hollywood
Rundfunkübertragungen - Und alle hören zu
Die Europameisterschafft 1927 ist Max Schmelings erster Kampf, der live im Rundfunk übertragen wird. Der junge Athlet macht den Boxsport populär im Deutschen Reich - und das Radio gleich mit
Malerei - Der entfesselte Blick
Kaum eine Zeit stimuliert Künstler stärker: Mal kühl, mal polemisch, mal abstrakt, mal grotesk kommentieren die Maler der Weimarer Republik ihre krisenhafte Gegenwart - ein Bildessay von "Neuer Sachlichkeit" über veristische Groteske bis Surrealismus, von Franz Radziwill über Otto Dix bis Max Ernst
Temporausch - Mit 24 Raketen in die Zukunft
Berlin 1928: Ein zigarrenförmiger Wagen rast mit 238 km/h über die "Avus", am Steuer der Ingenieur Fritz von Opel. In einer Zeit, die süchtig ist nach Geschwindigkeit, wird der junge Industrielle bald zum Helden
Die Dreigroschenoper - "Glotzt nicht so romantisch!"
Weggespült hat die Revolution das wilhelminische Repräsentationstheater, abgeschafft die Zensur der Kaiserzeit. Nach 1918 gründet sich die deutsche Schauspielkunst neu: Erwin Piscator ersetzt den klassischen Helden durch das Kollektiv, Bertolt Brecht und Kurt Weill verabschieden sich vom althergebrachten Naturalismus und erfinden das unbequme, das politische Musical
Alfred Döblin - "Berlin Alexanderplatz"
Reklamegeschrei, Verkehrslärm, Lichterglanz: Eine Großstadt sprachlich zu fassen, ist noch keinem deutschen Schriftsteller gelungen - bis Alfred Döblin "Berlin Alexanderplatz" vorlegt. "Die Geschichte des Franz Biberkopf"
"Blutmai", 1929
Die KPD mit ihren paramilitärischen Rotfrontkämpfern fordert die Diktatur des Proletariats nach sowjetrussischem Vorbild und verachtet die in der SPD getragene Republik. Im Mai 1929 eskaliert der Streit innerhalb der Arbeiterbewegung - ein selbstmörderischer Konflikt
Kurt Tucholsky - Der Mann, der Theobald Tiger war
Große Literaten wie Döblin, Ringelnatz und Kästner schreiben für die einflussreiche, linksliberale Wochenschrift "Die Weltbühne". Ihr schärfster Geist aber ist ein Autor, der an der Republik verzweifeln wird: Kurt Tucholsky
Weltwirtschaftskrise, 1929 - Im Griff der Depression
Vor allem amerikanische Kredite stützen die von Krieg und Reparationen geschwächte deutsche Wirtschaft. So trifft es den Staat von Weimar besonders hart, als im Oktober 1929 die New Yorker Börse einbricht. Im Interview: der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Carl-Ludwig Holtfrerich über Bankenkrise, Massenarbeitslosigkeit und starrsinnige Politiker
Präsidialregime, 1930-32 - Parlament im Abseits
Nach dem Scheitern der Großen Koalition 1930 stellt Reichspräseident Paul von Hindenburg den Konservativen Heinrich Brüning an die Spitze eines Kabinetts, das ohne Mehrheit im Reichstag regiert - allein mithilfe von präsidialen Notverordnungen. Damit steht die parlamentarische Demokratie vor ihrem Ende
Die letzten Tage der Republik, 1933
Januar 1933, die Republik liegt am Boden: Eine schwere Depression lähmt die Wirtschaft, mehr als sechs Millionen Menschen sind ohne Arbeit, extreme Parteien blockieren den Reichstag. In dieser Notlage verbünden sich Angehörige der alten Eliten mit dem Emporkömmling Adolf Hitler
Daten und Fakten
Die Geschichte der Weimarer Republik